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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Dr. Seltsam ist eine Kriegssatire von Stanley Kubrick mit Peter Sellers in der Hauptrolle. Die USA wollen in Form des US Air Force-Generals Jack Ripper einen Atomkrieg mit der Sowjetunion auslösen, da sie meinen, die Russen könnten die Körpersäfte der US-Amerikaner zersetzen.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

„Lassen Sie mich ausreden, Dimitri…“

Mitten in der heißen Phase des kalten Krieges hält Stanley Kubrick („Uhrwerk Orange“) den nuklearen Supermächten den Spiegel vor, zeigt auf hoch amüsante und gleichzeitig erschreckende Art und Weise, wie nah nicht nur Krieg und Frieden, sondern auch überspitze Satire und gar nicht mal so witzige Realität beieinander lagen. Wie schnell hätte dieses Szenario tatsächlich stattfinden können? Wie oft stand es kurz davor und wie weit entfernt von dem hier Gezeigten wäre es dann überhaupt gewesen? So sehr Kubrick mit seinem Film auch unterhält und eine höchst bedrohliche Situation spitzfindig durch den Kakao zieht, dieser Gedanke lässt einen äußerst nachdenklich werden. Und das nun 50 Jahre später. Man möge sich mal vorstellen, für welche Denkanstöße er damals gesorgt haben muss, kurz nach dem Konflikt in der Schweinebucht und dem Beinah-Ausbruch des dritten Weltkrieges.

„…natürlich spreche ich gerne mit Ihnen und sage Ihnen auch gerne Guten Tag…nein, im Augenblick nicht Dimitri, sonst jeder Zeit…“

Wie abstrus ist es, dass während der nervösen Lauerstellung zwischen Ost und West die Willkür eines einzelnen Mannes den Fall X heraufbeschwören könnte? Eigentlich gar nicht. Natürlich wollte das damals (und heute natürlich auch noch) niemand wahrhaben, schließlich vertraut man auf die Besonnenheit und weise Diplomatie derjenigen, die im Ernstfall die entscheidenden Befehle geben. Doch auf alle Eventualitäten paranoid vorbereitet, gibt es natürlich eine Abkürzung in der Hierarchie. Schließlich muss schnell gehandelt und darf nicht erst lange debattiert werden, wenn der Feind schon im Vorgarten steht. Ein Übergeschnappter mit den richtigen Orden an der Brust kann da schon reichen, fertig ist der Super-GAU. Diese Ausgangslage war gar nicht mal so abwegig und tatsächlich erscheint „Dr. Strangelove“ in der ersten halben Stunde nicht unbedingt wie eine humorvolle Satire. Genau so könnte auch ein bierernster Kalter-Kriegs-Thriller beginnen. Erst mit der Zeit gleitet Kubrick fließend in den sarkastischen-ironischen Part über. Das geschieht so selbstverständlich und bald beiläufig, dass man den Übergang gar nicht merkt. Immer weiter steigert er sich in seinem Rundumschlag gegen den Wahnsinn seiner Zeit, zeigt die Machthaber als hilflose Hampelmänner in ihrer selbstgeschaffenen Zerstörungsmaschinerie, die einmal in Gang gesetzt auch von ihnen nicht mehr zu stoppen scheint. Selbst das Ende scheint nach der Logik dieser Welt nur konsequent. Und hey, zehn Frauen auf einen Mann, man(n) muss doch auch mal das Positive sehen.

„…uns tut es auch leid Dimitri, sehr leid…na schön, es tut Ihnen noch mehr leid als mir…“

„Peace Is Our Professon“, im Schatten dieses hämischen Mottos führt Kubrick den Rüstungswettstreit vor, zerlegt mit sichtlichem Genuss das Bild vom starken Regierungs- und Militärapparats und macht deutlich, wieviel beängstigende Wahrheit und eigentlich nur wenig Überzeichnung in seinem Film steckt. Ein Worst-Case-Szenario unter diesen Bedingungen wäre wohl nur geringfügig anders abgelaufen. Extrem mutig und noch viel wichtiger, diesen Film so zu dieser Zeit aufzuführen. Besser und vor allem zeitnaher wurde der Konflikt nie auf die Schippe genommen, da es sich trotz seiner Absurditäten nicht zu sehr von den Tatsachen entfernt. Natürlich darf man einen Mann neben Kubrick nicht unerwähnt lassen: Peter Sellers ("Der Rosarote Panther"), der an einer wahren Sternstunde seines Könnens teilhaben lässt. In einer Dreifachrolle (!), gesegnet mit seinem sagenhaften Timing und Improvisationstalent, das ist seine Bühne. Wenn Schauspieler in einem Film mehrere Rollen übernehmen, ist meist Fremdschämen angesagt, nur wenige konnten das glaubhaft verkörpern. Sellers ist ihr König. Was für eine Performance. Selbst wenn man es weiß, auf den ersten Blick ist er nicht unbedingt in der Rolle des US-Präsidenten zu erkennen. Er allein und sein brüllend-komisches Telefonat mit Genosse Dimitri wäre schon das Ansehen wert.

„…Sie können nicht sagen, dass es Ihnen mehr leidtut als mir. Es kann uns beiden gleich leidtun…“

Fazit

Die Normalität des Wahnsinns. Stanley Kubrick’s Film hat trotz seines enormen Zeitbezugs rein gar nichts von seiner Aktualität verloren. Schwelende Konflikte sind mindestens so bedrohlich wie akute Auseinandersetzungen, wenn nicht sogar schlimmer. Denn wenn keiner so richtig Bescheid weiß und sich eine Ereigniskette ungeplant in Gang setzt, gucken die Verantwortlichen plötzlich ganz dumm aus der Wäsche. Und letztlich auch wir, die das auszubaden haben. Ein irrer Ritt auf einer filmischen Bombe. Klug, komisch und absolut zeitlos.

Kritik: Jacko Kunze

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