"Gentlemen. You can't fight in here. This is the War Room!"
Morgen könnte die Welt untergehen! Glauben Sie nicht? Ist aber so, denn am roten Startknopf für die Atomraketen, die überall auf der Welt verteilt sind, sitzen Menschen. Leute von der Armee, der Politik, vielleicht der Wissenschaft, aber es ändert nichts daran: es sind NUR Menschen. Ist diese Vorstellung nicht absolut beängstigend? Der Druck eines Knopfes und schon wäre der Planet nur noch eine Ruine. Oh ja, daraus könnte man großes Drama basteln. So viele Tote, so mannigfaltige Zerstörung. Hach, was wäre das für ein emotionales Fest. Doch Regie-Legende Stanley Kubrick machte aus der Vorbereitung zur Zerstörung der Welt eine hinreißende Komödie. Eine herrlich sarkastische Satire, die uns zeigt, wie die Mechanismen der Macht funktionieren und wie schnell diese versagen.
In „Dr. Seltsam“ reicht ein bockiger, dummer General um ein Chaos in Gang zu setzen, das seines gleichen sucht. Das spielt zwar alles zu einer Zeit, als Mauerfall und Perestroika bloßes Wunschdenken war, doch auch heute hat Kubricks bitterböse wie teils groteske Karikatur des kalten Krieges nichts von der Bissigkeit eingebüßt. Erst kürzlich wurde ein Bild veröffentlich, auf dem zu sehen war der der nordkoreanische Staatschef Kim Jong-un im Schlapperlook und mit Zigarette in der Hand einen Atomtest überwachte. Dieses Bild, welches eine fast schon angsteinflößende Beiläufigkeit suggeriert, präsentiert uns das gleiche Schauspiel wie „Dr. Seltsam“: am Ende liegt es vielleicht an nur einem Menschen, ob unsere Welt kollidiert oder nicht. Das ist eine Erkenntnis, die Kubrick gewiss mit erhobenen Zeigefinger hätte wiedergeben können, doch er machte daraus einen großen Witz, vorgetragen von Peter Sellers, einem der wohl besten Komödianten aller Zeiten.