Inhalt
Johanna ist Polizistin aus Leidenschaft. Dabei schießt sie gerne übers Ziel hinaus. Sie verhaftet Parksünder, ringt verängstigte Opfer nieder und hilft auch mal Bankräubern, die Beute im Auto zu verstauen. Johanna ist ein Alptraum und besessen von dem Wunsch, zu den Supercops der Elite-Einheit RAID zu gehören. Um ihren Traum mit Realität zu kurieren, verschafft ihr der Innenminister-Papa eine Probezeit bei der RAID. Übermotiviert und mit geballter Tollpatschigkeit wirft sich Johanna auf ihre neue Aufgabe. Die Terror-Gang des berüchtigten "Leopard" soll endlich unschädlich gemacht werden. Doch mit Johanna in ihren Reihen muss die RAID so einen Einsatz erstmal überleben …
Kritik
Wenn es um das französische Comedy-Kino geht, dann ist wahrlich Dany Boon nicht weit. Immerhin hat der Willkommen bei den Sch'tis-Star (sein damaliger internationaler Erfolg feiert nächstes Jahr bereits sein zehnjähriges Jubiläum) einen finanziellen Erfolg nach dem anderen in Frankreich und lockt regelmäßig Millionen Zuschauer in die Kinos. Die Qualität ist indes dabei eher schwankend: Während Filme wie Micmacs - Uns gehört Paris! oder Nichts zu verzollen gar schon Klassiker des Genres sind, haben Filme wie Super-Hypochonder, Lolo - Drei ist einer zu viel oder Nichts zu verschenken eher ein müdes Lächeln parat, als ein wirklich humorvolles Highlight. Auch dieses Jahr konnte Dany Boon mit Die Super-Cops - Allzeit verrückt! (OT: Raid dingue) erneut einen absoluten Kassenschlager präsentieren und das sogar als Autor, Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller. Doch kann der Film rund um eine tollpatschige wie besessene Polizeianwärterin (Alice Pol) sowie ein Macho-Unsicherer Raid-Offizier (Dany Boon) überzeugen? Nun, zum Teil. Denn während die erste Hälfte eher als müdes Schaulaufen von Klischees bezeichnet werden kann, bietet zumindest der Filmabschluss einige gehörige Lacher, mehr aber auch nicht.
Die Sympathien sind zumindest in Die Super-Cops - Allzeit verrückt! nicht gleich klar verteilt: So wird uns Johanna Pasquali als überdrehte, hysterische, tollpatschige wie besessene Frau präsentiert, die sich nur darüber definiert, wie ihr Verhältnis zum Job ist. Und hier liegt einiges im Argen: So wollen ihre – zumeist männlichen Kollegen – nicht mit ihr arbeiten und auch Einsätze verlaufen eher im Chaos, als wirklich nach Plan. Während so schließlich ihr Vater dafür sorgt, natürlich per Erpressung, dass sie doch beim heißgeliebten RAID aufgenommen wird, offenbart sich dann Eugène Froissard als Machohafter Ausbilder mit Vorurteilen und einem deutlichen Hang zu Selbstzweifeln. Die Lacher sind auf jeden Fall in der ersten Hälfte von Die Super-Cops - Allzeit verrückt! recht rar und die Klischees eher im Vordergrund. Doch nicht nur dies: Auch die Geschichte wirkt an vielen Stellen arg vorhersehbar und das Ende bereits zu Beginn vorausschauend. Eine vollkommende Katastrophe ist der Film von Regisseur Dany Boon dann aber auch nicht. Dies liegt zum einen am harmonischen Duo bestehend aus Alice Pol und Dany Boon – die ihre Rollen herrlich selbstironisch auslegen – zum anderen aber auch der Botschaft selbst, die uns der Film recht oberflächlich aber dennoch gut transportiert: Geschlechterrollen sind eher antik und der Kampf um seine Träume lohnt sich immer.
Somit ist dann auch die zweite Hälfte von Die Super-Cops - Allzeit verrückt! deutlich besser: Hier kann sich nicht nur Johanna Pasquali als gelungene Protagonistin etablieren, sondern auch die vielen Nebencharaktere sind endlich so positioniert, dass sogar einige Lacher garantiert sind (gerade bei Dany Boon und Florent Peyre). Zwar bleibt die Geschichte weiterhin Schablonenhaft, aber mit etwas Action und vor allem Yvan Attal als sich gern verkleidender Terrorist Viktor (der den Film deutlich aufwertet und sogar noch mehr Screentime verdient hätte), gibt es dann sogar Spannung, sodass Unterhaltung garantiert ist. Natürlich bietet das Finale eher überzogene wie ausufernde Motive und natürlich müssen sich auch unsere Helden erst finden, doch dies trübt am Ende das Gesamtergebnis dann wenig. Vielleicht möchte Die Super-Cops - Allzeit verrückt! eben auch gar nicht mehr sein: Eine kurzweilige wie solide Komödie mit kleinen Botschaften und sehr ausufernden tollpatschigen Szenen, die zudem auch noch Jean-Paul Belmondo huldigen wollen (der im Film mehr als nur einmal einen kleinen Auftritt in Form von Postern und einem Videoausschnitt hat). Dies zumindest schafft der Film mit Bravur.
Fazit
"Die Super-Cops - Allzeit verrückt!" ist tollpatschig, oberflächlich, ausufernd und zuweilen auch laut. Das ist nicht immer so lustig wie gewollt, aber auch keine absolute Katastrophe. So bietet der Film solide kurzweilige Unterhaltung mit einem charmanten Darsteller-Duo aus Alice Pol und Dany Boon und zumindest einigen Lachern. Besonders Yvan Attal wertet den Film unglaublich auf. Wer also auf Dany Boon und seine Filme steht, kann hier bedenkenlos zugreifen. Ein Willkommen bei den Sch'tis ist die Regie-Arbeit von Boon allerdings nicht.
Autor: Thomas Repenning