Inhalt
Ein Raumschiff unternimmt die erste bemannte Mission zum Mars. Während des Fluges verhält sich Kommandant Merritt zunehmend merkwürdiger. Er beginnt die Bibel zu lesen und gelangt zu der Ansicht, dass ihre Reise Gotteslästerung sei. Schließlich versucht er die Mission zu sabotieren. - Farbenfrohes Sci-Fi- Abenteuer von George Pal, dem Produzenten des Klassikers "Kampf der Welten".
Kritik
"Dies ist die Geschichte von morgen oder übermorgen."
In den 1950er Jahren war der Name George Pal (Atlantis, der verlorene Kontinent) ein äußerst klangvoller, stand dieser doch für Filme ein, die das Kino noch in Form einer unumwundenen Traummaschinerie begriffen. Angesichts seiner sieben Oscar-Nominierungen für den besten animierten Kurzfilm (und einer Auszeichnung für das Lebenswerk) veräußert sich doch schon einmal ganz vortrefflich, mit welch erfolgreicher Hingabe der aus dem ehemaligen Österreich-Ungarn entstammende Pal sich der Tricktechnik seiner Zeit verschrieben hat. George Pal reüssierte jedoch nicht nur als Regisseur, auch als Produzent verstand der Ray-Harryhausen-Protegé es, den richtigen Filmstoff zu finanzieren. Das Sci-Fi-Abenteuer Endstation Mond beispielsweise wird auch heute noch als einschneidendes Ereignis innerhalb des Genres gewertet, während die filmhistorische Bedeutung von Die Zeitmaschine selbsterklärend scheint.
Die Eroberung des Weltalls, inszeniert von Byron Haskin (Notlandung im Weltraum), ist ebenfalls eines dieser Werke, das das George-Pal-Siegel vollkommen zu Recht tragen. Interessant aber ist dabei nicht nur, wie die Tricktechniker mit massenweise Pappmaché ihrer Vorstellung von Raumschiffen und -stationen nachkommen, sondern vielmehr, wie der Film seinen zeitlichen Kontext nach außen trägt. Das Jahr 1955 war eines, in dem der Sputnik-Schock noch in (gefühlt) ferner Zukunft lag - und noch weniger war man sich sicher, dass in nächster Zeit ein Mensch den Mond betreten sollte. Der Weltraum wurde auf der Leinwand noch nicht von extraterrestrischen Aggressoren besiedelt, die nur darauf warten, unserer Spezies den Garaus zu machen. In Die Eroberung des Weltalls geht es noch darum, die unendlichen Weiten zu erkunden, anstatt sich vor etwaigen Bedrohungen zu fürchten.
Das religiös-verbrämte Bedrohungsszenario, welches Die Eroberung des Weltalls im letzten Drittel formuliert, ist immerhin eines, welches sich ganz allein auf den Menschen bezieht - es ist intrinsisch. Allerdings rettet auch dieser dramaturgische Schlenker nichts daran, dass Byron Haskin hier einen vor allem reizlosen Film in Szene gegossen hat. Inhaltlich bleibt die Erkundungsreise des kosmischen Raums den Gesetzmäßigkeiten jener naiven Zukunftsvisionen treu, die in den 1950er und 1960er Jahren Hochkonjunktur feierten: Ein maskuliner Ballungsraum bildet das Zentrum, das Erschließen neuer Rohstoffe im All ist das Ziel. Dabei werden kurzzeitig tatsächlich Themen wie emotionale Verwahrlosung (die in der sogenannten 'Raummüdigkeit' kulminiert) angesprochen, zugunsten einer weitestgehend bleichen Odyssee zum Mars jedoch schnell wieder fallengelassen. Dass die Figuren Reißbrettprodukte bleiben, schadet der Wirkung dieses dialoglastigen Relikts natürlich durchweg.
Fazit
"Die Eroberung des Weltalls" ist ohne Zweifel eine typische George-Pal-Produktion, genießt aber sicherlich nicht die Qualität eines, zum Beispiel, "Endstation Mond". Dafür ist die Reise durch den kosmischen Raum zu reizlos gestaltet und verliert sich in dialoglastigen Sequenzen, die den Zuschauer niemals mitreißen, weil die Figuren schlicht zu eindimensional bleiben. Als naive Spiegelung der damaligen Gesellschaft (und ihre Wahrnehmung des Weltalls) scheint der Film ganz interessant, darüber hinaus aber funktioniert hier viel zu wenig.
Autor: Pascal Reis