7.4

MB-Kritik

Die Bande des Schreckens 1960

Horror, Drama, Crime – Germany, West Germany

7.4

Joachim Fuchsberger
Karin Dor
Fritz Rasp
Dieter Eppler
Ulrich Beiger
Karin Kernke
Ernst Fritz Fürbringer
Eddi Arent
Karl-Georg Saebisch
Alf Marholm
Elisabeth Flickenschildt
Klaas Akkermann
Otto Collin
Josef Dahmen
Peter Frank
Siegfried Frese

Inhalt

Bei seiner Verhaftung in einer Londoner Bank erschießt der jahrelang gesuchte Scheckfälscher und Betrüger Clay Shelton einen Polizisten. Als er daraufhin wegen Mordes angeklagt wird und gehängt werden soll, veranlasst er als seinen letzten Wunsch das Erscheinen aller freiwillig oder unfreiwillig an seiner Verhaftung und Verurteilung beteiligten Personen, um ihnen seine Rache zu prophezeien. Nach der Hinrichtung Sheltons sind diese Warnungen zunächst vergessen, bis Chefinspektor Long - maßgeblich an der Verhaftung Sheltons beteiligt - nur knapp einem Mordanschlag entgeht. Der Staatsanwalt, der Richter und der Henker werden bald darauf auf mysteriöse Weise umgebracht...

Kritik

Beim dritten Wallace aus dem Hause Rialto sah man sich erstmals in direkter Konkurrenz-Situation. Zeitgleich wurde durch Europa-Film nämlich die Wallace-Adaption Der Rächer produziert und zuerst in die Kinos gebracht, am Ende obsiegte aber Die Bande des Schreckens in der Gunst des Publikums. Wohl auch, da man bei Rialto auf die inzwischen erprobte Erfolgsformel der ersten beiden Verfilmungen setzte. So griff man etwa mit Joachim Fuchsberger, Karl-Georg Saebisch, Fritz Rasp, Ernst Fritz Fürbringer oder natürlich dem unverzichtbare Eddi Arent auf zahlreiche bekannte Gesichter aus Der Frosch mit der Maske und Der rote Kreis zurück. Mit Harald Reinl kehrte auch der Regisseur des Erstlings zurück und mit ihm auch die Selbstironie und Freude am Irrsinn, der Der Frosch mit der Maske zum größeren Vergnügen machte als der zu ernst ambitionierte Der rote Kreis. Aber das ist ja noch gar nichts gegen das, was einem bei Die Bande des Schreckens erwartet…

Immer noch spricht hier nicht zu Beginn Edgar Wallace himself, dafür ist von Anfang an richtig Schwung in der Bude. Nach dem drollig-creepigen Einstieg wird praktisch im Fünf-Minuten-Takt gestorben und „Blacky“ Fuchsberger hat als Chefinspektor Long alle Hände voll zu tun, da ein hingerichteter Verbrecher offenbar aus dem Grabe wieder auferstanden ist, um sich für seine Verurteilung zu rächen. Da wir trotz der stilistischen Ähnlichkeit zum günstigen B-Gruselfilm der 60er immer noch bei Edgar Wallace und nicht bei Edgar Allan Poe sind dürfte klar sein, dass dahinter natürlich „nur“ eine völlig obskure Verschwörungsgeschichte mit halsbrecherischen Plottwists steckt, die von Harald Reinl manchmal ganz nah an der Selbstparodie entlang inszeniert wird. Chefinspektor Long ist trotz akkuratem Mittelscheitel und Steuerberater-Outfit im Angesicht einer rasanten Mordserie lässiger als das Yard erlaubt, Eddi Arent als Polizeifotograf am Rande der Dauer-Ohnmacht mehr denn je pures Gold („Das macht Freude!“) und die Entwicklungen so banane, das geht auf keine Kuhhaut. Zudem gibt Karin Dor – Ehefrau von Regisseur Reinl – hier ihr Wallace-Debüt, woraufhin sie in der Folge zur Serientäterin wurde.

Durchgehend mit einem breiten Grinsen durchgejazzt kennt Die Bande des Schreckens nur den Vorwärtsgang. Das geht selbstredend auf Kosten von Logik, Vernunft oder jeder Form von Ernsthaftigkeit, aber im Gegensatz zum Vorgänger Der rote Kreis wird darauf auch nicht der geringste Wert gelegt. Das Ganze ist noch vogelwilder als Der Frosch mit der Maske in seinen schrägsten Momenten. Manchmal beinah am Charme der alten Batman-Serie, nur in Schwarz-Weiß. Besonders der Schlussspurt mit seinen bald Slapstick-artigen Actioneinlagen und einer Pointe, bei der jede Folge Scooby Doo vor Neid erblassen würde, ist man endgültig von allen guten Geistern verlassen. Exakt deshalb ist die Nummer drei des Rialto-Wallace-Katalogs so verdammt kurzweilig und enorm unterhaltsam ausgefallen.

Fazit

Für Jünger der Edgar Wallace-Verfilmungen ein einziges Freudenfest, unter seriösen Gesichtspunkten selbstredend absoluter Quatschkram mit einem schwindelerregenden Nonsens-Faktor. Dabei jedoch so liebevoll und enthusiastisch inszeniert, dem kann man vermutlich selbst als Skeptiker kaum nicht wenigstens insgeheim erliegen.

Autor: Jacko Kunze
Diese Seite verwendet Cookies. Akzeptieren.