Inhalt
Das Geschwisterpärchen Marlee (Tracey Wells) und Jeffrey (Carlton Beener) lebt seit dem Tod ihrer Eltern in einem Kloster. Da deren Stiefschwester Rosalyn (Sally Kellerman) nicht im väterlichen Testament bedacht worden ist, versucht sie mit Hilfe des Arztes Dr. Lasky (Roddy McDowall) und des perversen Hausmeisters Roger (William Sanderson) die junge Tänzerin Marlee in den Wahnsinn zu treiben, um sie danach für unzurechnungsfähig erklären zu lassen. Doch dabei haben alle Beteiligten die Rechnung ohne den magischen Spiegel aus „Mirror Mirror“ und den jungen Ausreißer Christian (Mark „Hulk“ Ruffalo) gemacht.
Kritik
87 lost minutes
Mit „Mirror Mirror“ ist Regisseurin Marina Sargenti 1990 eine ungemein unterhaltsame „Carrie“-Variation geglückt, die trotz storytechnischer Mängel eine fesselnde Grundstimmung erzeugen konnte. Knapp vier Jahre später machte sich die Regie-Eintagsfliege Jimmy Lifton ans Werk, um mit „Mirror, Mirror 2: Raven Dance“ aka „Devil Dance - Im Spiegelbild des Teufels“ an den (Videotheken-)Erfolg des Erstlings anzuschließen. Dabei versuchte Lifton das Grundthema von „Mirror Mirror“ – eine dämonische Kraft, die an einen Spiegel gefesselt ist und fortan junge Mädchen beeinflusst – beizubehalten, ansonsten jedoch eine genretechnische Kehrtwende durchzuführen. Anstatt auf trashigen 80er-Jahre-Grusel in Kombination mit High-School-Szenen zu setzen, bewegt sich „Raven Dance“ in Richtung abgedrehter Giallo mit Dramaelementen. Die Idee eines Genrewechsels an sich beweist Mut, das Ergebnis ist jedoch auf katastrophal schlechtem 90er-Jahre TV-Niveau. Dank Maritim Pictures kann sich der geneigte, deutschsprachige Zuschauer ab 27.03.2015 auch im DVD-Format ein Bild von „Raven Dance“ machen.
Rezensionstechnisch fällt es im ersten Moment beinahe schwer den genauen Grund für das miserable Endergebnis von „Raven Dance“ in Worte zu fassen, da das Gesamtkonstrukt so dermaßen zielgerichtet an allen Qualitätsnormen vorbeisteuert. Ganz besonders bietet sich dafür natürlich die völlig an den Haaren herbeigezogene Grundstory an, die von der ersten Minute weg, wie ein ausgesprochen dilettantisch verfilmter Groschenroman wirkt. Auffällig dabei ist, dass zwar das Genre und die Tonart des Erstlings beinahe zwanghaft geändert worden sind, die Struktur von „Mirror Mirror“ aber beinahe hundertprozentig gleich geblieben ist – Einleitungsszene aus der Vergangenheit, Sprung in die Gegenwart, Entdeckung der Macht des Spiegels, eine Handvoll Opfer, vermeintlicher Sprung zurück. Eigenständige Ideen sind hierbei ebenso wenig zu finden wie eine frische Neuinterpretation des Erstlingswerkes.
Ein weiterer Minuspunkt sind die lachhaften digitalen Effekte. Anstatt auf gut gelungenen (Hand-Made-)Grusel wie in „Mirror Mirror“ zu setzen, wird in „Raven Dance“ vergeblich versucht durch lächerliche Lichteffekte und grottenschlechtes CGI so etwas Ähnliches wie Spannung aufzubauen. Hinzu kommen eine nervenaufreibend schrille musikalische Untermalung und schier endlos wirkende Tanzszenen. Dabei möchte der Rezensent dieser Zeilen Tracey Wells nicht die (tatsächlich vorhandenen) tänzerischen Qualitäten absprechen, sondern nur darauf hinweisen, dass es sich bei „Raven Dance“ um eine Horrorproduktion und nicht einen Auszug aus Tschaikowskis Schwanensee handelt. Die Kombination aus endlosem Improvisationstanz und nervtötendem Gefiedel ergibt einen schier unerträglichen Cocktail. Die Darstellerleistungen haben an dieser Stelle im Normallfall noch nicht einmal eine gesonderte Erwähnung verdient, da sie dafür zu lachhaft und deplatziert ausgefallen sind. Einziger (kurioser) Lichtblick ist ein Wiedersehen mit dem jungen Mark Ruffalo, der erst vor kurzem (durch seine Rolle des Bruce Banner aka Hulk) zu spätem Starruhm gelangt ist.
Positiv kann man im Falle von „Raven Dance“ lediglich hervorheben, dass die Grundidee aus „Mirror Mirror“ immer noch einen gewissen Charme versprüht und der antizipierte Genrewechsel für sich genommen durchaus Mut erfordert.
Fazit
Selbst durch die Nostalgiebrille betrachtet ist Jimmy Liftons „Mirror, Mirror 2: Raven Dance“ ein Film zum Fremdschämen. Schlecht geschrieben, schlecht besetzt, schlecht inszeniert und schlecht getrickst. Ein Werk der 90er Jahre, das gut und gerne in Vergessenheit bleiben hätte können. Abseits von der guten, aber bereits aus „Mirror Mirror“ bekannten Grundidee hat der 1994er-Streifen absolut nichts Positives zu bieten. Finger weg.
Autor: Christoph Uitz