4.0

MB-Kritik

Der schöne Körper der Deborah 1968

Mystery, Horror, Romance, Drama, Thriller – Italy, France

4.0

Carroll Baker
Jean Sorel
Ida Galli
Luigi Pistilli
Michel Bardinet
Renato Montalbano
Mirella Pamphili
Domenico Ravenna
Valentino Macchi
Giuseppe Ravenna
George Hilton
Sisto Brunetti
Lella Cattaneo
Silvio Klein
Giuseppe Marrocco

Inhalt

Frisch verheiratet begeben sich Deborah und Marcel von L.A. auf Hochzeitsreise nach Genf, der Heimatstadt von Marcel. Dort konfrontiert ihn ein ehemaliger Freund mit dem Selbstmord seiner Ex-Freundin, den er durch sein Verschwinden verursacht haben soll. Von nun an wird das Pärchen von Drohanrufen belästigt. Sie reisen weiter nach Nizza, doch auch dort hört der Psychoterror nicht auf.

Kritik

Bevor der Giallo Anfang der 70er richtig durch die Decke ging und seinen ganz eigenen, unverkennbaren Stil in ästhetischer Stilisierung, Sleaze und zünftiger Gewalt fand, waren die Vorläufer (ausgenommen natürlich das prägende Referenzwerk Blutige Seide von Mario Bava) eher noch vorsichtige, konventionelle Krimis, die sich deutlicher am generellen, internationalen Output orientierten. Dementsprechend ist auch Der schöne Körper der Deborah von Romolo Guerrieri nur ansatzweise vergleichbar mit den Werken der 70er, wirkt noch sehr zahm und ist sichtlicher auf eine sich entwickelnde Story fokussiert, als es später bei Dario Argento (Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe) oder Sergio Martino (Der Killer von Wien, hier übrigens als Production Manager tätig) der Fall war. Dumm nur, wenn diese erst lange nicht zünden will und sich am Ende (dann doch wieder) als haarsträubend überkonstruierter Unfug herausstellt.

Es beginnt so romantisch, mit zärtlichen Liebkosungen am Strand, plitschi-platschi Fahrstuhlmusik und natürlich dem Sonnenuntergang. Leider wird das frisch vermählte Paar auf seiner folgenden Hochzeitsreise mit der nicht ganz so blütenreinen Vergangenheit des unter Stress plötzlich recht schroffen Göttergattens konfrontiert und von einem Unbekannten (oder doch sehr gut Bekannten?) gestalkt, mit Morddrohungen am Telefon und akustischer Zermürbung durch die immer wieder überraschend aufgelegte Platte terrorisiert. Dazwischen wird reichlich Misstrauen gesät, hier und da Verdachtsmomente gestreut und durch dezent-unüberhörbare Andeutungen suggeriert, dass ein eventueller „Unglücksfall“ für beide trauernden Hinterbliebenen zumindest ein finanzielles Trostpflaster bereithalten würde. Also, wer führt hier wen hinters Licht, sind beide nur Opfer oder steckt doch mehr hinter dem Spuk, als bisher zu ahnen wäre? Auf dem Papier hört sich das Script von Ernesto Gastaldi (Es war einmal in Amerika) mit Sicherheit in der ersten Stunde besser an, als es Guerrieri verwirklicht. Mit bequemer Gemütlichkeit wird selbst das durchaus vorhandene Suspense-Material fahrlässig verbummelt, zusammen mit der hölzern-uninteressanten Inszenierung entsteht ein trauriger Kanon der eingeschlafenen Füße.

Spannend ist trotz der nicht grundsätzlich unbrauchbaren Ausgangslage eigentlich nur, wann Carroll Baker (Das war der Wilde Westen) ihren im Titel angekündigten, vorzeigbaren Körper zur Schau stellt und mit was für Absurditäten sie ihn öfter bedeckt. Da gibt es den giftgrünen Catsuit beim Twister-Spiel, den scheußlichen Fuchsfell-Pelz und zum Abhotten in der Disse wird sich mit Christbaumkugeln behängt. Mutig, selbst für die 60er. Der Film vernachlässigt Effektivität für den Moment, um konsequent auf seine Schlussminuten hinzuarbeiten, in denen endlich mal was passiert. Da wollen sie es plötzlich richtig wissen und Der schöne Körper der Deborah zaubert eine vermeidlich kluge Wendung aus dem Hut, die man schon längst gegen den Wind gerochen hat. Obwohl einige vorher gezielt platzierte Täuschungen dabei gar keinen Sinn machen. Um den Kohl richtig fett zu machen, versucht man sich gleich am doppelten Rittberger, der für seine Zeit zugegeben noch nicht üblich war, was seine nicht vorhandene Plausibilität aber nur schmerzlich unterstreicht. Das ach so smarte Drehbuch, das ganze Hüh und Hott, verpufft wie eine platte Rauchbombe, denn nun ist nichts mehr rund. Schade, denn trotz der vorher über Gebühr strapazierten Geduld, die Pointe ist von seinem Zynismus ganz nett. Was nicht vor Schwachsinn schützt.

Fazit

Ein deutlich überschätztes Giallo-Frühwerk, das nur von seiner Pointe leben will, sich zu sehr davon abhängig macht und sie mit dem letzten I-Tüpfelchen eigentlich gnadenlos versemmelt. Es gab danach noch viele, inhaltlich deutlich weniger bemühte Gialli, aber die wussten schon, was sie können und was nicht. Ambitioniert gescheitert, mit Welpenschutz.

Autor: Jacko Kunze
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