Inhalt
Minou ist atemberaubend schön, und dennoch fühlt sie sich von ihrem überarbeiteten Ehemann Peter vernachlässigt. Eines Nachts wird sie während eines Spaziergangs überfallen und von ihrem Angreifer mit einer unangenehmen Überraschung konfrontiert: Peter soll einen Mord auf dem Gewissen haben. Damit beginnt für Minou eine schwere Zeit, denn der Unbekannte stellt Forderungen an sie, deren Erfüllung die verzweifelte Frau bis an ihre Grenzen bringt. Und sein perverses Spiel ist nur der Auftakt einer quälenden, unaufhaltsamen Reise in den Wahnsinn.
Kritik
„Ich ließe mich gerne mal vergewaltigen.“
Selbstverständlich, welche Frau denkt denn insgeheim nicht so? Meine Herren(Magazine), bei seinem Debütfilm vergreift sich Luciano Ercoli einige Male heftig im Ton und zeichnet ein mehr als fragwürdiges Frauenbild. Feministinnen dürften nicht nur beim deutschen Titel (dafür kann Signori Ercoli ja nun nichts) gar nicht mehr von der Palme runterkommen. So reißerisch und direkt wie es der deutsche Verleih seinerzeit verscherbeln wollte, geht es dennoch beileibe nicht zu. Wer jetzt auf unzählige nackte und explizit bis auf die Nippel gefolterte Damen hofft, kann die Taschentücher ruhig stecken lassen. Für das einhändige Schleudertrauma gänzlich ungeeignet. Da haben Kollegen wie z.B. Sergio Martino („Der Killer von Wien“) viel deutlicher mit einer Hand in der Hose gedreht und akute Unterkühlung ihrer Darstellerinnen schamlos in Kauf genommen. Wenig Fleischbeschau, trotzdem ist Sexismus hier nicht nur eine blanke Unterstellung. Eine gute Ehefrau weiß ihren Göttergatten mit allem was sie spreizen kann zu verteidigen (warum auch immer, besonders sympathisch oder liebevoll kommt der Kerl nicht unbedingt rüber, dann eventuell nachvollziehbar) und bloß nicht nachfragen oder mal kurz nachdenken. Wie es so schön gesagt wird: „Du kannst ihr nicht vorwerfen, dass sie wie eine Frau gehandelt hat.“
So übel und schwer daneben das eigentlich ist, „Frauen bis zum Wahnsinn gequält“ ist rein formal ein Traum, und zwar kein feuchter. Optisch ein einziger Genuss. Wunderbar fotografiert, minutiös Ausgestattet. Da stimmt jedes Detail, sei es im Farbarrangement, Design oder der Beleuchtung. Dazu wird mit Dagmar Lassander („Das Haus an der Friedhofsmauer“) eine anbetungswürdige Hauptdarstellerin präsentiert, fügt sich nahtlos in den perfekten Augenschmaus ein. Von seiner Präsentation so brillant wie von seiner Aussage schlüpfrig, wie ein frivoles Schmuddelheft ausgestellt als faszinierendes Gemälde in einer Kunstgalerie. Ennio Morricone bastelt dazu eine eher unspektakuläre Fahrstuhlmusik, die im verwendeten Kontext erstaunlich präzise und treffsicher wirkt. Wer kann, der kann halt. Ungewöhnlich für sein Genre und gerade dadurch sehr interessant ist die Geschichte. Obwohl sich nicht dogmatisch an klassische Giallo-Regeln orientiert wird, gehört „Frauen bis zum Wahnsinn gequält“ eindeutig in diese Schublade. Kein Serienmörder mit scharfer Klinge, eigentlich überhaupt keine Mordopfer (bis auf ein angebliches, von dem wir nichts zu sehen bekommen), nicht das typische Whodunit-Muster. Whodunit spielt zwar schon eine Rolle, jedoch eher sekundär und zum Ende hin. „Was geschieht hier und warum überhaupt“, das ist eher die Frage. Somit entzieht sich der Film den ganz prägnanten Merkmalen des Giallo, wird von seinem Regisseur selbst als Psychothriller bezeichnet, was man sicher auch so stehen lassen kann. Wie auch immer, von seinem Auftreten, seiner schäbig-artifiziellen Mischung und diverser inszenatorischen Mitteln lässt sich seine Genrezugehörigkeit kaum verleugnen. Es muss ja nicht immer die gleiche Suppe sein. Allein deshalb kommt man als interessierter Zuschauer der fast ausgestorbenen Filmform kaum an diesem Beitrag vorbei.
Fazit
Wunderschön gefilmter Schund, der visuell in der höchsten Liga seines Fachs spielt. Eine reizvolle, nicht zu vorhersehbare Handlung, die an den üblichen Problemen des Genres - wie einer absurden Auflösung – so sehr krankt, wie an seinem beschämenden Rollenverständnis. Selbst als Baustein der Handling ein Schwachpunkt, da dafür nicht schlüssig genug. Für Genrefans aber kaum verzichtbar.
Autor: Jacko Kunze