MB-Kritik

Der kleine Prinz 1990

Animation – Austria, West Germany

Sabine Bohlmann
Joachim Höppner

Inhalt

Nach einer Notlandung in der Sahara begegnet ein Pilot einem kleinen Jungen, der sich als Prinz von einem kleinen Stern herausstellt. Den hat er verlassen, als er an der Liebe seiner Rose zu zweifeln begann. Auf seiner langen Reise durch den Weltraum trifft er viele seltsame Menschen und Charaktere, wie den König ohne Untertanen, den Eitlen, den Geschäftsmann, den Laternenanzünder oder den Geografen. Schließlich auf der Erde angekommen, freundet er sich mit einem Fuchs an, der sich von ihm zähmen lässt.Und obwohl der kleine Prinz auf der Erde viele Rosen sieht, versteht er nun, warum seine Rose für ihn einzigartig ist und er sich um sie kümmern muss. Um zurück zu seinem Planeten zu kommen, trifft der kleine Prinz eine endgültige Entscheidung ...

Kritik

Wer kennt sie nicht, die weltbekannte und zu Herzen gehende Geschichte  "Der kleine Prinz"? Das kleine Büchlein von Antoine de Saint-Exupéry, das bereits 1943 erschien entwickelte sich rasend schnell zum Klassiker. Die liebevoll erzählte Geschichte um den kleinen Prinzen der durch das Weltall reist und quasi nebenbei wesentliche existentielle Fragen stellt und beantwortet ist zeitlos und wird in schöner Regelmäßigkeit in allen Formaten neu aufgelegt.

Diese filmische Zeichentrickumsetzung hat nun schon ein paar Jahre auf dem Buckel, doch der Zeichenstil wirkt überraschend passend und lässt sich sein Alter kaum anmerken. Sicher, vielleicht mögen sie ein wenig retro wirken, doch das ist der Geschichte in höchstem Maße angemessen, und so wohnt diesem Film sein ganz eigener, persönlicher Charme inne. Die Bilder sind relativ einfach gehalten und dennoch laden sie zum Entdecken, zum Erkunden ein. Denn in jedem Bild scheinen sich unzählige Kleinigkeiten zu verstecken, minimale Veränderungen ziehen das Auge des Betrachters in ihren Bann. Regisseur Theo Kerp zeigt hier ein enormes Fingerspitzengefühl für die filigrane Geschichte. Die Begegnungen mit den verschiedenen Persönlichkeiten sind mit ruhiger Hand inszeniert, so wie die Geschichte zumindest oberflächlich ja auch einen eher ruhigen Eindruck macht. Dem fügen sich die Sprecher, die ihre Figuren mit Leben erfüllen und jeder einzelnen ihren ganz eigenen Stempel aufdrücken.

Doch davon sollte man sich nicht täuschen lassen, wer hier eine reine Kindergeschichte erwartet oder gar zu rational an die ganze Sache herangeht wird dem Zauber des kleinen Prinzen wohl kaum erliegen. Jede einzelne Begegnung funktioniert auf mehreren Ebenen. Kinder werden sich verstanden fühlen, denn ein ums andere Mal wird hier die Welt der Erwachsenen angezweifelt, wird klar dass man nicht immer automatisch alles weiß oder Recht hat, nur weil man „schon groß“ ist. Erwachsene dürfen beim Film, wie auch schon beim Buch, rätseln wie viel vom Autor selbst in dieser Geschichte steckt. Am Ende darf man erkennen welchen Wert die eigene Rose gegenüber allen anderen besitzt, und man wird zurückgelassen mit einer so simplen wie schönen Wahrheit: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“.

Fazit

Eine zeitlos schöne Geschichte, die viel über Menschlichkeit und deren Facetten zu sagen hat. Diese liebevoll gezeichnete und kurzweilig erzählte Version von 1990 dürfte Kindern und Erwachsenen gleichermaßen gefallen. Kinder werden sich freuen weil die Welt der Erwachsenen so geschickt in Frage gestellt wird, und Erwachsene dürfen sich über die kleinen, simplen wie effektiven Weisheiten freuen. Wer den kleinen Prinzen, den Fuchs und die Rose bisher noch nicht kennt findet hier sicher einen tollen Einstieg in die liebevolle Geschichte, die seit Jahrzehnten Leser und Zuschauer gleichermaßen begeistert.

Autor: Sandra Scholz
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