Inhalt
Los Angeles - in kaum einer anderen Stadt werden so viele Banken überfallen und Transporter ausgeräumt wie hier. Auch die routinierte Gangster-Bande des Ex-Sträflings Ray Merriman ist süchtig nach dem schnellen Geld. Doch als einer ihrer Raubzüge zu mehreren Toten führt, geraten die Outlaws ins Visier des skrupellosen Cops Nick Flanagan und seiner Spezialeinheit des Sheriff's Departments. Selbst bereit die Grenze zwischen Gut und Böse zu überschreiten, beginnen die Ermittler eine provokante Jagd auf die Verbrecher. Denn diese planen nichts Geringeres, als das am besten gesicherte Geldinstitut der Stadt zu knacken: die Federal Reserve Bank in Downtown L.A.
Kritik
Manche Filme haben solche massiven Fußspuren im feuchten Sand der Filmgeschichte hinterlassen, dass andere Werke mit ähnlicher Prämisse immer mit diesen gegenüber gestellt werden. Die Verlegerin dürfte immer wieder mit Die Unbestechlichen verglichen werden und sobald sich ein Jedermann in einem Actionfilm mit einer bewaffneten Übermacht anlegt, werden die Stirb Langsam-Vergleiche aus der Tasche geholt. Heat, der überlange Action-Thriller von Michael Mann (Miami Vice) aus dem Jahre 1995 ist ebenfalls so eine Erscheinung. Seitdem sich Robert De Niro (Ronin) als Gangster und Al Pacino (Donnie Brasco) als knallharter Cop ein grandioses Duell lieferten - unterstützt von ihrem Gefolge - hört man die Bezeichnung Heat-Klon immer dann, wenn eine Gruppe von Gangstern und Cops sich miteinander anlegen. Genau wie in Criminal Squad, der in den USA den wesentlich besseren Titel Den of Thieves trägt.
Selbst wenn Heat kein Meisterwerk wäre, so würden sich die Vergleiche anbieten, denn Criminal Squad nutzt die Grundprämisse fast eins zu eins. Doch wo Pacino und De Niro durchaus mit Durchschlagskraft, aber auch mit einer gewissen, rauen Eleganz zu Werke gingen, herrscht in der neusten Kopie von der ersten Minute an martialisches Gehabe. Criminal Squad geht vollends dabei auf, seine Figuren als rohe, unsensible und durchgängig knurrende Alphatiere durch die sepiafarbenen Straßen von Los Angeles zu stoßen. Egal ob Gangster Merrimen (Pablo Schreiber, 13 Hours: The Secret Soldiers of Benghazi) oder sein Jäger, der breitbeinige Cop Big Nick (Gerard Butler, Gesetz der Rache), sie alle wirken so, als ob sie ihren Morgen mit einer Aspirin, lauwarmen Dosenbier und einem eiskalten Bad in Moschus und Testosteron beginnen. Wirklich ernst zu nehmen sind diese Figuren, trotz ihrer teils radikalen Handlungen, nicht. Macht aber nichts, denn sie passen in die Welt perfekt hinein, die Criminal Squad seinem Publikum serviert.
Und diese Welt besteht im Grunde nur aus männlichen Cops und Gangstern. Allesamt Unsympathen, die sich mal mit Waffen und mal mit Gesten sowie Blicken darüber streiten, wer nun die größte Beule in der Hose hat. Da ist für weibliche Figuren wohl einfach kein Platz und wenn sie mal etwas sagen, dann sind sie fast nackt und verschwinden rasch von der Bildfläche, damit sich die harten Kerle ungestört austoben können. Die einzige Figur, die sich in dieser Ansammlung breitschultriger Bestimmer abhebt, ist die von O'Shea Jackson (Straight Outta Compton). Der darf als unsicherer Fluchtwagenfahrer zumindest hin und wieder dafür sorgen, dass sich Criminal Squad nicht komplett anfühlt wie die Beobachtung von einer Ansammlung von Dickköpfen und Narzissten.
Das klingt jetzt alles irgendwie sehr negativ, aber Regisseur und Co-Autor Christian Gudegast, der bislang nur den vergessenswerten Soldier of Fortune, Inc mitinszeniert hat und bei Criminal Squad von Prison Break-Schöpfer Paul Scheuring beim Script unterstützt wurde, gelingt es, das alles durchaus packend zu inszenieren. Hin und wieder erschafft er sogar Szenen, deren Visualität äußerst beeindruckend sind und die sich konform am Gusto der Handlung und Figuren anschmiegen. Große Kunst ist das nicht und im Genre-Pool gibt es gewiss deutlich bessere Filme ähnlicher Couleur, aber Criminal Squad punktet einfach durchgängig mit seiner konzentrierten Vorgehensweise. Hier gibt es kein Gramm Fett zu viel. Es ist eine geradlinige Narration, an deren Ende von Beginn an die Eskalation steht.
Genau die ist dann auch das klare Highlight des Films. Am Ende, wenn großkalibrige Waffen auf Motorhauben gestellt und eine bleihaltige Hatz durch die Hinterhöfe der Stadt der Engel beginnt, wird der gesamte Druck, der sich im Film von der ersten Minute aufgebaut hat (trotz zäher Momente), brachial entladen. Natürlich erinnert das alles an den großen Shootout von Heat und natürlich erreicht der Showdown von Criminal Squad nicht die selbe Quantität und Qualität, aber es ist dennoch mitreißend und dies durch und durch. Was auch daran liegt, dass der Film nach einer kurzen Szene zu Beginn sonst keine größeren Actionszenen bietet, bis es dann schließlich zur finalen Eruption kommt.
Fazit
Mit einer horrenden Geradlinigkeit steuert der Film unerbittlich auf eine destruktive Eskalation hinaus. Das hat durchaus seine Stärken, vor allem wenn einem bewusst ist, was hier geboten wird: Das breitbeinige Duell zweier Machos. „Criminal Squad“ ist „Heat“ in der Proleten-Version.
Autor: Sebastian Groß