Inhalt
Anna setzt sich bei der Aufnahmeprüfung für das Musikgymnasium für Alexander ein. Doch damit steht sie alleine. Doch sie sieht etwas in ihm, was sonst anscheinend keiner sehen kann - noch nicht. Ab sofort begleitet Anna Alexander auf seinem Weg.
Kritik
Dass ein Film wie Whiplash 2015 bei den Oscars abräumen konnte und in kürzester Zeit zum Publikumsliebling avancierte, war ein beunruhigendes Signal. Schließlich zielt der Film gerade mit seinem ekstatischen Abschluss auf eine Legitimation von faschistoiden Methoden ab. Karin Jirsak-Biemann bezeichnete Das Vorspiel nun kürzlich in einer Kritik auf Filmstarts.de als die deutsche Antwort auf den US-amerikanischen Oscar-Hit. Und tatsächlich bietet das Werk von Ina Weisse (Der Architekt) einen ähnlichen Anknüpfungspunkt: Alexander tritt eine Aufnahmeprüfung für ein strenges Musikgymnasium an und droht, nicht angenommen zu werden. Seine Technik an der Violine sei noch zu schwach, er habe eine merkwürdige Körperhaltung und treffe nicht alle Töne. Doch Anna (Nina Hoss, Hannah) sieht ein Potential in ihm, setzt sich für ihn ein und wird seine Lehrerin.
Weisse konzentriert sich im weiteren Verlauf darauf, die Hintergründe Annas nobel anmutenden Unterfangens zu ergründen, indem sie ihr eine Charakterstudie widmet. Beleuchtet werden Träume von ihrer eigenen Musikkarriere, das Scheitern in der Schulung ihres Sohnes und ihr daraus gewonnener Ehrgeiz, Alexanders Potential auszubauen. Aus dem Ehrgeiz wird bald Wahn und Anna beginnt sich von ihrer Familie zu entfremden. Dieser erzählerische Fokus bezweckt zwar, dass sie als eine Person mit charakterlichen Brüchen wahrgenommen wird, die dadurch nie die problematische Anziehung eines Fletchers aus Whiplash entwickeln kann. Allerdings begibt sich das Werk damit auch auf allzu bekanntes Terrain und verfällt den trottenden Konventionen des deutschen Drama-Kinos.
Das Vorspiel entwickelt sich zunehmend zu einer generischen Erzählung, die von ihrer spannenden Ausgangslage allzu sehr ins Private flieht. Zwar weiß Nina Hoss zu überzeugen, ohne überpräsent zu sein, doch kann den wenig treibenden Film nicht tragen. Ihm fehlt es letztlich sowohl an der Sogkraft eines Whiplashs, als auch an der Überzeugung, ein didaktisches Gegenmodell zu präsentieren. Er bleibt deutsches Durchschnittskino, das ein wenig Familien-Drama mit Charakterstudie mixt und zum Ende hin in ein paar Eskalationen ausartet. Passabel geraten ist er dabei alle Male, über Ecken und Kanten verfügt er jedoch nicht. Trotz richtiger Stoßrichtung reicht es wohl nicht zur deutschen Antwort auf Whiplash.
Fazit
"Das Vorspiel" hat eine interessante Ausgangslage, flieht jedoch zu sehr ins Private und tischt deutsche Durchschnittsware auf: Entstanden ist eine Charakterstudie mit integriertem Familien-Drama, die durch ein paar ausartende Elemente aufgepimpt werden soll. Das ist handwerklich passabel geraten, jedoch trotz einer großartigen Nina Hoss ermüdend.
Autor: Maximilian Knade