Inhalt
Nach erfolgreichem Überfall auf einen Geldtransport in London, wird Meisterdieb Mason von einem Unbekannten mit einem Wurfmesser getötet, in das ein silbernes Dreieck eingraviert ist. Die Tatwaffe führt Scotland-Yard-Inspektor Elliott in den Zirkus Barberini. Dort geschehen weitere Morde mit gleichen Messern. Mit Direktor Carl sucht Elliott den Täter im Ensemble. Er stößt auf Gina, die Geliebte des Unbekannten, der die Beute des Geldraubs im Zirkus versteckte und ein verkannter Messerwerfer ist.
Kritik
Jubiläum im Hause Edgar Wallace: Bei Das Rätsel des silbernen Dreiecks handelt es sich um den 25. Beitrag der besonders in Deutschland damals populären Filmreihe und wurde auch dementsprechend beworben, obwohl er eigentlich ein Außenseiter und kleiner Exot ist. Dies mag sich auf den ersten Blick nicht unbedingt erschließen: Vom Inhalt ist alles beim Alten, viele bekannte Serientäter aus der Heimar sind mit von der Partie und um nicht aus der Reihe zu tanzen wurde der eigentliche Farbfilm in der deutschen Version wieder in das gewohnte Schwarz-Weiß getaucht. Neben der Kürzung von Gewaltszenen, um eine geringer Altersfreigabe zu erhalten. Trotz der zahlreichen Parallelen und Anpassungen zum üblichen Output aus Horst Wendlandt’s RIALTO-Schmiede, die Silberhochzeit der Wallace-Reihe sticht doch etwas aus dem Rahmen hervor.
Komplett in England entstanden, produziert von Harry Alan Towers (vorher schon verantwortlich für die weniger bekannten Wallace-Adaptionen Todestrommeln am großen Fluss und Sanders und das Schiff des Todes) und unter der Regie von John Moxey (Stadt der Toten), beteiligte sich CONSTANTIN allerdings mit 500.000 DM, was auch das Mitwirken der bekannten Wallace-Stars Heinz Drache (Der Hexer), Eddi Arent (Der Zinker) und natürlich Crazy-Klaus Kinski (Der schwarze Abt) beinhaltete. Ein Grund für die kuschelige Nähe zu den RIALTO-Filmen, die gewohnte Crew vor der Kamera darf wieder das tun, was sie gefühlt 24. Mal davor schon getan hat: Drache ermittelt (wenn auch nicht offiziell), Arent gibt den Spaßvogel und Kinski schaut finster drein und ist dabei höchstverdächtig. Selbst wenn er nur Blumen pflücken würde, ist halt Kinski. Der Plot ist ebenfalls handelsübliche Hausmannskost aus dem Wallace-Regal: Vollgestopft mit zwielichtigen, Geheimnis-krämernden Figuren, die durch ihre kleinen und großen Unehrlichkeiten alle mal ringsum den Plumpsack des Hauptverdächtigen zugeschustert bekommen. Von was genau? Natürlich ein geheimnisvolle Mörder mit speziellem Gimmick (diesmal: Messerwerfer mit einem silbernen Dreieck als Markenzeichen), der in einem Zirkus sein Unwesen treibt.
Wer mit den typischen Wallace-Verfilmungen wenig anfangen kann, der sollte auch um Das Rätsel des silbernen Dreiecks besser einen weiten Bogen machen, denn inhaltlich ist auch der „echte“ Brite kaum besser oder schlechter als seine deutschen Ableger. Eine hanebüchene konstruierte Räuberpistole auf Groschenroman-Niveau, die oftmals wirkt wie der Fantasie eines (immerhin) kreativen 12jährigen entsprungen. Das ist natürlich völliger Quatsch, hat aber genau diesen charmanten und flotten Unterhaltungswert, der auch die besseren RIALTO-Werke so amüsant macht. Obwohl die Entwicklungen gleichermaßen abstrus wie trotzdem viel zu vorhersehbar sind (das bekommt so auch nicht jeder hin), langweilig wird dieser Film definitiv nie. Neben dem für Wallace-Filme typischen Kunststück, dass sich für so was eigentlich viel zu gute Darsteller hergeben und offensichtlich auch richtig Spaß dabei haben (diesmal auch Dracula-Star Christopher Lee, dessen markante Statur und besonders Stimme ihn trotz Maske nach 2 Sekunden enttarnen), ist dieser spezielle Serien-Höhepunkt dem internationalen Markt auch näher, als man es zunächst wahrnehmen könnte.
Das einleitende Heist-Motiv ist nicht mehr als ein Macguffin à la Hitchcock, der wie in Psycho einen Diebstahl lediglich dazu verwendet, eine Serienmörderstory an einen sehr speziellen Schauplatz zu verlagern. Dort nimmt das stellenweise frühreife Züge des Giallo an (in der deutschen Kinofassung durch Kürzungen abgemildert). Eine sanfte Metamorphose, die bei den letzten beiden Wallace-Filme Das Geheimnis der grünen Stecknadel und Das Rätsel des silbernen Halbmondes 1972 mit einem Ruck abgeschlossen wurde. So weit geht man hier noch lange nicht, die Tendenz schimmert gelegentlich jedoch bereits durch.
Fazit
Auch wenn Horst Wendlandt seine Finger diesmal nicht im Spiel hatte, erscheint „Das Rätsel des silbernen Dreiecks“ selbst in der (farbigen und ungekürzten) Originalfassung noch wie ein Edgar Wallace, der sich in die heimische Serie recht problemlos einfügen lässt. Besitzt dennoch markante Eigenarten, die ihn herausstechen lassen. Unterm Strich bleibt es aber alles wie gehabt: Wer was übrig hat für gut besetzten, kurzweilig-augenzwinkernden und leicht depperten Krimi-Nonsens mit einem nicht mehr rekonstruierbarem Kultfaktor, der ist hier sehr gut aufgehoben.
Autor: Jacko Kunze