Inhalt
Ein Alkohol-Schmuggler und Polizeiinformant wird ermordet, Tatwaffe ist eine Harpune. Alles spricht für „den Hai“, den Inspektor Wade schon seit einem Jahr auf den Fersen ist. Die Spur führt zum „Mekka“, einem Nachtlokal am Themse-Ufer voller halbseidener Gestalten, geführt von der mit allen Wassern gewaschenen Nelly Oaks.
Kritik
Gleich in mehrfacher Hinsicht hat die 11. Edgar Wallace-Adaption aus dem Hause Rialto eine Sonderstellung inne: Zum einen ist es das erste Mal, das im Vorspann die danach typischen Worte „Achtung, hier spricht Edgar Wallace“ ertönen und zum anderen ist er mit über 4 Millionen Kino-Zuschauern der erfolgreichste aller zwischen 1959 und 1972 produzierten Serien-Täter – zumindest bezogen auf ihre Erstaufführung. Ansonsten ist hier aber vieles, um nicht zu sagen nahezu alles, beim Alten und wohl Erprobten. Regisseur Alfred Vohrer begann mit den Dreharbeiten zu der dritten seiner insgesamt 15 (!) Wallace-Verfilmungen bereits noch vor der Fertigstellung des ebenfalls von ihm inszenierten Vorgängers Die Tür mit den 7 Schlössern, was bei den unzähligen Konstanten bei Cast, Crew und Rahmenbedingungen im Wallace-Universum allgemein vermutlich kein allzu großes Problem darstellte.
Nach dem Debüt von Heinz Drache für Rialto darf nun wieder Joachim Fuchsberger in die gewohnte Rolle des kantig-charmanten Schnüfflers zurückkehren. Diesmal nicht als der Ermittler vom Yard, sondern als Inspektor Wade von der River Police. Dieser versucht „dem Hai“ das Handwerk zu legen. Dieser hat zum wiederholten Male einen Polizeispitzel mit einer Harpune erlegt, bevor der scheinbar brisante Details ausplaudern konnte. Überhaupt scheint nicht nur niemand zu wissen, wer „der Hai“ in Wahrheit ist, sondern welcher Verbrechen er sich außer dem Ermorden von potenziellen Singvögeln eigentlich hauptberuflich schuldig macht. Muss aber wichtig sein, wenn dafür regelmäßig Menschen sterben. Wade glaubt, im „Mekka“ die Fährte des mysteriösen Froschmanns aufnehmen zu können. So lautet der klangvolle Name einer verruchten Hafen-Spelunke, in der jede Nacht der Bär steppt bzw. twisted und von der resoluten Miss Nelly Oaks (Elisabeth Flickenschildt, Das indische Tuch) mit eiserner Hand geführt wird. Hier geht das Gesindel ein und aus, u.a. ein diesmal besonders zwielichtiger Klaus Kinski (Nosferatu – Phantom der Nacht) mit Panama-Hut. Also business as usual, da darf natürlich auch Klassenkasper Eddi Arent (Das Rätsel des silbernen Dreiecks) in der typischen Sidekick-Goofy-Rolle nicht fehlen, die hier leider etwas zu unbedeutend und weniger amüsant ausfällt als erhofft.
Das Gasthaus an der Themse spult das bekannte Wallace-Konzept pflichtbewusst herunter und macht so gesehen eigentlich wenig falsch, reduziert man ihn auf die Faustformel „Never Change a Winning Team“. Das wird beim elften Film in gerade einmal drei Jahren aber unweigerlich redundant und mittlerweile oftmals auch ermüdend. Wenn dann auch noch unverkennbar einstige Alleinstellungsmerkmale recycelt werden, wird es langsam zum Problem. Das hier ist im Prinzip eine Mixtur aus Der Frosch mit der Maske und Die Tür mit den 7 Schlössern, dem ersten und dem bis hierhin letzten Rialto-Wallace, was so gesehen vielleicht sogar als absichtliche Hommage interpretiert werden könnte – aber vermutlich keine sein soll. So hat man hier nicht nur gefühlt, sondern ganz eindeutig alles schon mal gesehen und der Film droht in der beinah manischen Produktionsflut buchstäblich abzusaufen. Das mindert den Gesamteindruck, speziell in Betrachtung des großen Ganzen, natürlich nicht unerheblich. Für sich genommen ist Das Gasthaus an der Themse aber alles andere als eine schlechte Wallace-Adaption oder Film im Allgemeinen. Der spielfreudige Cast ist wie gewohnt super, das Production Value für so eine hurtige Fließbandproduktion (ebenfalls wie gewohnt) erstaunlich hochwertig und wenn man es genau nimmt, darf man auch diesen zaghaft in den erweiterten Kreis der Vorläufer der Giallo-Bewegung zählen. Im negativen Sinne auch, dass die Auflösung eigentlich viel mehr Fragen aufwirft als sie im Stande ist zu beantworten. Aber bevor das jemanden aufgefallen ist, war die Klappe zum nächsten Film schon längst gefallen. Das waren noch Zeiten.
Fazit
Stabile Kost aus dem Hause Rialto, die seine gewohnten Stärken souverän ausspielt und gar nicht erst versucht, in irgendeiner Form vom erfolgsverwöhnten Weg abzuweichen. Ist einerseits verständlich und die nackten Zahlen geben dem absolut recht, andererseits ist das selbstverständlich nicht besonders kreativ oder mit Blick auf den gesamten Output hervorstechend. Kann man problemlos gucken, da wie zu erwarten kurzweilig und unterhaltsam genug, die Abnutzungserscheinungen sind aber kaum (selbst damals schon) von der Hand zu weisen. Einer von vielen, aber kein schlechter.
Autor: Jacko Kunze