Inhalt
Dante, Elias und Jay und Silent Bob werden von Randal nach einem Herzinfarkt angeheuert, um einen Film über den Laden zu drehen, mit dem alles begann.
Kritik
Mit Clerks – Die Ladenhüter gelang Kevin Smith 1994 der große Durchbruch. Sein selbstfinanziertes Spielfilmdebüt als Regisseur & Autor lief zunächst erfolgreich beim Sundance Film Festival und spielte danach weltweit mehr als das Hundertfache seines Budgets von rund 27.000 $ ein. Ein Kultfilm war geboren, der auch heute noch frisch, unverbraucht und ein kleines Bisschen revolutionär wirkt. Im Mainstream landete Smith danach nie wirklich und blieb sich und seines selbstkreierten Jersey-Universe meist treu. Das war lange sehr charmant, doch irgendwann schlichen sich selbst bei den größten Anhängern ernsthafte Ermüdungserscheinungen ein. Schon Clerks 2 – Die Abhänger aus dem Jahr 2006 war schon nicht mehr wirklich notwendig, als liebevoller Fanservice aber immer noch den berühmte Blick wert. In der vergangenen Dekade versuchte er sich wenigstens mal ein Stückweit vom festgefahrenen Mikrokosmus zu entfernen, doch Werke wie Cop Out – Geladen und entsichert!, Red State – Fürchte dich vor Gott! oder Tusk stießen überwiegend auf überschaubare Gegenliebe. Den definitiven Tiefpunkt seiner Karriere erlebte er dann 2015 mit Yoga Hosers, aber auch die Rückkehr zu Gewohnte erwies sich als peinliche Bauchlandung. Jay and Silent Bob Reboot (2019) stellte unmissverständlich unter Beweis, dass Kevin Smith hoffnungslos an seinem eigenen Vermächtnis klebt, da er wohl nichts mehr kreieren wird, was außerhalb davon erfolgreich sein kann.
Dieses klebrige Vermächtnis, beinah möchte man es den eigenen Sarkophag nennen, fühlt man auch bei dem lange angekündigten und immer wieder umgeschriebenen Clerks III, auch wenn er längst nicht so schlimm ist wie der zweite „Solo-Film“ seiner natürlich auch hier vertretenden Dauerstoner Jay (Jason Mewes, Dogma) und Silent Bob (Kevin Smith höchstpersönlich). In Vordergrund stehen selbstverständlich die Quick Stop Croceries-Urgesteine Dante (Brian O’Halloran, The Happening) und Randal (Jeff Anderson, Now You Know), die sich – wie Kevin Smith gefühlt selbst – seit knapp 30 Jahren kaum weiterentwickelt haben. Immer noch hinter dem Tresen des kleinen Drugstores stehen, über das Leben und vor allem allerlei popkulturellen Krimskrams philosophieren, aber inzwischen auch mal den vertanen Chancen hinterhertrauern. Das kommt einem alles reichlich bekannt vor und auch wenn das Älterwerden durchaus ein Thema von Clerks III ist, ist dieser Film insbesondere eins: ein selbstreferenzielles Relikt. Der ewig gestrige Kevin Smith schwelgt in Erinnerungen und Anspielungen an den eigenen Mythos und seiner einst so gefeierten Bubble, der aber viele seiner Fans inzwischen entwachsen sein dürften. Und wenn nicht, dann vertreibt er sie in den letzten Jahren erfolgreich mit seinem längts kaum noch witzigen Humor, der schon lange nicht mehr so unbefangen und vital wirkt, oder den immer gleichen Anspielungen, die einem kaum noch ein müdes Gähnen entlocken.
Kevin Smith fühlt sich nicht mehr wie der coole Dude mit einer Vision und frechem Charme an, sondern nur noch wie ein in die Jahre gekommene Nerd. Wie der komische Onkel, der auf Familienfeiern immer noch versucht mit den Kids abzuhängen und dafür lediglich seltsame Blicke und peinlich berührtes Kopfschütteln erntet. Und es scheinbar selbst nicht bemerkt. Sicher kann man als Fan seiner frühen Werke immer noch an dem ein oder anderen Moment in Clerks III Spaß haben, dafür betreibt er schließlich diesen unentwegten Fanservice, doch schlussendlich dreht es sich dabei auch immer nur im Kreis und ganz besonders um sich selbst. Das hat dann schon fast egomanische bis narzisstische Züge, da er früher eben andere referenzierte als ausschließlich (oder anfangs überhaupt) sich selbst. Wenigstens lässt sich eines attestieren, bei aller Kritik: das ist eindeutig ein Herzensprojekt. Nicht nur von ihm, sondern nahezu allen Beteiligten. Ihnen liegen diese Figuren, dieses ganze, winzig kleine Universum unverkennbar am Herzen. Uns ja irgendwie auch…aber deswegen wollen wir es auch so in Erinnerung behalten, wie es einmal war. Dahingehend hätte ein Clerks 2 – Die Abhänger vor über 15 Jahren ohne Frage ausgereicht.
Fazit
Es mag hart klingen, aber da Kevin Smith es in fast 30 Jahren nicht geschafft hat, sich in irgendeiner Weise (erfolgreich) neu zu erfinden, sollte er vielleicht ernsthaft darüber nachdenken, ob das Filmgeschäft in der Form für ihn noch das Richtige ist. Wenn seine einzigen Mittel nur noch darin bestehen, das eigene Vermächtnis auf Biegen und Brechen selbst zu demontieren, dann ist es womöglich Zeit zu gehen. Ich wünsche mir sehr gerne den Kevin Smith zurück, der in seinen Anfängen so viel Freude bereitet hat. Aber wenn ich nur noch den Kevin Smith bekomme, der selbst der größte Fan dieser Zeit ist und nur noch darin stattfindet, dann kann ich darauf gut verzichten.
Autor: Jacko Kunze