Inhalt
Multimillionär Andrew Marsh wird tot in seinem Bett aufgefunden. Der Befund: Durch einen Kombination aus Kokain und Sex blieb die Pumpe stehen. Seine junge Geliebte Rebecca gerät sofort unter Verdacht. Nicht nur wegen ihrer bewegten Vergangenheit und ihrer Vorliebe für sado-masochistische Liebespraktiken, sondern speziell, da sie mit 8 Millionen $ im Testament bedacht ist. Anwalt Dulaney versucht ihre Unschuld zu beweisen, verfällt der erotischen Anziehungskraft seiner Klientin jedoch alsbald. Ist er nur eine Schachfigur in ihrem manipulativen Spiel?
Kritik
„Haben Sie jemals gesehen, wie Tiere sich lieben, Frank?“
Das haben wir sicher alle schon einmal, aber das bereitet wohl kaum auch nur im Entferntesten darauf vor, was einem hier für unanschaubarer Rotz in der Folge aufgetischt wird. Wenn es denn wenigstens animalisch wäre. Sollten sich Tiere so lieben, dann wären sie schon alle lange ausgestorben. Und das mit Recht. Eine bodenlose Frechheit, dieser Body of Evidence. Freilich rein zufällig nach dem skandalösen Mega-Erfolg von Paul Verhoeven’s provokanten Hochglanz-Edel-Erotik-Thriller Basic Instinct auf den Markt geschleudert. So was zieht immer Trittbrettfahrer und Kurzzeittrends nach sich, ist ja auch eine Bestätigung. Aber so ein dumm-dreister Unfug ist schon ein starkes Stück. Vor allem, da es sich ja nicht um eine billige Fallobst-Veranstaltung handelt, sondern sich hier mindestens ein halbes Dutzend mehr oder weniger gestandener Stars bis auf den Schambereich blamiert. Allen voran Regisseur Uli Edel (Der Baader Meinhof Komplex), dessen eh schon leicht ins Stocken geratene Karriere danach völlig brach lag. Kein Wunder, das qualifiziert einen wirklich nur noch für den trostlos-lahmarschigen Bodensatz der TV-Resterampe, wo er sich danach jahrelang seinen Lebensunterhalt verdienen durfte.
Dass die Story der des großen Vorbildes frappierend ähnelt ist dabei gar nicht mal so dramatisch, das passiert bei einem Hype schon mal. Die massive Qualitäts-Diskrepanz zwischen ihnen ist es, die Body of Evidence so unerträglich lächerlich macht. Es beginnt schon beim Casting. Willem Dafoe (Shadow of the Vampire) ist großartig. Ein markanter Charakterdarsteller, der regelmäßig im Arthouse glänzt und jeden Genrefilm durch seine Präsenz schon aufwertet. Was man von ihm aber nicht unbedingt sehen will: Ausgiebige Sexszenen. Das geht gerade noch so bei Lars von Trier und Antichrist, aber das ist ja nun ein völlig anderer Kontext. Das hier ist deutlich grausamer. Noch besser, wenn als seine Bettgefährtin (neben Julianne Moore, Magnolia, die Ärmste) ausgerechnet die schon 1992 nur noch mit merkwürdigem Fetisch erotische Madonna (Evita) herhalten muss. Die Beiden im dauerumschlungenen Körpermikado haben so etwa den ästhetischen Wert von einer Dose abgelaufenem Hundefutter, das leider auf den Boden gefallen ist. Oder um es kurz zu sagen: Igitt, wer will das denn ernsthaft sehen? Und selbst wer das aus sehr sonderbaren Gründen erotisch findet, dürfte wohl kaum über die billige Plot-Entwicklung, das dilettantische Spiel seiner Hauptdarstellerin und den unfassbar prüden wie gleichzeitig voyeuristischen Tonfall des Films stolpern.
Die darstellerische Leistung von Madonna geht nun wirklich auf keine Kuhhaut. Sie schafft es nicht mal, in ihrem über Jahre gepflegten Image als Sexbombe und Vamp zu überzeugen. Stocksteif und mit dem verführerischen Wert der in der Tasche vergessenen Sportsocken von letzter Woche ist jede Handlung von ihr in diesem Machwerk ein peinliches Festklammern an ihrem ach so verruchten Image. Wunderbar bieder dabei, jede sexuelle Handlung abseits von Blümchenbeischlaf gleich als verroht und potenziell pervers an den Pranger zu stellen. Solche Frauen sind natürlich auch zu einem Mord fähig, ist klar. Darauf reitet der Film stoisch-verklemmt herum und ist trotzdem so offensichtlich in seiner unsinnigen Pointe, das konnte doch unmöglich auch nur in der Theorie mal als „hoffnungsvoll“ eingestuft sein. Ausgestattet mit sagenhaft schlechten Dialogen („Er wollte mit mir schlafen. Er brauchte mich nicht zu überreden. Er war ein sehr gut gebauter Mann“) werden hier schmierige Blitz-Illu Fantasien in dem Gewand eines schäbig-albernen und trotzdem stinklangweiligen Thrillers verpackt. Unglaublich. Nach Konsum dieses Films stirbt man sicher eher an Hirn- statt an Herzversagen.
Fazit
Good Night, Uli Edel. „Body of Evidence“ ist in allen Belangen unsagbar peinlich. Eine dreiste Kopie im Fahrwasser von „Basic Instinct“. Die statt knisternder Erotik und verwirrendem Suspense in edlem Design schummerig-verklebten Schlüsselloch-Schund und hanebüchenes Plot-Massaker in dürftiger 08/15-Präsentation zu bieten hat. Da kann Madonna noch so sehr alles auf und ab schwingen, das macht das Desaster nur noch größer. Schrecklich.Manchmal dadurch aber beinah so was wie ulkig.
Autor: Jacko Kunze