Inhalt
Wir schreiben das Jahr 1943 und die brutale Herrschaft der Nazis ist auf einem traurigen Höhepunkt angelangt. Rayne (Natassia Malthe, die auch schon in „BloodRayne 2: Deliverance“ Ur-Rayne Kristanna Loken ersetzen durfte) ist auf einem Kreuzzug gegen Vampire und böse Menschen im Allgemeinen und daher im Nazideutschland der 40er Jahre genau richtig aufgehoben. Im Zuge eines Angriffs auf einen deutschen Deportationszug, tötet sie einen Nazischergen (Michael Parè), bespritzt ihn jedoch zuvor versehentlich mit ihrem Blut und verwandelt ihn somit ebenfalls in einen Dhampir (einen Vampir mit Vampirvater und einer menschlichen Mutter) aka Daywalker. Der unverhofft in einen Vampir verwandelte Kommandant versucht daraufhin gemeinsam mit Dr. Mangler (erinnert nicht von ungefähr an den echten KZ-Arzt Dr. Mengele) ein Serum aus seinem Blut zu generieren, um den Führer Adolf Hitler ebenfalls zu verwandeln. Der kümmerliche Rest der Handlung verbindet den Kampf einer Widerstandsgruppe mit den verzweifelten Versuchen von Rayne, ihren Fehler rückgängig zu machen.
Kritik
Dr. Uwe und die Nazi-Vampire
Uwe Boll ist schon eine Klasse für sich. Trotz permanenter Verisse seiner Filme, trotz katastrophaler einspieltechnischer Bauchlandungen und trotz einer offensichtlichen Unfähigkeit Filme außerhalb des Trash-Milieus zu fabrizieren, schafft er es scheinbar mühelos genügend Geldgeber zu bezirzen, um einen Streifen nach dem anderen auf das Publikum loslassen zu können. Nach „Siegburg“, „Rampage“ und „Darfur“ im Jahr 2009, legte er 2010 mit „BloodRayne: The Third Reich“, „Final Storm“ und „Max Schmelling“ gleich drei weitere moderne Klassiker nach und wagte sich anno 2011 sogar an einen gleichnamigen Film über „Ausschwitz“, eine „BloodRayne“-Parodie namens „Bluberella“ und an die „Schwerter des Königs“-Fortsetzung „In the Name of the King: Two Worlds“. Wobei das nur seinen Output der letzten zweieinhalb Jahre umfasst. Besonders beeindruckend ist dabei, dass bereits unzählig viele A- und B-Movie Stars aus allen Ecken und Enden der Welt ihren guten (oder gerade noch vorhandenen) Ruf liebend gerne für Dr. Boll aufs Spiel gesetzt haben. Ob Michael Parè, Udo Kier, Edward Furlong oder Jason Statham, ob Lance Henriksen, Bill Moseley, Ray Liotta oder Danny Trejo, ob Matthew Lillard, Burt Reynolds, Ron Perlman oder Kristanna Loken. Wenn Boll ruft werden Anstand, Stolz und Schamgefühl abgelegt, wie schmutzige Unterwäsche nach einem langen Drehtag und es wird ohne mit der Wimper zu zucken ein Pakt mit einem der verhasstesten Regisseure aller Zeiten geschlossen.
Mit Teil drei der BloodRayne-Reihe nähert sich Boll - nach dem Mittelalter („BloodRayne“) und dem wilden Westen („BloodRayne 2: Deliverance“) - endlich der Videospielvorlage, die ebenfalls im Hitler-Zeitalter situiert war. Das ist einerseits für Fans des Games erfreulich und bietet andererseits auch eine weit innovativere und, im Hinblick auf Bolls Neigung zu unfreiwilligem Trash, weit unterhaltsamere Atmosphäre für die Umtriebe der hübschen Unsterblichen. Das Nazi-Setting trägt auch dazu bei, dass gewisse Genre-Klischees beinahe erwartet werden und sich Dr. Uwe nicht allzu lange mit so etwas Nebensächlichem wie Charakterzeichnung aufhalten muss, sondern ohne Umschweife zur Sache kommen kann. Bitterböse Nazis, gute Freiheitskämpfer und eine scharfe Heldin mit bisexuellen Neigungen, in knapp 75 Minuten als leckerer Imbiss für Zwischendurch serviert. Dabei fließt Blut, klirren Schwerter, fliegen Kugeln und explodieren Bomben, als ob Nazi-Exploitation das mainstreamtauglichste Subgenre überhaupt wäre. Außerdem findet sich auch die Zeit dafür, die obligatorische Sex-Szene der Hauptheldin um ein lesbisches Liebesspiel zu erweitern. Was will der Exploitation-Trash-Fan mehr?
Die Darstellerleistungen sind durch die Bank überzeugend und entschuldigen für so manches Loch im Plot, wobei vor allem Clint Howard als perverser Nazi-Arzt, Michael Parè als Vampir wider Willen und Natassia Malthe als Rayne hervorstechen. Abgesehen von den drei Hauptfiguren spielen aber auch alle anderen Darsteller ziemlich ordentlich, was vor allem bei einem Boll-Streifen keinesfalls selbstverständlich ist.
Fazit
„BloodRayne: The Third Reich“ wird nie in einem Programmkino laufen, keine Fan-Clubs nach sich ziehen und auch sicherlich keine Preise einheimsen. Trotzdem unterhält der dritte Ableger der Reihe um den Dhampir Rayne besser als der sonstige Direct-To-DVD-Müll, besser als der lahme Vorgänger und vor allem besser als das Meiste von dem, was Dr. Boll sonst so auf den Markt wirft. Ein No-Brainer wie er im Buche steht. Nicht überragend, aber auch nicht gänzlich verkorkst, nicht hoch budgetiert aber auch nicht zu billig. Einfach angenehm hirnlose Videothekenkost für anspruchslose Trashliebhaber.
Autor: Christoph Uitz