Inhalt
Ayla ist schön, selbstbewusst und vor allen Dingen unabhängig. Das will sie auch bleiben. Als moderne, alleinstehende Türkin wird ihr das aber vor allem von ihrer Familie nicht leicht gemacht. Weil sie sich für ein freies, selbstbestimmtes Leben entschieden hat, ist die Beziehung zu ihrem Vater in die Brüche gegangen. Obwohl Ayla darunter sehr leidet, hält sie an ihren Überzeugungen fest.
Kritik
Eine brennend aktuelle Thematik, die kraftvolle Pegah Ferydoni in der Hauptrolle, das filmisch vernachlässigte Milieu junger türkischstämmiger Deutscher als Handlungsrahmen: So engagiert sich Su Turhans Drama gibt, so wenig wird es der anspruchsvollen Themenstellung gerecht. Mit der sensiblen Materie behutsam umzugehen, ist gewiss angemessen. Vor lauter Befangenheit verharrt das Drama, dem man den Status als Erstlingswerk in jeder Einstellung anmerkt, in Schwarz-Weiß-Malerei. Dramatisch ist das frustrierend, besonders angesichts der Möglichkeiten, die der Regisseur dank seiner hervorragenden Hauptdarstellerin hat. Vor allem aber machen die formalistischen Charakterisierungen es einem zu einfach, zwischen Gut und Böse zu trennen. Wo sich Stereotypen stapeln, bleibt wenig Raum für psychologische Komplexität und spannungstreibende Ambivalenz. Dass der Regisseur und Co-Drehbuchautor den Mangel an Suspense mit abgegriffenen Stilmitteln auszugleichen versucht, macht es nur noch schlimmer.
Das plakativste Stilmittel, das ein bisschen Innovation vorgaukeln soll, ist die Rückblende, in der die Handlung erzählt wird. Ohne tiefere narrative Funktion ist die Verschachtelung eine reichlich überflüssige und nervige Spielerei. Solche Augenroll-Momente gibt es einige. Die Titelfigur (Pegah Ferydoni) arbeitet nachts in sexy Klamotten in einem Club. Keine Angst, Ayla ist keine Hure, obwohl ihr reaktionärer Vater sie für eine hält. Sie betätigt sich ausschließlich als Garderobiere. Diese Profession war in Filmen aus den prüden 50ern eine beliebte Chiffre für Prostitution, die ein konservatives Publikum womöglich verdammt hätte. Entweder hält Turhan das Publikum für bigott oder ist es selbst. In einem Film, der ein repressives Frauenbild und apodiktische Moralvorstellungen behandelt, riecht solche verschämte Zurückhaltung unangenehm nach Doppelmoral. Niemand soll hier mit eigenen moralistischen Vorurteilen konfrontiert werden. Die Intoleranten, das sind immer die anderen. Im Falle der schematischen Handlung sind es die Brüder der jungen Mutter Hatice (Sesede Terziyan).
Ayla nimmt ihre verzweifelte Bekannte, die sich vor ihrer mordwilligen Familie verstecken muss, bei sich auf. Ihrem neuen Freund Ayhan (Mehdi Moinzadeh) erzählt sie nichts, ohne zu ahnen, dass er einer von Hatices Brüdern ist. Der nächste Bruder namens Mehmet (Timur Isik) besorgt schon mal eine Waffe, damit Aylas Freund auf mörderische Weise die Familienehre wiederherstellt. Mit dem Täter lässt der Regisseur dann aber ausgerechnet die Schlüsselfigur völlig außen vor. Warum Ayhan mit dem Verbrechen zögert, bleibt unklar. Wartet er auf den richtigen Zeitpunkt oder hegt er Zweifel? Denkt er dabei an Ayla, an Hatice oder einfach an sich selbst? Wie er mit seiner Entscheidung umgeht, wird nicht ergründet. Gleich der Schwester müsste Ayhan nun ausgestoßen sein. Doch Hatices Familie, wohl der interessanteste Faktor in dem bemühten Konstrukt, bleibt eine schemenhafte Bedrohung, verkörpert durch einen bösen Bruder und einen nicht ganz so bösen. Mit diesem einseitigen Bild bestätigt der Plot ironischerweise die Vorurteile einer tumben Kollegin Aylas: Türkische Männer sind ganz schön „krass“.
Fazit
Durch seine unzureichende Verarbeitung des Stoffs wirft das fade Drama mehr Fragen auf, als es beantwortet. Die meisten davon drehen sich um Logiklücken im Plot und lose Erzählstränge. Einzig die soliden bis sehr guten Darsteller geben der Story eine Spur der Relevanz, die sie so eifrig behauptet.