Inhalt
Fuhrmanns Kollegin Dr. Wehninger hat, um eine Obduktion zu verhindern, ihren verstorbenen Vater aus der Pathologie zu sich nach Hause entführt, nur mit großer Mühe gelingt es Fuhrmann sie zur Umkehr zu bewegen. Doch es ist gar nicht so leicht, mit einem Toten unerkannt ins Spital zu kommen. Fuhrmann selbst bleibt ansonsten ja stur auf Konfrontationskurs, insbesondere was Dr. Böck angeht, und seit herauskommt, dass Böck und Fuhrmanns Ex-Frau ein gemeinsames Kind erwarten umso mehr. Schwierigkeiten ungeahnter Art bekommt Assistent Dr. Winkler, als er einem schwunghaften Handel der Prosekturgehilfen und der Bestatterin mit Hornhäuten verstorbener Patienten auf die Schliche kommt. Dieses Geschäft wollen sie sich nicht kampflos vermiesen lassen.
Kritik
Was ist lustig, was ist es nicht? Was ist österreichisch und was ist deutsch? Wo verschwimmen die Grenzen? Bei Christoph Waltz natürlich, aber das unterscheidet sich natürlich von Fall zu Fall. Und irgendwie scheint es vorwiegend eine deutsche Eigenart zu sein, sich den Ruhm von deutschsprachigen Stars und gelungenen Filmen einzuverleiben. Von Österreichern, die etwas von dem internationalen Lob an Armin Mueller-Stahl abhaben wollen, hört man zumindest selten. Aber was nun, wenn man unbedingt mal wieder schreiben möchte: Eine gelungene deutsche Komödie. und dann aber ein Produkt aus Österreich vor sich liegen hat? Da gibt es leider kein Rütteln und kein Machen. Schade aber auch.
Aufschneider ist natürlich, wie etwa Zettelpuppe oder Winkeladvokat, ein herablassender Begriff für Pathologen, Chirurgen und derer ähnliche Berufe. Generell ist der Film, dem Titel zum Trotz, seinen Figuren jedoch nicht bösartig gesinnt. Viel mehr beobachtet der Regisseur David Schalko (für Braunschlag gefeiert), der zusammen mit seinem Hauptdarsteller Josef Hader auch das Drehbuch schrieb, mit einer gewissen Nonchalance, einer Prise Schadenfreude und einem immer wieder gefühlvollen Momentum, das sich in überschaubaren Abständen seinen Figuren auf einer tieferen Ebene widmet. Das ist vor allem dann richtig angenehm, wenn man bedenkt, dass das totale Chaos in Aufmacher bereits nach fünf Minuten vorprogrammiert ist.
Dr. Fuhrmann (Josef Hader, aktuell in Vor der Morgenröte zu sehen) ist egoistisch und gibt keine fünf Pfennige auf seine äußerliche Erscheinung. Er hat sich nicht damit abgefunden, dass seine Frau jetzt seine Ex-Frau ist, niemand mag ihn auf der Arbeit, er nervt seine Umwelt mit seinem ewigen Zynismus und treibt alles so weit, dass selbst seine Tochter, die grad erst zu ihm gekommen ist, schon wieder abhaut und bei Fuhrmanns neuem Assistenten Unterschlupf und mit ihm einen Liebhaber bekommt. Das würde zwar schon genügen, um jeden Menschen zur Weißglut zu treiben, aber schönes Detail ist dabei noch, dass seine Frau, ähm, Ex-Frau jetzt mit dem snobistischen Chirurg aus dem gleichen Krankenhaus liiert ist. Es sind wohl diese Umstände, die Fuhrmann immer wieder zu Aussagen verleiten, die auch mal „Eigentlich ist er schön, der Krebs.“ lauten können.
Ein wichtiges Detail dafür, dass die Figur Fuhrmann funktioniert, ist die Tatsache, dass er trotz allem Tohuwabohu und trotz aller egoistischen und kindischen Aktionen (er versucht krampfhaft, dem Chirurgen Böck einen Kunstfehler nachzuweisen) ein überaus fähiger Pathologe ist. Zwar riecht er abends nach Leichen, aber er hat für die meisten medizinischen(!) Probleme stets eine Lösung parat. Chaos regiert sein Leben, Ruhe und Sorgfalt seine Arbeit. Das Arbeitsumfeld jedoch ist auch in den festen und inkompetenten Händen der menschlichen Gier. Bald schon werden Leichen entführt, Praktikanten gefoltert und erpresst, Diktatoren-Söhne Opfer einer missglückten Operation undundund. Selbstverständlich nutzt Schalko dieses nur schwer zu überblickende Umfeld, um große Themen wie Verlust, Neid, Scham und natürlich den Tod und den Umgang mit diesem zu behandeln. Es ist quasi eine Krankenhaus-Serie auf eine andere, frische weil trockene Art. Die Grundeinstellung zu Krankenhäusern ist hier weitaus pessimistischer - das lässt sie viel intensiver, realistischer und überaus reinigend wirken.
Fazit
Der Fernseh-Zweiteiler Aufschneider von und mit Josef Hader (der von nun an hoffentlich nur noch frontal gefilmt wird) besticht als Paradelauf an Missverständnissen, bei dem jeder versucht, jeden hinter das Licht zu führen. Niemand hat hier den vollen Durchblick und niemand wird verschont bleiben. Weder die Figuren, noch das Zwerchfell des Zuschauers. Endlich mal wieder eine gelungene deutsche Komödie!
Autor: Levin Günther