Inhalt
Bea und Ben wirken wie das perfekte Paar. Aber nach einem tollen ersten Date geschieht etwas, das ihre glühend heiße Anziehungskraft zu Eis erstarren lässt. Doch dann treffen sie unerwartet wieder aufeinander, als beide an einer Hochzeit in Australien teilnehmen. Also tun sie, was jeder reife Erwachsene tun würde – sie geben vor, ein Paar zu sein.
Kritik
In weniger als drei Wochen hat Wo die Lüge hinfällt in den USA bereits beinahe den Gesamterfolg von No Hard Feelings erreicht, dem letzten Jahr erfolgreichsten R-Rated-Comedy-Film, der sogar im Überseegebiet einen gewissen kommerziellen Eindruck hinterlassen hat. Während andere anzügliche Komödien wie Joy Ride - The Trip hinter den finanziellen Erwartungen zurückblieben, beweisen sowohl die Leinwandrückkehr der Oscar-Preisträgerin Jennifer Lawrence als auch nun Wo die Lüge hinfällt, dass humorvolle R-Rated-Filme immer noch ein größeres Publikum ansprechen können.
Auf dem Papier erscheint Wo die Lüge hinfällt als eine äußerst sichere Investition. Mit Sydney Sweeney (The White Lotus) und dem Top Gun: Maverick-Pilot Glen Powell haben die Verantwortlichen ein potenzielles Leinwand-Power-Couple geschaffen, das vor allem die werbewirksame Zielgruppe anspricht. Die Tatsache, dass Sweeney in Reality und Powell in Hit Man bewiesen haben, dass sie mehr sind als nur Augenfutter, lässt hoffen, dass die Komödie möglicherweise etwas generisch, aber dank der Beteiligten charmant und unterhaltsam ist, mit einigen humorvollen Momenten unterhalb der allseits bekannten Gürtellinie.
Unter der Regie des Komödienspezialisten Will Gluck, der gemeinsam mit Ilana Wolpert auch das Drehbuch verfasste, bietet Wo die Lüge hinfällt tatsächlich das, was man erwartet - anfänglich. Nach ihrer ersten Begegnung landen die ansprechende Bea und der ebenso begehrenswerte Sonnyboy Ben im Bett. Dabei beschränken sie sich jedoch darauf, zu plaudern und zu schlafen – und das nicht miteinander. Am nächsten Morgen sind beide von der Situation überfordert, was zu Missverständnissen führt, die wiederum Antipathie schüren. Bereits zu Beginn gerät die sehr freie Adaption von William Shakespeares Viel Lärm um nichts in eine schwierige Lage. Einerseits wurden Erwartungen geschickt umgangen und sogar recht keck ignoriert, andererseits wird schnell deutlich, welchen Weg die restliche Handlung einschlagen wird. Dies ist weder verwerflich noch falsch, solange es effektiv funktioniert – was hier jedoch nicht der Fall ist.
Nichts von dem, was dem Publikum präsentiert wird, ist gänzlich misslungen oder verpfuscht. Wäre dem nur so! Dann könnte die Komödie zumindest noch Reaktionen hervorrufen. Stattdessen bewegt sich der Film von einem Setting zum nächsten und von einem nur mäßig durchdachten komödiantischen Versuch zum nächsten. Wer auf R-Rated-Humor hofft, wird massiv enttäuscht. Die hohe Altersfreigabe in den Vereinigten Staaten lässt sich eher durch ein paar nackte Brüste und einen kurzen Blick auf einen Penis erklären. Tatsächlich präsentiert Wo die Lüge hinfällt einen eher zurückhaltenden, durchaus züchtigen Humor, der jedoch vor allem an Kreativität mangelt. Manche Situationen werden zu schnell aufgelöst. Nur gelegentlich, wie etwa beim Nachspielen der Titanic durch Bea und Ben, gelingt es, dass das Zusammenspiel der Darsteller und der Humorversuch des Drehbuchs miteinander harmonieren.
Leider ist die Chemie zwischen Sweeney und Powell oft mehr behauptet als real. Es kommt weder im romantischen Bereich noch in Konfliktsituationen richtig zum Knistern. Beide blamieren sich keineswegs in ihren Rollen, aber gemeinsam wirkt ihre Chemie eher bescheiden und fügt sich nahtlos in den insgesamt gleichgültigen Film ein. Das ist bedauerlich. Romantische Komödien verdienen eine Renaissance, doch nach dem bereits entbehrlichen Ticket ins Paradies erweist sich leider auch Wo die Lüge hinfällt nicht als Vorreiter einer RomCom-Renaissance. Der herausragendste romantische Hollywood-Film des letzten Jahres war wohl die Wiederaufführung von Harry und Sally – ein Film von 1989, der voraussichtlich immer wunderbar funktionieren wird. Wo die Lüge hinfällt hingegen vermag nicht einmal während seiner Laufzeit richtig zu überzeugen. Bedauerlich.
Fazit
Leider bringt der Beginn des Jahres 2024 keinen Aufschwung für die RomCom-Renaissance. Stattdessen erklingt die Klaviatur dieses Subgenres hier eher uninspiriert als verspielt. Gleichgültigkeit, die sich zwischen Vor- und Abspann erstreckt.
Autor: Sebastian Groß