MB-Kritik

Afterwater 2022

Jonasz Hapka
Signe Westberg
Ton Gras
Boban Kaludjer
Gorka Martín
Clàudia Robert
Rose-Anabel Beermann
Alice Heyward
Orlando Rodriguez

Inhalt

Jonasz und Signe studieren Flora und Fauna, verbringen Zeit am Wasser. Ein Fremder taucht auf, ein Trio entsteht. Die Außenwelt tritt hinter der Welt der Seen und ihrer Geheimnisse zurück. Aber es gibt auch andere Trios, andere Gewässer, eine andere Zeit.

Kritik

Was sollen während pandemischer Maßnahmen in Berlin festhängende Filmschaffende mit beschränkten finanziellen Mitteln auch anderes machen, als mit der Kamera und einem Trio Akteure an den See zu fahren? Dort lassen sich die Figuren im wörtlichen Sinne treiben, stapfen barfuß durch überflutete Wiesen, träumen am Ufer vor sich hin. Weil das so schön ist - zumindest für Dane Komljen - multipliziert der in Jugoslawien geborene und in Berlin lebende Regisseur das Szenario seines zweiten Langfilms mit drei. 

Dreimal drei Figuren zuzusehen, wie sie an drei verschiedenen Seeschauplätzen gedankenvoll herumhängen, ist das Maximum an dramatischer Komplexität. Der erste Akt, indem ein von Wassertieren faszinierter junger Mann (Jonasz Hapka) und eine die Pflanzenwelt studierende junge Frau (Signe Westberg) wortlos aus der urbanen Tristesse ins grüne Umland aufbrechen, folgt noch am ehesten einer narrativen Struktur. Wie in Komljens Spielfilmdebüt All the Cities of the North entsteht durch die Ankunft eines Fremden eine Ménage-à-trois.

Letzte ist in ihrer emotionalen Natur so undefiniert wie die Beziehungen der übrigen Episoden. Die Nacktheit der Akteure beim Schwimmen ist überflüssig, aber kaum sexualisiert und durch die fehlende Ästhetik der abgebildeten Körper ein eher negativer Kontrast zur Natur. Deren Erkundung mit einer fast kindlich anmutenden Offenheit in der ersten Konstellation weicht untertitelten Philosphasterei in der zweiten und schließlich abstrakter Absurdität in der letzten. Jede Hoffnung auf Sinn oder visuellen Ausdruck ist da längst abgesoffen.

Fazit

In seiner experimentellen Exkursion an drei Seenlandschaften zeigt Dane Komljen welche Folgen es hat, wenn Kinder der 90er sich nachts vor den Fernseher schleichen und ORB Aquarium gucken. Mal wortlos, mal untermalt von im Singsang vorgetragenen Hintergrundkommentar begleitet sein filmisches Terzett je drei Darsteller*innen an unterschiedliche Gewässer. Die einzige Oberfläche, unter die der Blick geht, ist die der Seen. Dann doch lieber das Aquarium in der Nachtschleife. Da kann man guten Gewissens bei einschlafen.

Autor: Lida Bach
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