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Die Schwestern Taina und Pirkko aus dem Dorf Sysmä sind dafür bekannt, das stärkste Hausgebräu der Region herzustellen. Ihr ungefiltertes Bier, oder Sahti, wie es in Finnland genannt wird, soll genauso gebraut werden und genauso schmecken wie vor 500 Jahren und ist daher vor Ort sehr gefragt.
Kritik
Manchen Filmdarstellungen Menschen gewisser Gesellschaftsgruppen entkommt man selbst dann nicht, wenn man aus der hiesigen Kino-Bubble bis aufs Black Nights Film Festival flieht. Denn die vermeintlich regionalen Ressentiments sind tatsächlich soziologische Stereotypen. Zumindest diese Erkenntnis birgt die Wettbewerbs-Premiere Teemu Nikkis (Aemomurhaaja) seichten Sauf-Schwanks. Der paradiert die provinzielle Arbeiterschicht einmal mehr als prollige Gewohnheitstrinkende, um das bildungsbürgerliche Zielpublikum zu amüsieren. Von der Schmerzresistenz bis Schwarzhandel findet sich jedes Negativklischee in dem finnischen Familien-Klamauk über zwei Bier brauende Schwestern.
Taina (Elina Knihtilä, Family Time) und Pirkko (Pirjo Öonka, Deadwind) kann niemand den Bierkrug reichen, wenn es um die Herstellung des Tradionstrunks Sahti geht. Außer natürlich ihr Vater, denn Frauen können in der Schalen Story mal wieder nichts, was Männer ihnen nicht beigebracht haben. Das gilt auch für die Produktion von Sahti. Das nach strickten Vorgaben produzierte Nationalgetränk beschreiben Online-Quellen als eine Art selbstgebautes angeblich nach Banane schmeckendes Bauern-Bier, für dessen Zubereitung statt Hopfen Wachholder verwendet wird.
Angemischt wird es ursprünglich in einer Wanne namens Kuurna, die in der humorigen Handlung noch eine relevante Rolle spielt. Bevor es soweit ist, müssen Taina und Pirkko allerdings die titelgebende Menge vorbereiten. Es gibt nämlich eine dritte Schwester, an deren Handicap durch einen Autounfall Taina die Schuld trägt. Doch unter den launigen Landtypen, die der Regisseur und Drehbuchautor dem ach so viel zivilisierteren Zielpublikum als warmherzige Witzfiguren vorführt, schafft ein gepflegtes Gelage alles aus der Welt.
Fazit
Wenn Teemu Nikkis klassistischer Klamauk sonst schon nichts von dramatischem, menschlichen oder emotionalem Wert vermittelt, dann zumindest etwas Basiswissen über Sahti. Davon braucht es auch die titelgebende Menge, um die abgestandenen Albernheiten einigermaßen amüsant zu finden. Kein wankelmütiger Witz, der nicht so schon in einem anderen Film über äußerlich andere, aber im Verhalten und Reden auffällig austauschbare Menschen aus weniger wohlständigem Milieu aufgezogen wurde. Dass die Hauptdarstellerinnen ihren Charakteren einen Rest Menschlichkeit verleihen, hilft da wenig.
Autor: Lida Bach