Autor: Jonas Göken (jonasson )
1. "It´s a Wonderful Life " (1946) - Frank Capra
Der Auftakt der einzigartigen Schlussszene, wo James Stewart als George Bailey den Himmel anfleht, ihn wieder in sein reales Leben zurückzulassen, es plötzlich still wird und sanfter Schneefall einsetzt, ist definitiv eine meiner absoluten Lieblingsszenen. Ein Jubelschrei der puren Menschlichkeit, der das für mich größte Werk der Filmgeschichte perfekt macht. Wenn man in dieser Szene in das Gesicht von Jimmy Stewart blickt, kann mir keiner erzählen, dass er nicht wahrhaft bewegt ist. Ein Phänomen, das seines gleichen sucht!
2. "A Clockwork Orange " (1971) - Stanley Kubrick
Die abgrundtief diabolischste Szene ist ganz klar die Vergewaltigungssequenz in diesem Film von Stanley Kubrick. Die Idee, dass Malcolm McDowel l als Alex den unschuldigen Song "Singin´ in the Rain" grölt während er mit dem Messer das rote Kleid einer Frau aufschlitzt und Tritte in alle Richtungen verteilt, ist so widerwärtig wie genial. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die ganze Szene ohne Skriptvorgaben improvisiert wurde! Kubrick war eine echte Legende. 3. "Gladiator " (2000) - Ridley Scott
Die Szene, in der Joaquin Phoenix als Commodus seine Schwester Lucilla anschreit "Am I not merciful" hat sich bei mir ebenfalls tief ins Hirn eingefräst. Das liegt wohl daran, dass der Film einfach episch ist und ich ihn entsprechend oft gesehen habe und an Joaquin Phoenix, der so unberechenbar, subtil-aggressiv und machtbesessen den römischen Imperator verkörpert. Natürlich hätte ich an dieser Stelle auch noch die ein oder andere brachial-faszinierende Sequenz mit Russell Crowe nennen können... 4. "Der Vorname " (2012) - Matthieu Delaporte /Alexandre de La Patellière
Eine unheimlich witzige Szene in dieser französischen Verfilmung eines mitreißenden Theaterstücks, ist die, wo Vincent von seinen Freunden darauf hingewiesen wird, dass er andauernd eine Schnute zieht, wenn er aufgebracht ist. Auf köstlich amüsierende Weise äffen ihn die anderen in seiner Mimik nach und bringen damit eine etwas aufgelockerte Atmosphäre in die ernste Auseinandersetzung über grundlegende Fragen des privaten Lebens. Tolle Szene, exzellenter Film, zum schreien komische und gleichzeitig nachdenkliche Theatervorlage! 5. "The Tree of Life " (2011) - Terrence Malick
Stellvertretend für die vielen gigantischen visuellen Impressionen, die Terrence Malick in seinen Werken dem Zuschauer zugänglich macht, soll hier zum einen das Bild genannt werden, das Brad Pitt als Vater zeigt, der in seinen Händen die kleinen, zarten Füße seines neugeborenen Sohnes hält und zum anderen die Szene, in der Jessica Chastain im Garten der Familie in der Luft schwebt, als sei sie der schützende und behütende Engel ihrer drei Jungen. Dazu tönt sinnbildlich für den ganzen Film der Satz: "Vater, Mutter, ewig ringt ihr in mir", auch wenn es nicht der Originalton hinter diesen Bildern ist. Malicks Film ist für mich ein poetisch-philosophisches Meisterwerk, das nach mehrfacher Sichtung immer neue Inspirationen zu geben vermag und keineswegs spirituell-religiöser Kitsch ist. Bildernachweise:
Bild 2 - "A Clockwork Orange" - Warner Bros. Bild 3 - "Gladiator" - Universal Pictures Bild 4 - "Der Vorname" - Pathé Bild 5 - "Tree of Life" - Fox Searchlight Pictures