Eine Szene die ich mir nicht oft genug ansehen kann ist die kurze, ja nur winzige Momente andauernde Szene nach Léons ersten Job. Da sitzt der verschlossene Killer im Kino, ganz vorne und schaut sich ein Musical an. Gebannt, aufgeregt und glücklich starrt er auf die Leinwand, wie ein kleines Kind, das vor einem festlich geschmückten Weihnachtsbaum steht. Er blickt sich sogar kurz um, wer noch im Kino sitzt. Diese Szene gehört zu den schönsten Szenen der Filmgeschichte. Nichts gegen "Cinema Paradiso" oder "The Purple Rose of Cairo", das sind alles grandiose Filme, aber diese kurze Sequenz bring die Liebe und Faszination zum Kino auf einen Punkt. In dieser Zeitspanne von vielleicht nicht mal 5 Sekunden erzeugt Besson mit einfachen Mittel die faszinierende Essenz des Kinos. Was das ist? Nun, das liegt ganz bei euch.
Ein Clou dieses Biopics rund um die wohl alltäglichste Comicfigur aller Zeiten ist es, das der echte Harvey Pekar sich immer wieder zu Wort meldet. Was nervig sein könnte entpuppt sich als Motor für diverse grandiose Brüche, bzw. Handlungspausen in der Inszenierung. Während in einer Szene, der gespielte Harvey mit seinem mental eher zurückgebliebenen Kollegen Toby kurz über Jelly Beans philosophiert, führen der echte Pekar und der echte Toby diesen Diskurs nach Beendigung der Szene einfach weiter. Das wirkt nicht aufgesetzt, das wirkt erfrischend anders und ist darüber hinaus äußerst humoresk. Film imitiert Leben, so sagt man. Beim „Splendor“ funktioniert es auch anders herum. Das Spiel mit Realität und Film bewerkstelligt „American Splendor“ einfach grandios. Das Zentrum bleibt aber Harvey Pekar, dieser einsame Held des Alltags, der 2010 von uns ging.
Bild 2 - "Das Ding aus einer anderen Welt" - Universal Pictures Bild 3 - "American Splendor" - Fine Line Features Bild 4 - "Oldboy" - Show East Bild 5 - "Trainspotting" - PolyGram Filmed Entertainment