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Moviebreak Monatsrückblick: September

von Levin Günther

1. Highlights aus den Kinosälen:

Good Time 

Hypnotischer und tragischer Abwärtsspiralenfilm, in dem sich Robert Pattinson nach The Lost City of Z das zweite Mal dieses Jahr als vielversprechender Charakterdarsteller empfiehlt. 

God’s Own Country 

Ein schwules Liebesdrama, das weder Sex noch Zärtlichkeiten scheut, und tatsächlich eine sehr schöne und aufrichtige Geschichte erzählt, auch wenn sich diese aus dem Abhaken von etwas zu bewährten Plot-Stationen zusammensetzt. 

Voyage of Time: Life’s Journey 

Von der Entstehung des Universums bis hin zu illuminierten Großstädten –  in 90 Minuten um die Welt! Die unbeschreiblich beeindruckenden Bilder hätte ich zum Teil auch gerne zwei Minuten und nicht nur zehn Sekunden auf mich wirken lassen. Am Ende bleiben es wunderschöne, aber immer nur sehr flüchtige Eindrücke, deren Poesie darunter leidet, dass der Film die komplette Weltgeschichte in anderthalb Stunden unterbringen möchte. Statt des zuweilen wirklich parodistisch anmutenden Voice-Overs wäre auch etwas mehr Lacrimosa nicht schlecht gewesen – dann hätte der Film vielleicht auch die Urgewalt der Schöpfungssequenz aus The Tree of Life nicht nur szenenweise rekreieren können.

2. Flops aus den Kinosälen:

It 

Die Dynamik zwischen den Kinder(darsteller)n ist toll und Bill Skarsgård ist ein guter Pennywise, aber als Horrorfilm entspricht dieser neue It leider sehr den modernen Sehgewohnheiten, ist also hauptsächlich laut und ungruselig wie nix. Die (dem Ausgangsmaterial gemäß) bestimmt misslungene Fortsetzung und damit der Ende des gerade neu entfachten Killerclown-Hypes dürfen gerne kommen.

3. Highlights im Heimkino:

Sweeney Todd: The Demon Barber of Fleet Street 

Eine Obsession aus Kindertagen, neu entfacht. Es ist auf jeden Fall schön zu wissen, dass ich noch immer einen Großteil der Lieder auswendig mitsingen kann. Und dass der Film durch ungeschulte Kindesaugen keinen Deut brillanter wirkte als heutzutage (durch nur ein bisschen weniger ungeschulte 20sth-Augen). Das ist so ein kraftvoller Film, der sich seiner morbiden, exzentrischen und überaus tragischen Geschichte mit so einem ungebundenen Stilwillen verschreibt (dazu gehören übrigens auch die künstlich erscheinenden CGI), dass es einfach nur eine große Freude ist, ihm auf jede noch so schrille, geschmacklose oder träumerische Ebene zu folgen – gerade weil das tiefschwarze Herz des Films, genau wie die Herzen seiner Figuren, eine bezaubernde und unschuldige Schönheit birgt.

Darkman

Beinahe jede Einstellung ist einfallsreich komponiert, Liam Neeson spielt die vielleicht beste Szene seiner Karriere („Take the fucking elephant!“) und Danny Elfman bläst das Ganze zur tragischen Gothic-Herzschmerzoper auf. Solange es noch Regisseure wie Sam Raimi gibt, ist das Kino gesund und munter.

Se7en 

In seiner zynischen Abbildung einer Welt, durch die nur noch gequälte Seelen wandern, die sich mit der allgegenwärtigen Aura des Bösen arrangieren müssen, wahrscheinlich the Fincherest Fincher ever Finchered. Besonders beeindruckend ist, wie trotz der düsteren Mörderhatz viel Platz für kleine Momenten der Zwischenmenschlichkeit bleibt – was sich auszahlt, da beide Hauptfiguren uns bereits als komplexe Menschen erscheinen, wenn Spacey auf den Plan tritt und aus dem Thriller endgültig einen psychologischen Horrorfilm werden lässt. Nur wenige Filme erzählen so erdrückend von der menschlichen Bösartigkeit, was das Finale für mich immer nahezu unerträglich gestaltet – auf eine positive Weise natürlich.

4. Flops im Heimkino:

Baywatch 

Die amerikanische Komödie ist toter als tot und Filme wie dieser, die eigentlich gar keine Filme, sondern nur noch stupide Nummernrevues sind, zeigen am deutlichsten auf warum. Ein erbärmlicher, aus den falschesten Gründen lachhafter Versuch mit witzlosen Zoten, reichlich nackter Haut und Everybody’s-Muskelprotz-Darling The Rock einem lange vergessenen Popkultur-Phänomen wieder Leben einzuhauchen. Die in gleißendes digitales Licht gehüllte Titten- und Ärsche-Beschau hat keinen einzigen originellen Witz, keine einzige komponierte Kameraeinstellung und keine einzige Figur, die nicht an ihren stereotypischen Eigenschaften ersäuft – no pun intended. Dieses Remake ist hohles, aggressiv uninteressantes Nichtkino.

The Game 

Das ist einer dieser Filme, an denen irgendwie alles falsch ist. Als Thriller funktioniert er nicht, weil er sich gleich mit dem Beginn des „Games“ einer total albernen Logik verschreibt, und als psychologisches Drama will er sich mit Demütigung und Manipulation seiner Hauptfigur deren Läuterung erschleichen, welche dann im grenzdebilen Finale zelebriert wird. Kein Fincher-Film über, sondern mit Menschenverachtung. Eine Vollkatastrophe.

Pirates of the Caribbean: Dead Men Tell No Tales 

Mindestens genau so ödes Produzentenkino wie der vierte Teil, dessen immerhin in einem etwas ambitionierteren Rahmen aufgezogenen Setpieces im Finale dann leider auch im hässlichen Digitalschlamm versacken. Die wenigen emotionalen Anknüpfpunkte verlassen sich auf Vorarbeit der (im Vergleich jetzt als radikales Auteur-Meisterwerk erscheinenden) Verbinski-Trilogie und Hans Zimmers musical cues, die diesen ultimativen Disney-Bore aber natürlich auch nicht weniger unerträglich gestalten. Johnny Depp versucht sich hier anscheinend an der Parodie eines schlechten Jack-Sparrow-Imitators, spielt am Ende aber doch wieder nur Mortdecai. Es ist nur noch quälend.

5. Alles über Serien:

Weiterhin nichts über Serien. Schade eigentlich. 

6. Für den Oktober plane ich:

Blade Runner 2049 & The Snowman

7. Filmschaffender des Monats:

Kevin Spacey

8. Mein Monat hat mich irgendwie an diesen Film erinnert:

Pi

Noergolas

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