1. Highlights aus den Kinosälen:
The Founder - Nach diesem Film, den man zu Beginn fälschlicherweise und trotzdem nachvollziehbar als strahlenden Werbefilm verwechseln könnte, bleibt von McDonald’s kaum mehr in Erinnerung als ein Konstrukt, dessen Erfolg sich vor allem aufgrund der typisch amerikanischen Eingängigkeit des Namens erklären lässt, zwei Brüder, die das Fundament ihrer Existenz und damit irgendwo auch sich selbst für ein Stück Papier verraten mussten und ein Mann, dessen Wunsch, echte Milch in Milkshakes durch ein künstliches Pulver zu ersetzen, mehr als genug über ihn aussagt.
2. Flops aus den Kinosälen:
The Birth of a Nation - Aufstand zur Freiheit - Mit der finalen Darstellung von Nat Turner als symbolische Erlöserfigur, die sich zwischen aufgeknüpften Schwarzen und abgeschlachteten Weißen nach der Logik des Films verdienterweise in den Himmel aufschwingen darf, hinterlässt dieser Film zuletzt ein mehr als fragwürdiges Erbe, das sich aufgrund der mitunter erbarmungslosen Visualität womöglich tiefer einbrennen wird, als vielen lieb sein dürfte.
3. Highlights im Heimkino:
Personal Shopper - Ein Meisterwerk, in dem die moderne Technologie zum Spiegel un(ter)bewusster Ängste und Erfahrungen wird, das den Weg von Trauer zum inneren Frieden über wohligen Grusel, irritierende Thrills und abrupte Stimmungswechsel nimmt und Kristen Stewart endgültig zu einer der faszinierendsten Schauspielerinnen des Gegenwartskinos macht.
Nirgendwo - Als Generationenporträt einer heranwachsenden Jugend, die zwischen vielfältigen Möglichkeiten, unreifen Impulsen und tiefgreifenden Problemen steht, ist Matthias Starte mit Nirgendwo ein beachtliches Spielfilmdebüt gelungen, das von der authentischen Ungezwungenheit der Darsteller, einprägsamen Einzelmomenten und einem übergreifenden Lebensgefühl verbunden wird, das den Nerv seiner Zielgruppe auf ebenso verständnisvolle wie anrührende Weise trifft.
Gegen die Wand - Ein wuchtiges Drama, das sich ebenso sensibel wie erschütternd auf die Reise durch ein destruktives Liebesverhältnis begibt. Mit der Unterstützung von zwei hervorragenden Hauptdarstellern ist Fatih Akins Film vor allem ein Werk der auffälligen Körperlichkeit, dessen Bewegungen ganze Geschichten erzählen und schlussendlich auch inmitten niederschmetternder Erkenntnisse Hoffnung und Kraft schöpfen.
The King of Comedy - Auf faszinierende Weise beschreitet Martin Scorsese einen schmalen Grat zwischen exzentrischem Künstlerporträt, einem Drama über eine missverstandene Seele am Rand zum psychotischen Wahnsinn und einer bissigen Showbusiness-Satire, die beängstigend prophetische Züge ausstrahlt. Unter den tragisch Gescheiterten markiert Robert De Niros hervorragende Leistung als Rupert Pupkin so etwas wie den traurigsten Clown der Filmgeschichte und der Film selbst eines von Scorseses sicherlich unterschätztesten Werken.
4. Flops im Heimkino:
Small Crimes - Ein miserabel erzähltes Neo-Noir-Thriller-Drama, in dem entscheidende Hintergründe, Motive und Informationen so lange verborgen gehalten werden, bis das gesamte Werk durch abrupte Gewalt und unbefriedigende Auflösungen endgültig in der nervigen Belanglosigkeit versickert.
Wolves at the Door - Die manipulativ-reißerische Interpretation eines schrecklichen Verbrechens, das in billige Spannungsmomente, aufgesetzte Emotionen und abstoßende Effekte übersetzt wird. Gegenüber den realen Opfern verkommt dieser Horrorfilm daher fast schon zur Grabschändung, bei der die unverständlichen Schicksale nach einem atmosphärisch gelungenen Auftakt zur voyeuristischen Ergötzung menschlichen Leids missbraucht werden.
Boyka: Undisputed IV - Im Gegensatz zu den sehenswerten beiden Vorgängern wirkt dieser vierte Teil wie MMA-Pornographie, die darauf ausgelegt wurde, nur noch die niedersten Triebe seiner Zuschauer zu befriedigen, ähnlich wie die gröhlende und johlende Masse, die sich im Film regelmäßig um den Ring versammelt. Doch selbst die eigentlichen Höhepunkte gestalten sich diesmal als recht saft- und kraftlos inmitten des unterirdischen Flickenteppichs einer Handlung.
Juno - Trotz vielversprechender sowie talentierter Schauspieler, einer charmanten Inszenierung und der interessanten Ausgangslage krankt dieser Indie-Sensationshit an einem haarsträubenden Drehbuch. Die entworfenen Figuren, Dialoge und Situationen lassen sich an gekünstelter Prätention, weltfremder Unglaubwürdigkeit und seichtem Wohlgefallen nur schwer überbieten, so dass der durchschlagende Erfolg dieses inhaltlich fragwürdigen und weitestgehend missratenen Films umso mehr irritiert. Wieder einmal zeigt sich, dass Publikumswirksamkeit und Qualität nicht immer Hand in Hand gehen müssen.
5. Alles über Serien:
Momentan schaue ich wöchentlich die dritte Staffel von The Leftovers, die wie immer allergrößte Serienkunst darstellt, die dritte Staffel von Fargo, die bisher eher ernüchternd ausfällt, da sich das gleiche Konzept mittlerweile abgenutzt hat, und die erste Staffel von American Gods, die sehr vielversprechend und vor allem audiovisuell beeindruckend begonnen hat.
6. Was ich im Mai gucken möchte:
Sieben Minuten nach Mitternacht, Get Out, King Arthur: Legend of the Sword, Alien: Covenant, Jahrhundertfrauen, Song to Song
7. Filmschaffender des Monats:
Kristen Stewart, die sich spätestens nach Personal Shopper als eine der faszinierendsten Schauspielerinnen ihrer Generation behauptet hat.
8. Der Monat in einem Wort:
Stabil.