Bildnachweis: © 20th Century Fox | Ryan Gosling in "Stay"

Double-Up Collection: "The Place beyond the Pines" & "Stay" - Kritik

von Thomas Söcker

Nach einem atmosphärischen aber inhaltlich ausbaufähigen Film, der dem Zuschauer die Überschneidungen und Berührungspunkte seiner Geschichten gegen Ende immer deutlicher aufzeigt, stellt sich Film Nummer zwei der Double-Up Collection als das Gegenteil dieser Vorgehensweise heraus. “Stay” ist das labyrinthische Gedanken-Abbild eines zerrückten Kopfes, der den Zuschauer mit einer starken Bild und Sound-Komposition nicht immer weiter von sich weg stößt, sondern immer mehr  gefangen nimmt.

Heutzutage kennt man Regisseur Marc Forster eher durch Krawallfilme wie “World War Z oder “007 - Ein Quantum Trost”, dabei mag man fast vergessen, dass der Deutsch-Schweizer einmal auf viel leiseren Sohlen daherkam. Seine inszenatorischen Qualitäten sieht man Forster auch in den neuen Werken an, nie wurden sie aber so vordergründig wie in “Stay”. Ein inszenatorisch so einfallsreicher und komplexer Film, dass es vor allem der einnehmende Visualität geschuldet ist wie sehr der Zuschauer hier nach und nach in den Bildschirm hineingesogen wird. Schnelle, harte Cuts, verwirrende Wiederholungen sowie entsättigte, düster-leuchtende Farben veranschaulichen hier ein aus der Welt entrücktes Innenleben, wie man es besser wohl kaum hätte auf die Leinwand bringen können.

Einen roten Faden oder eine alles erklärende Auflösung zur Geschichte von Drehbuchautor David Benioff (“Game of Thrones”) sollte man demnach auch nicht erwarten. Sie wäre im Kontext des Films auch höchst unangebracht. “Stay” stößt dem Zuschauer auf wunderbare Weise vor den Kopf, während er ihn gleichzeitig komplett zu sich heran zieht und so eine Zerrissenheit entwickelt, die sich auch innerhalb der Geschichte immer wieder deutlich macht. Neben all den Symbolen, Motiven und kleinen Details, die teils an die Genialität eines David Lynch erinnern, erzählt “Stay” eine wirklich berührende und in keinster Weise plakative Geschichte. Gerade im Vergleich mit “The Place Beyond the Pines” fällt diese subtile und doch eindringliche Art des Charakterdramas noch einmal besonders positiv auf.

In all der vagen Beschreibung, die diese Kritik aufgrund von möglichen Spoilern dabei aufführt, kann man doch immerhin die Darsteller definitiv als großartig bezeichnen. Ewan McGregor fungiert gelungen als Zugang zur Story, Naomi Watts verkörpert ihren ruhigen Gegenpol geradezu hervorragend (vor allem im Hinblick auf die angedeutete Vergangenheit). Wirklich scheinen darf hier aber Ryan Gosling, dessen Charakter zwar über weite Strecken des Mysterium des Films bleibt, der aber vor allem durch seine starke Mimik zu berühren weiß.

“Stay” ist, trotz seiner konfusen und labyrintischen Erzählung, ein wunderbar rundes Filmerlebnis geworden, dass den Zuschauer durch die einnehmende Visualität, die großartige Inszenierung, den tollen Soundtrack sowie einer mitreißenden und emotionalen Geschichte auf eine Reise in das Innere eines Menschen mitnimmt, der sich weder wirklich in der Realität, noch im Traum befindet. Ein ausgeprochen besonderer Film.

8,5/10

Technik:

Technisch ist die DVD des Films auf mittelmäßigem Niveau und wird selbst durch das hochskaltierte Bild eines Bluray-Players niemals den wunderschönen Bildern des Films gerecht. Tonspuren gibt es auf Deutsch und Englisch in 5.1 Dolby Digital, Untertitel gibt es in deutscher Sprache. Zu den Extras zählen szenenspezifische Audiokommentare, Interveiws, TV-Spots, eine Fotogalerie, ein Feature zu den Stars des Films sowie die Featurettes “The Music of Stay” (8:07 Min) und “Departing Visions” (6:43 Min). Auch das Presseheft des Films kann man mit der DVD auf seinem Computer aufrufen.

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