Bildnachweis: © Sidney Kimmel Entertainement | Szene aus "The Place Beyond the Pines"

Double-Up Collection: "The Place beyond the Pines" & "Stay" - Kritik

von Thomas Söcker

Die Vorzeichen bei Derek Cianfrances („Blue Valentine“) Drama „The Place beyond the Pines“ standen eigentlich alle auf hervorragend: Die Darsteller um Ryan Gosling, Eva Mendes und Bradley Cooper überzeugten schon bei der Posterlektüre, Cianfrance unterstrich zwei Jahre zuvor mit „Blue Valentine“ ein inszenatorisches sowie erzählerisches Talent fürs Niederschmetternde und die Geschichte las sich mitreißend und episch. Und keiner dieser Aspekte wird im fertigen Endprodukt wirklich vermasselt, obwohl es gerade die langatmige, dreigeteilte Narrative ist, die einem wirklich guten Film hier im Wege steht.

Für sich genommen ist jede der drei Geschichten des Films (die nacheinander aufeinander aufbauen und voneinander beeinflusst werden) inhaltlich überzeugend. Nur zusammen mögen sie einfach nicht so richtig funktionieren. Der stärkste und emotional mitreißendste Handlungsstrang wird schon im ersten Drittel verpulvert, ein für die Erzählung nötiger Umstand, für das Interesse des Zuschauers aber ein nachteiliger. Ryan Gosling geht in der Rolle des taffen Stuntman Luke total auf und überzeugt allein schon durch seine äußere Erscheinung. Auch die Geschichte des Vaters, der alles für sein Kind tun würde, überzeugt, nimmt gelungen mit und endet auf einer emotional sehr hohen und überraschenden Note. Ein starkes, wunderbar gedrehtes und atmosphärisch dichtes erstes Drittel, welches aber auch den Höhepunkt von “The Place beyond the Pines” markiert.

Von dort an geht es inhaltlich immer weiter bergab. Wunderschön gedreht und toll gespielt bleibt der Film zwar durch und durch, doch muss sich der Zuschauer nach Goslings großartiger Geschichte nun auf eine neue Story, inklusive Exposition und neuen Charakteren einstellen, was grundsätzlich schonmal von dem Film wegstößt. Daneben ist der Blickpunktwechsel hin zu Coopers Charakter des Cop Averys sowie seinen Familien- und Berufsproblemen nicht mal mehr halb so packend wie die vorangegangene Erzählung über Luke. Der Zuschauer fragt sich mit laufender Spieldauer, worauf dieser Charakterwechsel hinauslaufen soll und wird mit einem absolut kitschigen und nur im Grundsatz interessanten letzten Drittel dann vor den Kopf gestoßen.

Die Idee der verschiedenen, aber dennoch verflochtenen Charakterdramen, die sich in verschiedenen gemeinsamen emotionalen Höhepunkten entladen, ist dabei nie eine schlechte, gar eine wirklich interessante und von Grundsatz her mitreißende. Aber Cianfrance stellt sich selbst ein Bein: Sein Film nimmt zunehmend an Qualität ab, die Charaktere werden zunehmend uninteressanter, die beste und mitreißendste Sequenz war die erste. Zu keiner Zeit ist der Film dabei schlecht gespielt und mies inszeniert (ganz im Gegenteil – vor allem der pulsierende Soundtrack macht gehörig Laune), aber dies hilft wenig, wenn ein 135 Minuten langer Film sich zunehmend wie ein 3 Stunden Epos anfühlt, welches gegen Ende hin immer mehr Potenzial verschenkt, sich immer mehr in kitschigen und voraussehbaren Momenten verliert und einen im Ansatz absolut überzeugenden Grundstein so sehr unzufriedenstellend zerstört. „The Place Beyond the Pines“ könnte man als Film bezeichnen, der in Romanform vielleicht besser funktioniert hätte, in der filmischen Ausführung seiner Geschichte aber immer mehr an Faszination einbüßt.

6/10

Technik

Die DVD von „The Place beyond the Pines“ beinhaltet eine Deutsche sowie eine Englische 5.1 Dolby Digtial Spur. Untertitel gibt es auf Deutsch, das Bild ist DVD-gerecht in Ordnung, aber in keinster Weise etwas Besonderes. So auch die Extras: Ein Featurette zur Story (4:21 Min), geschnittene Szenen, ein Interview mit Regisseur Cianfrance und ein Making-Of (knapp 10 Min) geben einen guten, aber ausbaufähigen Einblick in den Film.

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