2014 war in filmischer Hinsicht für mich ein ganz anderes Erlebnis als 2013. Wo ich 2013 so gut wie keinen Film gesehen habe, der mich wirklich begeistern konnte und ich mich, auch ganz davon abgesehen, eigentlich nur an große Blockbuster hielt, bekam ich 2014 viel mehr Einsicht in kleinere Produktionen und durfte einen Haufen Filme begutachten, die ich wirklich super fand und normalerweise nie gesehen hätte. Und das lag natürlich daran, dass ich die Beschäftigung hier bei Moviebreak Ende Mai begann. Allein in Pressevorführungen gehen zu dürfen, meine Meinung präsentieren zu können und mich noch einmal viel differenzierter mit dem Medium Film auseinanderzusetzen, hat mir nicht nur viel Spaß gemacht, sondern mich auch schriftsprachlich und argumentativ viel gelehrt. Die Top Ten des Jahres fielen mir daher ungemein schwerer, als letztes Jahr. Persönliches Highlight war für mich dieses Jahr natürlich der Abstecher zum Fantasy Filmfest, inklusive Marathonkritikenschreiben, blutenden Händen und Augen sowie sozialer Entsagung. Ich warte zudem auch immer noch auf die Fleißsternchen unseres Chefs Thomas. ;) Aber kommen wir zu den Tops und Flops des Jahres!
DIE TOP 10 FILME 2014:
1. The Wolf of Wall Street
Für viele noch ein 2013er Film, hat mich der erste Kinobeitrag des Jahres (den ich mir ansah), gleich am besten gefallen. Und das lag nicht nur an der tollen Inszenierung, den großartigen Dialogen (lange nicht mehr so ein gutes Drehbuch “gesehen”), den hammermäßigen Darstellern und dem 3-stündigen Spaß, den mir “Wolf” servierte. Es war auch der Aspekt, dass “Wolf” einem nicht mit dem Holzhammer noch eine Kapitalismuskritik eintrichtern wollte. Belford und seine Freunde sind Arschlöcher. Vermutlich glorifizierte Arschlöcher, aber doch Arschlöcher, die (für mich) nie eine Vorbildfunktion einnahmen. Zudem suggerierte mir die überzeichnete und total abgehobene Art des Films sowieso, dass sich dieser Film in einer ganz anderen Welt, als der unseren, befindet. Und da kann so ein Exzessfeuerwerk auch mal erlaubt sein. Vor allem wenn man bedenkt, dass Scorsese 72 ist und diese Bombe auf die Leinwand warf. Jeden Kritiker des Films kann ich verstehen, mir persönlich hat aber dieses Jahr kein anderer Film mehr Spaß gemacht.
2. The Rover
Das Fantasy Filmfest präsentierte mir eine ganze Palette an tollen Filmen, doch keiner hat mich so mitgenommen wie “The Rover”. Schade, dass dieser großartige Endzeitthriller in Deutschland keinen Kinorelease bekommen hat. Verdient wäre es gewesen: Tolle Darsteller, großartige Atmosphäre und ein perfektes Ende. Mich würde es zudem nicht wundern, wenn Pattinson uns in den nächsten Jahren den DiCaprio macht.
3. Drachenzähmen leicht gemacht 2
Teil 1 mochte ich sehr gerne, dennoch habe ich seit “Toy Story 3” keinen Animationsfilm mehr gesehen, der mich wirklich packen und berühren konnte. Dabei waren Pixars Meisterwerke damals immer ein Garant für unvergleichliche Qualität. Mit “Drachenzähmen leicht gemacht 2” knüpft Dreamworks nun an diese Meisterklasse an und erzählt eine zwar kitschige, aber durch und durch überzeugende Geschichte, die einen nicht nur mit tollen Actionszenen begeistern, sondern auch so richtig berühren kann.
4. The Babadook
Diesen tollen Gruselfilm wollte ich eigentlich nur zu den Geheimtipps packen. Aber beim genaueren darüber Nachdenken ist mir aufgefallen: Irgendwie lässt mich dieser Film nicht los (und so geheim ist er ja auch gar nicht mehr). “Babadook” ist zur Zeit ja so gehypt, dass ich mir die Enttäuschung mancher Enthusiasten in nächster Zeit gut vorstellen kann, aber wenn man unbedarft in den Film geht und eben keinen Monsterfilm erwartet, wird man mit einem unvergleichlich intensiven und erschreckend nachvollziehbaren Blick in die Tiefen von Depression und Trauer belohnt, der einen schlichtweg nicht mehr loslässt.
5. The Raid 2
Bum, Krach, Peng, Disch. Nennt mich einen Macho, der Style über Substance stellt und sich scheinbar so sehr in narzisstischen Idealbildern von sich selbst suhlt, dass er “Wolf of Wall Street” an Platz 1 seiner Top-Liste stellt, aber manchmal braucht ein Film tatsächlich keine gute Geschichte. Und auch “The Raid 2” hat diese nicht, dafür aber wohl die bahnbrechendsten Actionszenen der letzten Jahre. Ich war total sprachlos nach diesem Film und vollkommen weggeblasen. Als bester Actionstreifen der letzten Jahre muss “The Raid 2” natürlich in diese Liste!
6. Der große Trip - Wild
Den Film hatte ich gar nicht auf dem Schirm. Einen Lobgesang auf die PVs! “Wild” mag zwar nicht unbedingt kreativ in seiner Geschichte vorgehen und auch das Buch soll (soweit ich es mitbekommen hab) eher pathetisch, als wirklich berührend sein, doch mit seiner interessanten Inszenierung und einer tollen Leistung von Reese Witherspoon konnte sich “Wild” verdient in meine Top-Liste einmogeln. Letztlich gehe ich auch einfach danach, bei welchen Filmen mir eine salzige, klare Flüssigkeit aus den Augen lief (Mädchen nennen das wohl “Tränen”) und “Wild” schaffte dies dann trotz jahrelangem Training in Männlichkeit! Bewundernswert.
7. Interstellar
Beim genaueren darüber Nachdenken erzählt “Interstellar” auch keine gute Geschichte. Aber wie schon bei “The Raid 2” habe ich das im ersten Moment gar nicht registriert. So sprachlos saß ich in meinem Kinosessel. Ein extrem immersiver, toll inszenierter Weltraumstreifen, der mich, wie kaum ein Film dieses Jahr, hat mitfiebern und mitleiden lassen. “Interstellar” hat ein paar der besten Einzelszenen des Jahres im Gepäck und verdient sich den Platz auf dieser Liste ohne Wenn und Aber.
8. Grand Budapest Hotel
Platz 8 für den hübschesten Film des Jahres. Die Plätze 4 - 10 sind mir wirklich schwer gefallen, daher musste ich nach Auswahlkriterien bzw. nach finalen Argumenten suchen, die ein Film dieses Jahr irgendwo am besten gemacht hat. Und in seiner ganzen Absurdität war “The Grand Budapest Hotel” von Wes Anderson eben der hübscheste und detaillierteste Film, der jedes seiner Sets in ein kleines Meisterwerk verwandelte. Viel Spaß und tolle Darsteller gab’s auch noch obendrauf.
9. Birdman
Platz 9 für den außergewöhnlichsten Film des Jahres. “Birdman” muss ich mir mindestens noch einmal anschauen, um ein endgültiges Urteil fällen zu können. Daher ist er auch auf keinem höheren Platz zu finden. Aber: Dieses Jahr gab es wohl kaum einen Film, der sich so kreativ inszenierte und der einem so sehr vor Augen führte, dass hier etwas Neues geschaffen werden sollte. Und das schafft “Birdman” auch über weite Strecken. Eine klare Empfehlung fürs neue Jahr und endlich mal wieder ein Film, über den man richtig diskutieren kann. Achja: Und ein paar der umwerfendsten schauspielerischen Leistungen gab es auch noch! Ein kleines Meisterwerk, was mich nur emotional nicht so recht packen konnte.
10. Viel Lärm um nichts
Platz 10 für den sympathischsten Film des Jahres. Nicht nur ist Whedons “Viel Lärm um nichts” ein Freizeitprojekt mit Freunden, sondern auch noch eine richtig kluge und witzige Shakespeare-Verfilmung. Man merkt diesem Film einfach durch und durch an, wie viel Spaß und Herzblut die Beteiligten in das Projekt steckten. Und solch ein anti-profitables und leidenschaftliches Verhalten ist einfach vorbildlich.
Ganz knapp verpasst haben die Liste: Her, Nightcrawler, Foxcatcher, Guardians of the Galaxy, Stromberg und Housebound, die in ihrer Art alles tolle Filme waren, denen für die Top 10 aber das letzte Argument fehlte.
Auch im Jahr 2015 erhoffe ich mir wieder viele Filme, die ich zur Zeit noch gar nicht auf dem Schirm habe, die mir dann aber den Boden unter den Füßen wegziehen. Daher setzte sich meine Most Wanted-Liste jetzt auch noch zum Großteil aus Fortsetzungen, Großproduktionen und Franchises zusammen. Auf die freue ich mich zwar ohne Zweifel, mein größter Most Wanted ist aber ein unverhofftes Filmchen, was ich vielleicht mal wieder als echtes Meisterwerk betiteln kann. Tarsem Singhs "Selfless", Damien Chazelles "Whiplash" und Adam Wingards "The Guest" sind für mich da mögliche Meisterwerkaspiranten. Ich bin sehr gespannt aufs nächste Jahr!