DIE TOP 10 FILME 2014:
1. Gone Girl
Die große Stärke von „Gone Girl – Das perfekte Opfer“ ist eben nicht das, WAS er erzählt, sondern WIE er seine Geschichte dem Zuschauer unterbreitet, nach und nach entschlüsselt und nicht nur den Zuschauer in seinen Vermutungen Lügen straft, obwohl sich dieser - ganz nach den Regeln des Suspense-Kinos - in einer höheren Position zu befinden glaubt.
2. The Raid 2
Glückwunsch an alle Beteiligten: Hier wurde Filmgeschichte geschrieben. „The Raid 2“ hat das dynamische Action-Kino (Sorry, Untertreibung des Jahrhunderts) auf ein neues Level gehievt. Wenn die Fäuste, die Hämmer, die Baseballschläger und die Messer ausgepackt werden, wenn Knochen gebrochen, Unterkiefer ausgerissen, Körper über Scherben gezogen und Schädel zertrümmert werden, dann muss man sich als Zuschauer immer wieder daran erinnern, weiterzuatmen. Da ist pure, paralysierende und perfekt choreografierte Überwältigung garantiert.
3. Enemy
„Enemy“ macht deutlich, dass Sexualität, der körperliche Akt per se, nicht mehr länger mit der seelischer Intimität in Relation steht. Und genau vor dieser aufrichtigen, gewiss auch mit Kompromissen verbundenen Intimität schrecken die Menschen in diesem, in unserem, sexualisierten Gesellschaftsentwurf zwanghaft zurück. Man muss sich seiner Angst stellen, selbst wenn sie den Blick mit zehn tiefschwarzen Augen erwidert. „Prisoners“? War da was?
4. Le Passé - Das Vergangene
„Le passé – Das Vergangene“ aber wirkt weder (über-)konstruiert, noch scheint er seine Charaktere, die hier wirklich als Charaktere bezeichnet werden können, so aufmerksam wie sich Farhadi doch ihren Innenleben auseinandersetzt, dem bloßen dramaturgischen Effekt unterzuordnen: Von Augenwischerei jedenfalls ist dieser Film Lichtjahre entfernt, stattdessen legt Farhadi großen Wert auf Realitätsnähe, pfeift auf Formalismus und fühlt den schwerwiegenden Problemen im komplexen innerfamiliären Geflecht in aller Ruhe auf den schmerzhaft pochenden Zahn.
5. Nymphomaniac Vol. 1 & 2
Wo Joe landen wird, macht uns Lars von Trier schon zu Anfang deutlich, wie sie das Leben aber in diese Situation manövrieren wird, das schmerzt und setzt einen Stich in das Herz, wie ihn nur Lars von Trier setzen kann, um dann, wenn sich die Wogen angeblich geglättet haben, wenn alle Entscheidungen getroffen sind, noch einmal zum letzten Schlag auszuholen. Mensch heißt Mensch heißt Widersprüche, das hat Lars von Trier erkannt, genau wie er richtig erkannt hat, dass manche Menschen sich nun mal mehr vom Sonnenuntergang, als von ihrem Aufgang erhoffen.
6. Her
„Her“, dieses unfassbar sensitive Erlebnis, dieser visionäre, optisch bezirzend entrückte und doch ganz und gar im Hier und Jetzt angekommene Geniestreich, verdeutlicht das auf eine so wunderschöne und gleichermaßen reflektiert-inspirierende Weise, wie man sie in dieser durch und durch menschlich-intimen Einfühlsamkeit lange nicht mehr erlebt hat. Müsste man „Her“ mit einem Wort beschreiben, dann würde man „Echt“ wählen, denn nichts anderes ist „Her“. Jede Träne schmeckt salzig, jedes Lachen steckt an, jeder Schmerz erinnert an die eigenen Erfahrungen. Poesie.
7. Sag nicht, wer Du bist!
Die Zeiten, in denen er sich im Close-Up selbstinszenierte, sind endgültig vorbei. „Sag nicht, wer Du bist!“ ist minimalistisch, der Theater-Charakter ist allgegenwärtig vernehmbar, all der Pomp, die grellen Farbspiele und extravaganten inszenatorischen Sperenzchen aus seinen früheren Werken sind fort. Stattdessen herrscht in „Sag nicht, wer Du bist!“ in eigentlich jeder Einstellung eine unterschwellige, latente Gefahr, die nur darauf wartet, endlich auszubrechen und alles in sich zu reißen.
8. Maps to the Stars
Emotional ist der metaphorisch geschwängerte „Maps to the Stars“ gewiss nicht, er ist distanziert und klinisch, nur selten dürfen sich zwei Schauspieler ein Bild teilen, jeder steht isoliert für sich, jeder kämpft für sich, jeder stirbt allein. Er agiert in seiner Sezierung der klaffenden Abgründe aber niemals vermessen, reibt wie schichtet jede Ebene fein auf und ist als Satire nicht im Ansatz in sein Sujet verliebt, weil es Aspekte in diesem Film gibt, denen er einfach auf Augenhöhe begegnen möchte, egal wie oft er auch auf sie einhauen und sie verhöhnen mag.
9. The Rover
„The Rover“ hat auch nichts mit diesem dystopischen Eskapismus zu tun, der momentan immer nach dem selben Muster, nur unter einem anderen Namen, die Lichtspielhäuser überschwemmt. Hier ist Australien mal so richtig am Arsch und der ultimative Kollaps hat ein emotionales wie moralisches Brachland hinterlassen, deren allegorisches Landschaftspanorama Bände zu sprechen scheint.
10. Magic, Magic
Wenn Silva es sich zum Ziel gesetzt haben sollte, den Frühwerken eines Roman Polanskis Tribut zu zollen, dann kann man ihm für „Magic, Magic“ nur gehörige Anerkennung schenken. Sicher ist das noch nicht auf dem komplexen Niveau des polnischen Meisters, aber er rückt ihm so nah auf den Pelz, wie schon lange kein Film mehr.
DIE FLOP 5 FILME 2014
1. Wolf of Wall Street
Es ist keine Schande, dass Scorsese die Haltung des Bösen hier nicht idiotensicher ausbuchstabiert, muss er ja auch nicht, der Zuschauer ist ja nicht blind. Schön und profitabel wäre es nur gewesen, wenn er überhaupt irgendetwas zu sagen gehabt hätte, was vielleicht dazu führen würde, einen moralischen Konflikt zu erschaffen und für etwas Emotionalität gesorgt hätte.
2. Das erstaunliche Leben des Walter Mitty
„Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ funktioniert als auf die Leinwand projiziertes Fotoalbum der grönländischen wie isländischen Naturgewalten, kommt dabei aber auch nie über die schönen, aber austauschbaren Motive der Reisebüroposter hinaus. Ein wahrhaft verstrahltes und sich selbst belügendes Ereignis
3. American Hustle
Dem ist nicht so, weil „American Hustle“ darauf verzichtet, seinen Handlungsverlauf konkret zu strukturieren und das Szenario immer wieder nur durch narrative Anekdoten, durch luftleere Randnotizen voranschreiten lässt. Russell, und das betrübt nun wirklich, findet für sein Werk keinerlei adäquaten Rahmen und negiert den Entwicklungen auf den verschiedenen Ebenen jedwede Stringenz.
4. Sin City 2: A Dame to Kill For
Die künstlerische Talfahrt des Robert Rodriquez nimmt ihren Lauf. Hat der Mann mit „Sin City“ noch einen Film auf die Leinwand gezaubert, der sich als eskapistisches Kino in so nie dagewesener Virtuosität verstand, erschöpft sich der visuelle Overkill in „Sin City 2: A Dame to Kill For“ darin, dass er zwanghaft die Tiefe sucht, nicht aber die Weiten der Leinwand auszunutzen vermag. Herausgekommen ist ein infantiler Chauvireigen, wie er entbehrlicher nicht sein könnte.
5. Sabotage
„Sabotage“ ist nur ekelhaft menschenverachtend, durchzogen von Arschlöchern und unterbietet in seiner inhärenten Unlogik sogar mit Leichtigkeit so manche 50.000-Dollar-Ostblockproduktion. Wird wohl langsam Zeit, das alte Schwarzenegger-Poster von der Wand zu hängen, denn wenn der Mann sich nicht endlich weiterentwickelt und weiterhin einzig auf solch zynischen Proletenklitschen, die nur nach ausgiebiger Lobotomie goutierbar erscheinen, hängenbleibt, hört auch mein Fanherz allmählich auf zu pochen.
10 MOST WANTED FILME 2015:
Inherent Vice
Mad Max: Fury Road
Foxcatcher
Knight of Cups
Am grünen Rand der Welt
Whiplash
Star Wars: Das Erwachen der Macht
Blackhat
Mortdecai
True Story