Bildnachweis: © 1995 Columbia Pictures / © 1996 Hollywood Pictures

Das dreckige Dutzend - Die Filme des Michael Bay (Teil 1)

von Nikolas Friedrich

Mit bösen Buben und ihren bösen Streichen sollte es 1995 beginnen. Bad Boys, mit Will Smith und Martin Lawrence in den titelgebenden Hauptrollen, brachte Bays Regiekarriere ins Rollen, nachdem ihn die Produzenten Jerry Bruckheimer und Don Simpson ins Filmgeschäft geholt hatten. In Hinblick auf Bays gesamtes Œuvre mag dieser unangenehm hysterische Jungsfilm heute geradezu sachte erscheinen, als die typischen Bayhems ins Actionkino der 90er Jahre injizierender Startschuss ist er aber noch immer klar zu erkennen. Durch episodisches Erzählen, das den Film oftmals mehr nach Sitcom und weniger nach Kino wirken lässt, errichtet er seinen beiden Hauptdarstellern eine Bühne für ihre derben Späße und profanen Kabbeleien, die scheinbar niemals abbrechen, selbst nicht während der heillos unübersichtlichen, aber immerhin handgemachten Actionszenen. In Verfolgungsjagden dürfen Rollstuhlfahrer umgerannt und im großen Finale Körper genüsslich durchsiebt und verbrannt werden - der Menschenhass, aus dem Bay seinen vulgären Klamauk speist, klingt bereits leise an.

Auf dieses nicht unausstehliche, aber doch weniger ruhmreiche Debüt sollte immerhin The Rock folgen. Noch immer vielerorts gepriesen als Bays Sternstunde, zieht der Film seinen größten Reiz vermutlich aus dem befremdlichen Umstand, dass ausgerechnet Michael Bay ihn gemacht hat. Dass es sich hierbei um einen exzellenten Actionfilm handelt, wird beinahe zur Nebensache, denn erst als politische Satire findet der Film wirklich zu sich selbst. Die mit unermüdlicher Leidenschaft für den ganz großen Pathos inszenierten Bilder strafen die Geschichte Lügen, wenn Soldaten wegen ihrer Starrköpfigkeit in Blutlachen liegen, noch bevor eine humane Konfliktlösung überhaupt erst zustande kommen konnte, und Sean Connery dem Schurken ins Gesicht sagt, dass Patriotismus die Tugend der Bösartigen ist.

Für die Anzugträger, die Telefonate führen und Knöpfe drücken, hat dieser Film keine Sympathien übrig - vor allem aber nicht für ihre Politik, unter der alle Figuren, ob nun Geiselnehmer oder Geiseln, zu Opfern werden. Dieser bittere Zynismus, ironisch herausgekehrt durch Bays üppigen Einsatz von pathetischen Zeitlupenbildern, erreicht seinen Höhepunkt, wenn am Ende auch noch in den Reihen der Bösewichte Zwist aufflammt. Wie nah am Abgrund muss dieses Land stehen, wenn noch nicht mal mehr Schurken an ihre Überzeugungen glauben, sondern gegen Geld für Massenmord bereit sind? Natürlich ist Bay nie ein Autorenfilmer gewesen, und es ist anzuzweifeln, ob er in The Rock je mehr gesehen hat als eine Verkettung spektakulärer Set-Pieces. Aber dieser Film hat spürbar Wut im Bauch. Wut auf das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, dem Bay in seinen späteren Filmen so treu ergeben ist. Es handelt sich bei The Rock also tatsächlich um den besten Film aus dieser Filmographie, woran aber natürlich auch Sean Connery, Ed Harris und eine gesunde Portion wohltemperierter Cage-Crazyness ihren Anteil haben. Wenn Bay jemals Bae war, dann hier.

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