Intro
Hallo und willkommen bei der ersten Ausgabe vom Buchclub, einer kleinen Kolumne hier auf Moviebreak, in der es in Zukunft um Literatur aller Art gehen soll. In erster Linie natürlich mit einem Bezug zu Film und Fernsehen, seien es die Romanvorlagen zu kommenden Blockbustern, obskure Vorlagen zu Filmen die Niemand kennt, die besten/schlechtesten Literaturverfilmungen und dergleichen mehr. Also plenzt euch in den Ohrensessel, schnappt euch ein paar Kekse und ne heiße Tasse Tee und schmökert mit mir zusammen in den ollen Kamellen.
Für diese Pilotfolge habe ich den Sciencefiction Roman „Ready Player One“ gewählt, unter anderem weil selbiges Projekt gerade von keinem geringerem als Steven Spielberg verfilmt wird.
Inhalt
In „Ready Player One“ begleitet der Leser den jungen Wade Owen Watts, einen übergewichtigen Teenager mit nicht vorhandener sozialer Kompetenz, der in den Trailerpark Ghettos der USA sein Dasein fristet.
Angesiedelt im Jahr 2044 erzählt die Geschichte von einer Welt, in der Fossile Brennstoffe zu neige gehen und der schändliche Einfluss des Menschen auf die Umwelt langsam ihren Tribut fordert, was zu Hungersnöten, Armut und Krieg führt. Um aus der grausamen Realität zu fliehen loggen sich täglich Milliarden von Menschen in die „Oasis“ ein, eine virtuelle Utopie die sich seit ihrem Start zu einem Globus umspannenden Netzwerk entwickelt hat, welches dem Nutzer grenzenlose Freiheit verspricht. Während die meisten Menschen die Oasis weniger als Spiel nutzen und vielmehr als Plattform für soziale Interaktion, Flucht vor der Realität, oder einfach nur zur Auslebung ihrer Triebe, gibt es unter den Users eine weitere Gruppe, die ein ganz anderes Ziel verfolgt.
Die sogenannten „Gunter“ beteiligen sich an der größten Schnitzeljagd in der Geschichte der Menschheit, denn James Halliday, der Erfinder der Oasis und fanatischer Fan der 80er Jahre, hinterließ nach seinem Tod sein gesamtes Vermögen und die Kontrolle über die Oasis demjenigen, dem es gelingt drei Schlüssel zu finden und mit ihnen drei verborgene Tore zu öffnen, um die dort wartenden Prüfungen zu meistern.
Rund 5 Jahre lang blieb diese Jagt ohne Erfolg, bis eines Tages ein einsamer Name an der Spitze der bis dato leeren High-Score Liste auftaucht. „Parzival“ gelang was keinem anderem Gunter in all den Jahren gelungen ist: Er fand den ersten Schlüssel und passierte mit ihm das erste Tor.
Wade, der sich hinter dem Pseudonym verbirgt, kann sein Glück kaum fassen, doch schon bald muss er erkennen, dass die Jagt nach dem Schatz von Halliday weit mehr ist, als nur ein Spiel in einer virtuellen Realität, denn sein Erfolg hat ihn zur Zielscheibe des mächtigsten Großkonzernes der Welt gemacht. IOI, so der Name des Konzerns, würde liebend gerne die Kontrolle über die Oasis an sich ziehen und dafür gehen sie nicht nur über virtuelle Leichen.
Persönliche Meinung
„Ready Player One“ war eines dieser Bücher, welches man beim Stöbern auf Amazon entdeckt und für einen schmalen Groschen mitnimmt, gerade wenn man wie ich oftmals gebrauchte Bücher von Zweitanbietern kauft. Zusammen mit „The Martian“ hab ich daher für den Roman nur einen Aufpreis von 2 Euro gezahlt, was die Enttäuschung über einen etwaigen Fehlkauf von vornherein in Grenzen hielt. Die Sorge war jedoch unbegründet, denn „Ready Player One“ hat mich mit seiner Prämisse direkt abgeholt, denn der Satz „Willy Wonky meets The Matrix“ auf dem Titelcover fasst den Inhalt im Buch schon ziemlich gut zusammen, schließlich ist der Roman in erster Linie eine Ode an die Vergangenheit, genauer gesagt an die glorreichen 80er Jahre.
Nun bin ich leider ein Jahrzehnt zu spät geboren, um jene Epoche noch mitzuerleben, doch wer sich im Musik-, Film- und Videospielbereich auskennt und aufhält, der wird über die Jahre hinweg unweigerlich aufs Neue mit den alten Klassikern konfrontiert.
Autor Ernest Cline hat jedoch spürbar eine ganz besondere Beziehung zu der Epoche, den unter dem Denkmantel von Romanfigur James Halidday lässt er Zitate und Anspielungen quasi im Zeilentakt fallen. Die Idee dahinter ist recht clever, denn da Halidday bekennender Fan der 80er war ist es für erfahre Gunter wie Wade von essentieller Bedeutung so viele nützliches, wie auch unnützes Wissen über die Zeitperiode wie möglich zu sammeln, was nicht nur in Dialogen mündet, in denen es vom Filmzitaten nur so wimmelt, sondern auch in einer Atmosphäre, die trotz des Sciencefiction Settings eher an einen Kinderfilm alá „Die Goonies“ erinnert.
„He'd programmed it to look like a large suburban rec room, circa late 1980's. Old movie and comic book posters covered the wood-paneled walls. A vintage RCA relevision stood in the centre of the room, hooked up to a Betamax VCR, a LaserDisc player, and several vintage videogame consoles.“
Apropos Setting, natürlich muss man auch über die virtuelle Realität sprechen, schließlich spielt ein Großteil des Buches in eben jener Welt. Ehrlich gesagt kann ich über die Ausarbeitung dieser Welt kein finales Urteil geben, denn der Autor beschreibt eine derart große Utopie, die soweit entfernt von allem vorstellbarem ist, dass es schwer fällt in ihr eine kohärente Basis zu erkennen.
Man stelle sich die Matrix vor, nur eben als MMORPG ( Massive Multiplayer Online Role Playing Game), kombiniert das ganze mit Millionen von Welten, wirft jegliche bekannte Fantasy-, Sciencefiction-, Krimi-, TV- oder Comicwelt in den Mix und verbindet das Ganze zeitgleich mit der kombinierten Kraft sämtlicher sozial Media Plattformen, Wikipedia und dem Wallstreet Journal.
Fertig ist eine Utopie, in der ein Geschäftsmann mit seinem Avatar „Destruc0r 666“, welcher optisch einem Mix aus Nachtelf, Predator und Cerberus ähnelt, am Mittag ein virtuelles Businessmeeting abhält, während er am Abend auf seinem geflügelten Pegasus mit angezogener Phaser Pistole gegen den Balrog in die Schlacht zieht um von selbigem ein neues Laserschwert zu looten.
Wer nun denkt das obige Beispiel sei ein wahllos zusammengewürfelter Haufen Popkultureller Figuren dem sei gesagt, dass dies ungefähr dem entspricht was der Autor an vielen Stellen im Roman beschreibt. Persönlich war ich daher allzu oft hin und her gerissen, zwischen dem totalem Nerdgasm auf der einen und der nervigem Stimme in meinem Gehirn, welche ständig sprach: „also das ist jetzt aber ne Spur to much“, auf der anderen Seite.
„No giant two-headed hermaphrodite demon unicorn avatars where allowed. Not on schoolgrounds, anyway.“
Generell flacht die Spannungskurve zur Mitte des Buches ein wenig ab, was unter anderem damit zusammenhängt, dass die eigentliche Geschichte schon etliche Male in ähnlicher Form erzählt wurde und nur wenig Neues bietet, ignoriert man das Setting für einen Moment.
Selbiges stumpft im übrigen auch mit der Zeit ab, weil der Überraschungseffekt in einem Universum, in dem es per se Alles gibt, schlicht verpufft. Zum Glück ist die Handlung jedoch recht flott erzählt und mit gerade einmal 372 Seiten kommt man so schnell durch das Buch, dass die negativen Aspekte nur selten ins Gewicht fallen. Zwar mag der Schreibstil von Cline bei weitem nicht zur literarischen Elite zählen, dennoch schafft es es den Leser mit seiner charmanten Art für ein paar Stunden aus dem grauen Alltag zu ziehen und letztlich ist es doch das worauf es bei einem guten Buch ankommt.
Three hidden keys open three secret gates
Wherein the errant will be tested for worthy traits
And those with the skill to survive these straits
Will reach The End where the prize awaits
Fazit: Buch
Ich würde „Ready Player One“ jedem ans Herz legen, der einen Faible für die 80er Jahre hat und/oder auf das Setting der virtuellen Realität alá „Matrix“, „Tron“ und Co steht. Zwar sollte man sich darauf gefasst machen, dass „Style over Substance“ in diesem Buch ganz groß geschrieben wird, dennoch ist die Geschichte kurzweilig genug um den Leser über die gesamte Länge gut zu unterhalten.
Weiter geht es auf der nächsten Seite, mit einer kurzen Vorschau auf den Kinofilm zum Roman.