Anlässlich zum Kinostart von Die Berufung – Ihr Kampf für Gerechtigkeit (07. März), in dem Rogue One-Star Felicity Jones unter der Regie von Deep Impact-Macherin Mimi Leder im Amerika der 1950er Jahre für die Rechte der Frauen eintritt, wollen wir euch in dieser Liste 10 durch und durch sehenswerte Filme vorstellen, bei denen eine Frau auf dem Regiestuhl Platz genommen hat. Viel Spaß damit.
Dies ist eine Liste von Frauenversteher Souli.
10: Certain Women
Ohne Zweifel zählt Kelly Reichardt zu den wichtigsten Filmemacherinnen (und damit allgemein Künstlern) unserer Zeit. Ihr neustes Werk, Certain Women, ist ein erneuter Beweis für die kontemplative Meisterschaft ihrer Person. Anstatt sich verkürzten Offensichtlichkeiten und Lösungen hinzugeben, erzählt sie über die immense Kraft der Bilder von den Bedürfnissen und Ängsten ihrer Hauptdarstellerinnen und überlässt dabei gleichwohl viel der individuellen Auffassung des Publikums. In der Stille liegt hier die Stärke begraben.
9: Leave No Trace
Empathisch und sperrig zugleich widmet sich Debra Granik in Leave No Trace ein weiteres Mal einem ihrer liebsten Motive in Form eines Amerikas am Rande der Gesellschaft sowie vermeintlichen Normalität. Hierbei beleuchtet die Regisseurin das Verhältnis zwischen einem traumatisierten Vater und dessen gerade heranwachsender Tochter als komplizierte Wechselbeziehung aus liebevoller Fürsorge, fragwürdiger Abhängigkeit und schier unüberwindbaren Hindernissen. Kraftvoll gespielt, zurückhaltend inszeniert und mit einem Blick auf das Wesentliche ist Leave No Trace als Mischung aus Drama, Gesellschaftsporträt und Coming-of-Age-Film unbedingt sehenswert.
8: Gefährliche Brandung
Gefährliche Brandung ist handgemachtes, vortrefflich fotografiertes und ohne Durchhänger vorgetragenes Spannungskino der unvergänglichen Sorte. Die Verfolgungsjagden sind dynamisch, die Charaktere durchaus interessant und die Gewalt, wenn es denn mal zu Schusswechseln kommt, explodiert in bester Peckinpah-Manier in blutiger Direktheit. Ohne Zweifel gehört Gefährliche Brandung im Action-Genre zu den Speerspitzen der Dekade.
7: Lost in Translation
Sofia Coppolas Lost in Translation wurde zu recht von Kritikern und Publikum gefeiert. Nicht jeder wird sich in dem Film wiederfinden, wer sich jedoch auf die ruhige Erzählweise einlässt, wird mit einem kleinen Meisterwerk belohnt. Ein Film, in dem sich Melancholie und Humor perfekt die Waage halten und der dank einem Bill Murray, der über sich selbst hinauswächst, herzergreifender als so mancher Liebesfilm ist. Großes Gefühlskino in kleinen Gesten, das fasst Coppolas Zweitwerk wohl am besten zusammen.
6: A Beautiful Day
Mit ihrem neusten Film A Beautiful Day erschafft Regisseurin Lynne Ramsay einen emotional und inszenatorisch sehr eigenwilligen, unzugänglichen Filmbrocken, der viele Zuschauer nachvollziehbar vor den Kopf stoßen wird. Wenn man jedoch in die undurchsichtigen Gefühlswelten dieses Films gewaltsam einbricht, wird man mit einem äußerst mitreißenden Filmerlebnis belohnt, das mit Hilfe des grandiosen Hauptdarstellers sowie der einzigartigen Inszenierung einen Blick in die Gefühlswelten eines suizidalen Geistes gewährt, den man in dieser Form nur selten erleben kann. Ein mutiger, hypnotischer Film, der sich tief in das emotionale Befinden des Zuschauers hineingräbt und dieses so schnell nicht verlässt.
5: Jeanne Dielman
Jeanne Dielman ist ein Film, der mehr ertragen werden muss als dass er einfach nur geschaut werden kann. Die belgische Regisseurin Chantal Akerman hat mit ihren minutiös geschilderten, in zahlreichen statischen Plansequenzen inszenierten Beobachtungen alltäglicher Routinetätigkeiten einer Hausfrau, Mutter und Prostituierten das Porträt einer gequälten, leeren Seele geschaffen, die sich in strikt kontrollierte Abläufe flüchtet, um dem verheerenden Stillstand zu entkommen. Dabei gelingt es der Regisseurin konsequent, das Zeitempfinden von Jeanne für den Zuschauer persönlich fühlbar werden zu lassen und einen absolut außergewöhnlichen, konzeptionell radikalen Film von ungemeiner Wirkung zu erschaffen, den man nach einmaliger Sichtung aber womöglich nicht noch einmal sehen will.
4: American Psycho
Längst schon ist es American Psycho gelungen, Kultstatus zu erlangen. Und das durchaus zu Recht! Mary Harrons Adaption des Skandalromans von Bret Easton Ellis offenbart sich nicht nur als eiskalte Gesellschaftsstudie, sondern auch als Affront an ein Kino, in dem immerzu jeder Schritt psychologisiert werden muss. American Psycho hingegen reißt sie herunter, die Maske der Zurechnungsfähigkeit und erzählt über Patrick Bateman von einem Schmerz, der die gesamte Welt überschwemmt: Dem Schmerz der ultimativen Gleichgültigkeit.
3: Toni Erdmann
Äußerlich ist Maren Ades Festivalhit gewiss keine Schönheit, aber wie heißt es so schön und richtig: Die inneren Werte zählen und genau hier trumpft Toni Erdmann fulminant auf. Mit zwei famosen Hauptdarstellern sowie einem wunderbaren Sinn für Komik und Lebensnähe entwickelt sich nach und nach ein hinreißendes Mosaik der Gefühle.
2: Cléo – Mittwoch zwischen 5 und 7
Aus kurzen Einschüben, schicksalshaften Begegnungen, die zwischen banaler Trivialität und bedeutender Selbsterkenntnis pendeln, sowie einem ausschweifenden Gespür für das belebte Paris sowie die Menschen, welche die französische Hauptstadt bevölkern, formt Agnès Varda mit Cléo - Mittwoch zwischen 5 und 7 ein Werk, in dem die Angst vor dem Tod und die Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben höheren Erkenntnissen weichen, die zumindest vorübergehend den Blick auf das Wesentliche ermöglichen.
1: Fish Tank
Ungeschönt bedeutet bei Andrea Arnold auch unverfälscht. Die britische Regisseurin verweigert einem auf Kitsch konditionierten Publikum ein konventionelles Happy End, genauso, wie das Leben der Protagonisten ein bisschen Glück verweigert. Schäbig, ungerecht, echt und brillant.