Erwähnungen
Eine Liebeserklärung an das dicke B - 10 Mal Berlin als Kulturgut
Wo ist M – Eine Stadt sucht einen Mörder? Wo ist Cabaret? Wo ist Menschen am Sonntag? Ja, irgendeine verwirrte Seele wird sich angesichts dieser Liste wohl auch fragen, wo ist Die Bourne Verschwörung? Hoffentlich in euren Herzen, möchte man an dieser Stelle antworten. Die Liste, die zehn Beiträge aus Film und Fernsehen zum Thema Berlin aufzeigt, möchte sich nicht durch Endgültigkeit auszeichnen, sondern nur einen Eindruck davon geben, in welchen Filmen und Serien man sich mit unserer schönen Hauptstadt auseinandersetzen kann. In diesem Sinne: Viel Spaß!
Dies ist eine Liste von Souli.
Good Bye, Lenin!
Die kuriose Ausgangslage bietet natürlich reichlich humoristisches Potenzial, welches Regisseur Wolfgang Becker auch gekonnt auszuschöpfen weiß – nicht zuletzt aufgrund eines wunderbaren Schauspielensembles. Die Akzeptanz von Entwicklung, das Loslassen vom angeblich „Besseren“ geben die inhaltlichen Motive vor und bewegen sich angenehm von jedweder Ostalgie weg. Good Bye, Lenin! ist nicht nur verdienter Kassenschlager gewesen, sondern ein wunderbar herzlicherAppell an die Gemeinschaftlichkeit.
Oh Boy
Allerweltsprobleme erglühen hier in einem so einmaligen Licht, und doch erkennt man sich und die verschiedensten Situationen aus dem eigenen Leben in unzähligen Nuancen und Augenblicken wieder. Die Melancholie geschwängerten Schwarz-Weiß-Aufnahmen der facettenreichen Großstadt begleiten Oh Boy herrlich angenehm und stimmig von einem Fleck zum anderen und dem wunderbaren Tom Schilling als Niko Fischer dabei zuzusehen, wie er eigentlich nur eine Tasse Kaffee trinken möchte, ist ohnehin jeden Cent wert.
Victoria
Keuchend, treibend, vibrierend, immer dabei, die Kamera in ständiger Bewegung, Berlin in ständiger Bewegung. In Victoria geht es durchgehend um Zeit, das wird dann deutlich, wenn ein Banküberfall die Kontrastierung vom Zeit-und-Raum-Verständnis einleitet und eine ungemein dynamische Sogwirkung freilegt. Erst nämlich wird die Zeit in ihrer Zeitlosigkeit begriffen, später versteht sie sich als daseinskonstitutiv Determinante und wird in ein Genre-Geflecht eingewoben, welches sicherlich nicht dem Unendlichkeitsgefühl des ersten Drittel entspricht, aber durch die dringliche Kraft der unermüdlichen Kamera, angetrieben von Angstzuständen und Schmetterlingen im Bauch, tief in das Geschehen saugt. In den Club. Auf die Straße. Auf die Dachterrasse. In den Hinterhof. In Berlin hinein. Man muss sich die Zeit verdienen.
Eins, zwei, drei
Wirtschaftsimperialismus der Marke Billy Wilder. James Cagney brilliert als impulsiver Coca-Cola-Manager in West-Berlin und will die Sirupsuppe endlich auch hinter den Eisernen Vorhang exportieren, um neue Märkte zu erschließen. Und wie das eben so ist, jagt ein Fettnäpfchen die nächste Katastrophe, bis der gesamte Ost-West-Konflikt letztlich nur an den Marionettenfäden einiger Funktionäre, Industriellen und Kapitalisten zu hängen scheint. Die politische Situation in einem frisch getrennten Berlin kommt Billy Wilder natürlich „gerade recht“, kann er hier doch wunderbar aus dem Füllhorn an Situationskomik und Wortwitz schöpfen und mit Klischees wie Vorurteilen hantieren, die nicht nur die involvierten Nationalitäten betreffen, sondern auch das Geschlecht und die Ideologien.
Lola rennt
Es ist die reine Gier nach Bewegung, die Lola durch das urbane Labyrinth geleitet, während um sie herum Lebenslinien unter dem beständigen Getöse anschwellenderTechnobeats aufklappen und in den flüchtigen Sekunden der Begegnungen aufgedröselt werden. Immer wieder nimmt der Film einen Passanten ins Visier und erzählt innerhalb einer kurzzeitig aufflackernden Fotostrecke, welches Schicksal diese Person nocherwarten wird: Manchmal wartet das gemeinsame Glück, hin und wieder bleiben nur aufgeschnittene Pulsadern. This is Berlin.
Im Angesicht des Verbrechens
Eine Berlin-Saga. Eine Berlin-Saga von Dominik Graf. Also, wer da nicht die Hände jubelnd zum Himmel wirft, der hat das Kino nie geliebt. Obwohl es eine Serie ist! Aber wie Dominik Graf hier vorgeht, wie präzise er sich durch die kriminellen Strukturen der Hauptstadt fräst, mit Blickpunkt auf der russischen Mafia, gleichzeitig aber auch von weltlichen Themen wie Liebe, Verlust, Rache und Angst spricht – und das alles noch mit dem größtmöglichen Maß an moralischen Schattierungen – das verlangt Respekt ab. Ein deutsches Kulturgut!
Christiane F. -Wir Kinder vom Bahnhof Zoo
Was für ein unangenehmes Brett. Ehrlich, der nimmt mit, der zieht den Schlagring über die Knöchel, der haut dir unnachgiebig auf die Fresse. Christiane F. ist deutsche Allgemeinbildung. Wer den Film nicht gesehen hat, besitzt wohl eine klaffende Bildungslücke, die schleunigst geschlossen werden sollte – vollkommen zu Recht gehört dieser Film zum Standardmaterial in deutschen Schulen. Wie Christiane F. durch das damalige Berlin führt, diese geteilte Stadt, der hier ei nGrundpessimismus anhaftet, es läuft einem eiskalt den Rücken runter. Wie benommen verwächst man mit dem Puls der Metropole, und mittendrin die Kinder vom Bahnhof Zoo, Bazillen, Krebsgeschwüre im großstädtischen Organismus, mit denen man sich nicht auseinandersetzen wollte, bis sie sich gnadenlos ins eigene Gewissen vorfressen.
Berlin Alexanderplatz
Rainer Werner Fassbinders Opus magnum, ausgerechnet die Adaption eines unverfilmbaren Romans. Aber was heißt das schon für Fassbinder?Nicht viel. Natürlich wurde seine Umsetzung der Lebensgeschichte des Franz Biberkopf zum Erfolg, ach was, zum Meilenstein der deutschenKulturlandschaft.
Possession
Berlin, eine geteilte Stadt, so wie die Seelen in Andrzej Zulawskis surrealem Meisterwerk ebenfalls in sich zerrissen sind. Dass man sich in diesen Film hineinkämpfen muss, ist bekannt, allerdings kann man so ungemein viel mitnehmen aus diesem Kampf. Eine horizonterweiternde Erfahrung, ein Alptraum, an dessen Ende ein Monster wartet, mit dem man sich gerne einlässt. Es ist das Monster, das schon immer in uns gelebt hat.
Der Himmel über Berlin
Die Unsterblichkeit eintauschen gegen das Anlehnen und Einkehren, gegen das Altern und Vergehen. Lieben und geliebt werden. Der Himmel überBerlin ist das gefühlvolle Schweigen und die zarte Liebeserklärung an das, was wir sind, aber viele nicht mehr zu schätzen wissen. Ein poetischer Werdegang zwischen Vergangenheit und Zukunft, der eine einzigartige philosophische Schönheit besitzt und in jeder Szene ein ganz eigenes Ziel findet, voller Fragen, auf die es nie Antworten geben wird. Berlin als Leinwandgedicht.
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