Das erste Quartal des Jahres ist vorüber und es gab wieder eine Menge zu entdecken - im Kino. Wir haben einmal die Kinoneustarts des Quartals zusammengetragen, die von uns am besten bewertet wurden. Dazu haben wir euch unser Fazit des jeweiligen Films eingefügt. Klickt einfach auf das Poster und ihr gelangt sofort zur kompletten Kritik. Die goldene Punktzahl, um in dieser Liste dabei zu sein, ist 7,5. Filme mit gleicher Punktzahl haben wir alphabetisch sortiert.
Was waren eure Kinohighlight des Quartals und welche der unten stehenden Filme habt ihr gesehen?
14: Asche ist reines Weiß
Als melancholische wie tiefsinnige Reise funktioniert "Asche ist reines Weiß" hervorragend. Seine tragische Liebe ist ebenso faszinierend wie die zeitliche Dimension des Wandels, die uns Zhangke Jia hier unaufgeregt offenbart. Und dennoch: Eine emotionale Wucht kann Zhangke Jia dieses Mal nicht aufbauen. Was bleibt ist aber eine poetische Liebesgeschichte vermischt mit einem dramatischen Gesellschaftsporträt, welches ganz nah an seinen Protagonisten bleibt und zudem visuell atemberaubend vor sich hinfließt.
7,5 Punkte
13: Fahrenheit 11/9
In seiner erbitterten Abrechnung mit einem Staatssystem getragen von Gier, Lobbyismus und Monopolismus fokussiert Michael Moore weniger Donald Trump als die politischen und sozialen Strukturen, die dessen bizarren Karrieresprung ermöglichten. Der energische Aufruf zu politischem Engagement, gestützt auf beklemmender Sachlage und faktischer Argumentation, überschlägt sich im multifaktoriellem Diskurs. Doch der zerfahrene Blick auf einer zerfallenden Nation, untermauert von der beängstigend greifbaren Manifestation eines erneuten Faschismus, gewinnt durch die ethische Vehemenz nur an Prägnanz und Wahrhaftigkeit.
7,5 Punkte
12: Maria Stuart, Königin von Schottland
"Maria Stuart, Königin von Schottland" ist ein visuell einnehmendes Historiendrama im feministischen Gewandt. Debütantin Josie Rourke langweilt den Zuschauer nicht mit Plattitüden, sondern führt ihn in ein politisches Dilemma ein, das noch immer von brisanter Aktualität ist. In Bildern einer rauen Umwelt (gemeint sind sowohl das Patriarchat als auch die Aufnahmen Schottlands) findet man sich im Konflikt zwischen Macht und Menschlichkeit, Leben und Tod wieder.
7,5 Punkte
11: Ralph reichts 2: Chaos im Netz
Fortsetzungen haben es oft genug schwer, an Charme und Erfolg ihres Vorgängers heranzureichen. "Ralph reicht’s 2 – Chaos im Netz" muss sich in dieser Hinsicht aber nicht verstecken. Zwar bleibt das animierte Abenteuer storytechnisch weitgehend auf vertrauten Pfaden, erzählt seine Geschichte aber sogar eine Spur raffinierter als der erste Teil – und sprüht in punkto Handlungsort nur so vor quirligen Ideen. Damit verspricht der Film ausgesprochen gute Unterhaltung und eine warmherzige Geschichte mit nachvollziehbarer Charakterentwicklung.
7,5 Punkte
10: Die Winzlinge - Abenteuer in der Karibik
Mit "Die Winzlinge – Abenteuer in der Karibik" hat sich das Duo Hélène Giraud und Thomas Szabo selbst übertroffen: Während der visuelle Stil einmal mehr einmalig, wunderschön und skurril ist, kann vor allem die Geschichte auftrumpfen. Diese ist nun viel kleinteiliger, tiefer, emotionaler und hat zudem jede Menge wichtiger Botschaften im Gepäck, sodass für Groß und Klein kaum Wünsche übrig bleiben. Dieses einmalige Kinoerlebnis sollte sich niemand entgehen lassen.
8 Punkte
9: Beale Street
Barry Jenkins' Hommage an die Liebe ist äußerst bewegend und trotz all der aufkeimenden Hässlichkeiten stets wunderschön. "Beale Street" ist in vielerlei Hinsicht zurückhaltender inszeniert als "Moonlight", an Kraft büßt der Film dadurch aber zu keiner Zeit ein und markiert so das nächste Glanzstück des Regisseurs.
8 Punkte
8: Beautiful Boy
Fernab von Lektionen, Belehrungen, Anklagen und Lösungen begeistert "Beautiful Boy" als zutiefst emotionale Erforschung einer innigen Vater-Sohn-Beziehung, die durch das Monster Crystal Meth vergiftet wird. Regisseur Felix Van Groeningen erzählt diese auf Tatsachen beruhrende Geschichte nüchtern und präzise, er schlachtet nicht aus, sondern beobachtet, während Steve Carell und Timothée Chalamet in ihren aufopferungsvollen Performances erneut zur Bestform auflaufen. Eine stille, aber umso intensivere Gefühlsachterbahn.
8 Punkte
7: The Hate U Give
"The Hate U Give" ist aufgebläht, doch erreicht er sein Ziel zu erklären, warum die Bewegung #BlackLivesMatters so wichtig und erforderlich ist. Subtil ist das Ganze nicht, muss es aber auch nicht sein. Der Zweck heiligt die Mittel. "The Hate U Give" funktioniert, als kraftvolles Drama genau so wie als absolut klar formuliertes Statement. Dieser Film hilft uns zu verstehen und deswegen ist er so wertvoll und gut.
8 Punkte
6: Of Fathers and Sons - Kinder des Kalifats
"Of Fathers and Sons - Kinder des Kalifats" leistet großartige Arbeit, wenn es darum geht aufzuzeigen, wie die eine islamistische Familie funktioniert und wie Kinder frühzeitig ideologisch geformt werden, so dass ihr Werdegang determiniert erscheint. Talal Derki ist vor allem daran interessiert, die Strukturen und Tagesabläufe im Alltag zu verstehen und zeichnet ein schockierendes Porträt, das sich nie reißerisch und dennoch konsequent gibt.
8 Punkte
5: Raus
„Raus“ ist einer der wichtigsten, authentischsten und mutigsten Beiträge des deutschen Kinos der letzten Jahre. Mit frischen, unverbrauchten, offenbar hungrigen und interessanten Gesichtern besetzt. Hochwertig in der Präsentation, da der Film die große Kunst der narrativen wie technischen, fast schon als rein intuitiv einzustufenden Tempi-Wechsel beherrscht, die man so kaum lernen, nur im Gefühl haben kann. Er besitzt eine dramaturgische wie empathische Intelligenz, die enorme Auswirkungen auf das Gesamte hat. Die nicht mit Gold aufzuwiegen ist. Viele ambitionierte Filme scheitern genau daran. „Raus“ verkauft es, als wäre es völlig selbstverständlich. Pures, lebendiges, impulsives und schlichtweg famoses Kino aus Deutschland, dessen Erfolg eine wichtige und richtige Errungenschaft wäre.
8 Punkte
4: The Sisters Brothers
Natürlich verschreibt sich Jacques Audiard mit "The Sisters Brothers" nicht den tradierten Dramaturgiekonzepten altbackener Western. Stattdessen ist sein Film eine sehnsuchtsvolle Suche nach Frieden, Sinn und Treue in einer Welt, die sich immer mehr selbst zerstört. Mit hervorragenden Darstellern, den exquisten Fotografien und einer famosen Regie, die komödiantisches Timing und emotionale Wucht gleichermaßen beherrscht, wird "The Sisters Brothers" nicht nur zu einem außergewöhnlich Eintrag in das Western-Genre, sondern auch zu einem der schönsten Filme des Jahres.
8 Punkte
3: Beach Bum
Harmony Korine macht da weiter, wo er aufgehört hat: "Beach Bum" ist visuell einnehmendes und cleveres Kino, das eine subversive Philosophie entfaltet, die sich als Gegenentwurf zu dem im Vorfilm beschriebenen Lebensentwurf verstehen lässt, der desillusioniert und ad absurdum geführt wurde. Dabei wirft er andere Fragen auf, widmet sich jedoch den gleichen Themen. Es geht um Ambivalenzen, Ausbruch, Freiheit und Genuss.
8,5 Punkte
2: Yuli
"Yuli" ist kein Biopic der üblichen Art, sondern ein phantasievoll und intensiv erzählter Film über Leidenschaften und Leidenswege, über Zwang und Freiheit und eine zutiefst ambivalente Vater-Sohn-Beziehung und nicht zuletzt über einen beeindruckenden Balletttänzer, der es aus den Straßen Havannas auf die ganz großen Bühnen der Welt schafft und der kubanischen Heimat doch immer verbunden bleibt – eindrucksvoll und absolut sehenswert.
8,5 Punkte
1: The Favourite - Intrigen und Irrsinn
Yorgos Lanthimos entdeckt die Emotionen. Anders als etwa in „Dogtooth“ oder „The Lobster“ verabschiedet sich der Regisseur in „The Favourite“ vom charakterlich prosaischen Tonus. Jetzt wird mit großen Gestus gearbeitet. Eine Kehrtwende seines Stils? Mitnichten. Die Geschichte der abtrünnigen Adeligen Abigail, die am Hofe der bipolaren und gichtverseuchten Queen Anne gegen ihre Cousine intrigiert, besitzt den typischen Lanthimos-Kick: Der Film ist bösartig, hinterlistig und darüber hinaus auch hinreißend amüsant. Ein köstliches wie grandioses Werk, dessen deutscher Beititel „Intrigen und Irrsinn“ wie die Faust aufs Auge passt.
9 Punkte