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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Verfilmung des gleichnamigen Romans von Edith Wharton durch Meisterregisseur Martin Scorsese. Das Kostümdrama ist im New York des 19. Jahrhunderts angesiedelt und handelt von einem jungen Anwalt und seinen Liebesbeziehungen in der High Society. Der Film wurde mit dem Oscar für die besten Kostüme ausgezeichnet.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Zeit der Unschuld mag auf den ersten Blick ein völlig untypischer Stoff für Meisterregisseur Martin Scorsese (Taxi Driver) sein, enthält allerdings überraschend viele Überschneidungspunkte zu seinem gewohnten Schaffen und war ein seinerzeit auf die lange Bank geschobenes Herzensprojekt, das er erst nach seinem wiedererstarkten Marktwert durch Kassenschlager wie GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia und Kap der Angst in dem notwendigen Rahmen realisieren durfte. Am Ende des Tages spielte er durch den Boxoffice lediglich das Budget von 35 Millionen $ wieder ein, womit er zu den kommerziell größeren Misserfolgen in seiner Vita gewertet werden muss. Auch künstlerisch ist diese Arbeit eher ambivalent zu betrachten, wobei man partiell auf Königsklassenniveau agiert.

Ein echter, wenn auch unkonventioneller Scorsese, da er sich unmittelbar mit seiner Heimatstadt New York beschäftigt. Präzise gesagt mit den Gepflogenheiten der Upper-Class des Jahres 1870, abseits der Slums seines später inszenierten Schlachtfeld Gangs of New York. Hier ist auch der Anwalt Newland Archer (Daniel Day-Lewis, Lincoln) zuhause, der sich gerade mit der hinreißenden May Welland (Winona Ryder, Edward mit den Scherenhänden) verlobt hat. Deren Cousine Ellen (Michelle Pfeiffer, Schatten der Wahrheit) ist derweil zugegen und Newland zeigt sich imponiert von ihrem unkonventionellen Auftreten wie ihrer psychischen Stärke, sieht sie sich doch zahlreichen, moralischen Anfeindungen ausgesetzt. Eine sozial Gefallene, gilt ihre Ehe zu einem polnischen Grafen als offiziell gescheitert, nur die noch nichts rechtskräftig durchgeführte Scheidung erhält ihr unter vorgehaltener Hand noch einen gewissen Status. Unerwünscht ist sie in der feinen, beinah inzestuösen High Society allemal. Newland entwickelt neben dem Respekt eine Art Beschützerinstinkt, der sich zur wahren Leidenschaft entwickelt. Einer Liebe, die komplizierter und ungünstiger nicht sein könnte. Das ist beiden klar und so versuchen sie ihre Gefühle im Zaum zu halten, schlussendlich bleiben aber nur faule und unbefriedigende Kompromisse übrig. Für alle Beteiligten.

Zeit der Unschuld ist luxuriöses Ausstattungskino auf Endstufe. Die fabelhaften Arrangements und Szenenbilder gleichen einem pompösen, emotional doppeldeutigen und lebendigen Gemälde, von Michael Ballhaus’ gleitender wie manchmal bewusst verharrenden Kamera unbeschreiblich schön eingefangen. Mit einem exzellenten und genau auf den Punkt agierenden Cast (niemals theatralisch, jede Emotion aber unmissverständlich vermittelnd) krankt es lediglich an der eigentlich angeprangerten, dennoch irgendwie auch praktizierten Oberflächlichkeit. So wunderschön der Film handwerklich in allen erdenklichen Faktoren ist, er beeindruckt mehr als das er berührt. Er thematisiert eine emotionale Unterdrückung, hervorgerufen durch den Zwang einer makellosen Oberfläche. Und im Prinzip gelingt Scorsese die Darstellung des Zweiteren besser als dem des Ersten. Die technische, detailgetreu Umsetzung ist famos und die Darsteller sind über jeden Zweifel erhaben. Eine wirklich empathische Bindung zu den Figuren findet nie statt, man sieht ihnen lediglich zu. Durchaus ihre Probleme und Befindlichkeiten verstehend, aber mit dem seltsamen Gefühl behaftet, nicht vollends in sie eintauchen zu dürfen.  Der Film ist ein Opfer seiner selbst aufgezeigten Oberflächenspannung. Aber noch im erkennbar reflektierten Bereich.

Fazit

Die Geschichte beinhaltet viele interessante Aspekte und die virtuose Inszenierung von Martin Scorsese lässt sie mitunter in all ihrer tragischen Schönheit erstrahlen, eine wirklich emotionale Tiefe wird dabei aber kaum erreicht. Merkwürdig distanziert fühlt man sich als Zuschauer durchgehend, auch weil der Film eine ungünstige Doppelmoral im Bezug auf Schein und Sein praktiziert, die so eindeutig nicht gewollt ist.

Kritik: Jacko Kunze

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