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Souli

Kritik von Souli

Gesehen: Juli, 2017

Nachdem er seine Drogenprobleme überstanden und seinen Ruf mit GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia wiederhergestellt hatte, sah sich Martin Scorsese bereit, den gleichnamigen Roman von Edith Wharton für die Leinwand zu adaptieren. Und mag Zeit der Unschuld auch Lichtjahre von den kinematographischen Meilensteinen entfernt sein, die den quirligen Italoamerikaner zur Legende avancieren ließen, so stellt Scorsese hier doch um ein weiteres Mal seine unglaubliche Vielseitigkeit unter Beweis. Als theatrales Sittengemälde, welches sich zum Auftrag gemacht hat, die Eingeweide der New Yorker High Society des 19. Jahrhundert zu durchleuchten, besticht Zeit der Unschuld primär freilich als opulenter Kostümfilm, in der Scorsese seine Ausstellungswut und Detailbesessenheit auskosten darf: Prunkvolle Interieurs bestimmten den Bildkader fortwährend, elegante Garderoben werden wie auf Modenschauen von A nach B spazieren getragen und Michael Ballhaus' all sehendes Auge schwelgt, träumt, verweilt. Unter seinem Pomp, seinem Glanz und Gloria, verbirgt sich eine geruhsame Auseinandersetzung mit dem rigiden Moralvorstellungen jener Epoche, für die der Wunsch nach bedingungsloser Liebe als Katalysator dient. Da Martin Scorsese aber kein Luchino Visconti ist, sondern sich in seinen erlesenen Bildkompositionen nur von diesem hat inspirieren lassen, offenbart Zeit der Unschuld ein prekäres Ungleichgewicht zwischen Inhalt und Form. Bis auf die letzten Minuten, in denen tatsächlich eine körperlich erfahrbare Schwermut entblättert wird, bleibt Zeit der Unschuld eine emotional kaum durchdringende Seherfahrung, der man vor allem in beobachtender Position beiwohnt. Eben ein Film, der unter seiner – unzweifelhaften - Erlesenheit erdrückt wird.

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