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Quelle: themoviedb.org

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Ein Banküberfall läuft aus dem Ruder und mündet in einer tagelangen Geiselnahme. Als die Polizei schließlich die Bank stürmt, findet sie die Bankräuber tot vor. Doch wo ist die Beute? Die einzige überlebende Geisel soll mit ihrer Aussage Licht ins Dunkel bringen.

Kritik

In den 90er Jahren träumten viele junge Filmemacher davon, der nächste Quentin Tarantino zu werden. Dessen Instant Classics Reservoir Dogs und Pulp Fiction sorgten für eine ganze Reihe ähnlich gelagerter Trittbrettfahrer, von denen die wenigsten auch nur der Erwähnung wert waren. Eines dieser gescheiterten und schnell in Vergessenheit geratenen Exemplare ist You Are Dead aus dem Jahr 1999. Für Drehbuch und Regie zeichnete sich der damals 25jährige Brite Andy Hurst verantwortlich, für den es sein zweiter Spielfilm nach dem kaum bekannten Project: Assassin war. Als Produzent fungierte der gebürtige Ostfriese Marco Weber, wodurch ein Großteil des Drehs tastsächlich auch in Deutschland stattfand, obwohl die Handlung natürlich ausschließlich in England angesiedelt war und vollständig mit britischem Personal gearbeitet wurde. Am nachhaltigsten an diesem Film ist wahrscheinlich noch der Titelsong You’re Dead von Die Toten Hosen, der bezeichnender Weise auch noch zu den weniger populären Titeln der Düsseldorfer Punkrock-Legenden zählt (dessen Musikvideo übrigens im gleichen Abwasch ebenfalls von Andy Hurst inszeniert wurde).

Der Anfang, er macht zumindest neugierig auf das weitere Geschehen. Ein Sondereinsatzkommando der Polizei stürmt eine Bank, dass sich ihnen bietende Szenario gleicht einem Schlachtfeld. Die Wände sind gesäumt von Einschusslöchern, überall lodern vereinzelte Brandherde und in einem Nebenraum liegen etliche Leichen. Darunter auch die des vermeidlichen Kopfs des Überfalls: Maitland (John Hurt, Der Elefantenmensch), ein berüchtigter Safe-Knacker, der eigentlich schon vor einiger Zeit dahingeschieden sein soll. Der bärbeißige Inspektor Badger (John Benfield, Speed Racer) hat ihn 20 Jahren hinter Gitter gebracht und war vor kurzem erst auf dessen Beisetzung, umso mehr wundert ihn dessen Beteiligung an diesem spektakulär gescheiterten Banküberfall. Zu seinem Verdruss kann er sich die einzige überlebende Geisel Jo (Claire Skinner, Sleepy Hollow) nicht persönlich vornehmen, sondern muss das Verhör zunächst der Kriminal-Psychologin Corner (Barbara Flynn, Miss Potter) überlassen. Dieser schildert Jo ihre Version der Ereignisse, wie aus einem eigentlich gewaltfrei geplanten Gentleman-Coup ein blutiges Massaker werden konnte.

Auch wenn in dem ganzen Vorhaben einer möglichst coolen und gewitzten Räuberpistole natürlich das Wunschdenken eines Tarantino-Lookalikes nicht zu übersehen ist, kopiert You Are Dead noch viel offensichtlicher den 90er-Hit Die üblichen Verdächtigen. Dort wie hier wird ein Verbrechen von der Planung bis zur Durchführung rückwirkend anhand der Aussagen der einzigen, noch verfügbaren Beteiligten rekonstruiert und freilich ist alles Gezeigte lediglich aus deren subjektiven Sicht zu verstehen. Dementsprechend ist jede vermeidliche Tatsache mit Vorsicht zu genießen, schließlich kann alles auch erstunken und erlogen sein oder es beruht auf Halbwahrheiten und Wissenslücken, die sich hinterher als kriegsentscheiden herausstellen könnten. Vom Konzept ist das naturgemäß ganz spannend, an der Umsetzung hapert es aber nach wenigen Minuten bereits deutlich. Zu sehr versucht man hier auf Teufel komm raus einen lässigen und im Idealfall sogar komischen Grundton zu installieren, der überwiegend gezwungen und vor allem übertrieben kindisch daherkommt. Befeuert noch durch das cartooneske Spiel einiger der Darsteller, allen voran John Benfield und dem dusseligen Handlanger-Ganoven-Duo Rhys Ifans (The Amazing Spider-Man) und David Schneider (28 Days Later).

Neben den teilweise extrem nervigen und absurd überzeichneten Figuren erweist sich zum Ende hin ausgerechnet der händeringend auf überraschend und smart getrimmte Plot als haarsträubend konstruierter Mumpitz, bei dem selbst mit zwei fest zugekniffenen Augen nichts auch nur ansatzweise plausibel erscheint und alles einem – selbst in seiner Unglaubwürdigkeit - verblüffend leicht zu durschauenden Twist-Schichtsalat untergeordnet wird. Die manchmal gewollt-trashige Inszenierung (dem deutlich zerknitterten John Hurt werden für 20-Jahre-Rückblenden einfach eine 70er-Perrücke aufgesetzt) ist dabei vereinzelt noch ganz charmant und es gibt immer mal wieder Momentaufnahmen, in denen You Are Dead zumindest eine Idee – sowohl vom Handwerklichem, als auch vom Narrativem – erkennen lässt, die dann aber in der Regel postwendend wieder durch seine aufdringlichen Unzulänglichkeiten erstickt wird.

Fazit

Ein weiterer, frühreifer Gernegroß aus der Abteilung Schnellschuss, der sich trotz coolem Soundtrack und der Beteiligung vom immer sehenswerter John Hurt am eigenen Anspruchsdenken aufhängt. Ist sicherlich nicht völlig ohne Unterhaltungswert und lässt grundsätzliches Potential in mehrfacher Hinsicht erkennen, scheitert aber umgehend, wenn es diese Anflüge mit Substanz untermauern soll.

Kritik: Jacko Kunze

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