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Hundstage ist die Verfilmung einer wahren Begebenheit von Sidney Lumet mit Al Pacino in der Hauptrolle, bei der ein paar Geiselnehmer die Sympathien der Bevölkerung erlangten, da der Überfall voller Pannen und ihre Ziele (relativ) uneigennützig waren.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Hundstage beruht auf einem am 22. August 1972 tatsächlich stattgefundenen Ereignisses, das sich damals zu einem spontanen Medienspektakel entwickelte. Ein höchst unprofessionell vorbereiteter Bankraub wurde ein Desaster und mündete in einer zermürbenden Geiselnahme, deren teils eigensinnigen Hintergründe und Verläufe eigentlich nur einem Drehbuch entspringen konnten. Dieses (zurecht Oscar-prämierte) Script schrieb sich in Folge dessen zwar sicherlich nicht von selbst, aber lieferte natürlich den idealen Nährboden für einen der wichtigsten, besten und über die Jahrzehnte in seinem Sub-Genre nie getoppten Beitrag des New-Hollywood-Kinos. Fast reflexartig wird die zweite Zusammenarbeit von Al Pacino und Sidney Lumet nach Serpico immer als „Die Mutter aller Geiselnahme-Filme“ tituliert – aber es stimmt nun mal schlicht und ergreifend. Kaum ein vergleichbares Werk bringt alle zu berücksichtigenden Facetten dieses speziellen Szenarios derartig detailliert zum Vorschein und verfällt dabei nicht dem Reiz, eines im selbstgerechten, bequemen Stil auszuschlachten. Ein wahnsinnig geschickter und respektvoller Drahtseilakt, bei dem Lumet abermals einen Meilenstein des Kinos für sich beansprucht.

Brooklyn, mitten im Hochsommer 1972: Es ist scheiß-heiß. Richtige, beschissenen Bullenhitze, bei der man keinen Hund vor die Tür prügeln würde. An so einem Dog Day Afternoon beschließen Sonny (Al Pacino) und Sal (John Cazale, Der Pate) eine Bank auszurauben. Eigentlich sind sie zu dritt, aber mit dieser Fehlzündung beginnt das gesamte Debakel: Die Absicherung wie Fluchtwagenfahrer in Personalunion bekommt kalte Füße und zieht viel zu spät die Reisleine. Gut, den vermeidlich perfekt geplanten Coup dürften Mastermind Sonny und sein handfester Vollstrecker Sal wohl noch alleine wuppen, aber Murphys Gesetzt schlägt gnadenlos zu. Wirklich alles geht schief. Kein Geld im Tresor, der Rauch der im Papierkorb abgefackelten Registernummern lockt erst ungebetenen Besuch an und als man sich gerade mit der spärlichen Beute verdünnisieren will, klingelt das Telefon: Es herrscht Redebedarf. Zwischen dem zur Improvisation gezwungenen Duo und den jetzt schon locker 250 Polizisten, die längst Stellung um das Gebäude bezogen haben. Anzahl stetig ansteigend, denn mit jeder Minuten werden noch weitere Journalisten und besonders Schaulustige angelockt, die das Ganze zu einem wahren Happening mit Festival-Charakter werden lassen. Was eine eh schon stressige Mexican-Stand-Off-Situation nur noch ungünstig aufbläht.

Mit intensiven, hitzigen, moralisch hinterfragenden und Krisen-befüllten Situationen kennt sich Sidney Lumet ja bestens aus, darf doch sein Kammerspiel-Debütfilm-Meisterwerk Die zwölf Geschworenen eigentlich in keiner halbwegs ernstzunehmenden Top-(mindestens 100)Liste fehlen. Der zur Verfügung stehende Radius darf diesmal etwas ausgeweitet werden, Dreh- und Angelpunkt, pulsierendes Zentrum des Geschehens bleibt aber (bis zum Showdown) immer die Bank. In der Panik und Todesangst der Geiseln mit der Zeit immer mehr verschwinden, sich fast eine heitere Verbrüderung mit den Verbrechern einschleicht, während diese ihre anfangs noch demonstrierte Selbstsicherheit deutlich einbüßen. Man bewegt sich unfreiwillig aufeinander zu. Die Machtpositionen verwischen. Am Ende scheint man in einem Boot zu sitzen, obwohl das eigentlich nie der Fall ist. Nur eine der Ressourcen seines Plots, die Hundstage perfekt herausarbeitet. Eine bald skurrile, aber glaubhafte Situationskomik wird da ebenso wenig ausgelassen wie die konstant nervöse Anspannung, die den toternsten Kern der Geschichte nie aus dem Auge verliert: Am Ende des Tages wird einer verlieren. Ein freundschaftliches Unentschieden ist ausgeschlossen und wahrscheinlich gibt es nicht mal einen Sieger nach Runden. Das kann nur bitter werden. Für welche Seite, das ist noch offen.

Ohne Zeit zu verplempern verwebt Lumet wahnsinnig geschickt und schleichend Hochspannung, Zeitdokument und giftige Ironie. Konzentriert sich aber irgendwann deutlich auf die komplizierte, ambivalent-zwischenmenschliche Ebene. Wodurch Hundstage neben allen fachlichen und rein inhaltlichen Qualitäten allein empathisch viel tiefer geht, als man es zunächst vermuten könnte. Das Wechselspiel zwischen Moral und Sympathie, Handeln und Motivation, Recht und Unrecht, es ist alles ein auslegbarer, schwarz-weißer Raum. Nüchtern betrachtet verwirrend, emotional dennoch eine glasklare Entscheidung. Mehr als nur das greifbar gemachte Stockholm-Syndrom, da der Film nie einseitig oder plakativ wird. Sondern stets darum bemüht ist, die Anspannung, Unsicherheit und die spezielle Situation, unter stetiger Beobachtung und dem Einbezug des durchaus beeinflussenden Drumherums für beide Parteien zu verdeutlichen. Am Ende gar rührend und mit wahrer Wut behaftet, da die „Gerechtigkeit“ als solche eben nur noch ein hohler Begriff aus dem Lexikon ist.

Da der sensationelle Cast bisher nur begleitend erwähnt wurde, gehört ihm der gesamte, nun folgende Absatz. Über die Qualität von Al Pacino in den 70ern zu sprechen dürfte überflüssig – weil indiskutabel – sein, eine rein rhetorische Frage. Nur kurz dazu: Diese Energie, dieses impulsive Spiel und trotzdem in entscheidenden Momenten sich sensibel hinter den Bedeutungen zu positionieren, um sie wirken zu lassen – das machte ihn besonders damals so einzigartig (die Familiengespräche am Telefon, vielleicht die besten Szenen des Films). In einer kleinen, aber immens wichtigen Nebenrolle glänzt Chris Sarandon (Chucky – Die Mörderpuppe) wie danach nie wieder, Charles Durning (Der Clou) war eh immer eine Bank und ist in den explosiven Wortgefechten mit Pacino absolut ebenbürtig – und dann gibt es eben noch diesen John Cazale. Der seinem tragischen Schicksal mit einer beinah zynisch anmutenden Dialogzeile gegenübertritt. In einer Szene wird seine Figur gefragt, warum sie nicht rauchen würde. Seine Antwort: „I don’t want to cancer.“ Tatsächlich wurde exakt zu diesem Zeitpunkt bei ihm Lungenkrebs diagnostiziert. Cazale dreht im Anschluss nur noch Die durch die Hölle gehen, verstarb im Alter von 42 Jahren und geht als eine der größten, flächendeckend unbekannten Legenden im Business ein. 5 Filme, 5 Meisterwerke (Der Pate, Der Pate 2, Der Dialog, Hundstage & Die durch die Hölle gehen). Was wäre wenn…und mit einem ähnlichen Gefühl entlässt einen auch eines der zahlreichen Meisterwerke von Sidney Lumet.

Fazit

Ein Film für die Ewigkeit, mindestens stilprägend, ohne dabei jemals prätentiös oder aufdringlich zu erscheinen. „Hundstage“ verkörpert die perfekte Gratwanderung zwischen Genre- und Arthouse-Kino, weil eben keine der beiden Kategorien hier zutreffen scheint. Zeitgeist, Emotion und perfekte Inszenierung vereinen sich mit dem nicht zu kalkulierenden, leicht experimentellen Glücksfaktor, womit bisher nie übertroffene Maßstäbe etabliert wurden. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort, auf die perfekte Art und Weise…also das genau Gegenteil zu den vorgetragenen Geschehnissen.

Kritik: Jacko Kunze

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