6.1

MB-Kritik

Der Mann mit den Röntgenaugen 1963

Sci-Fi, Horror, Thriller – USA

6.1

Ray Milland
Diana Van der Vlis
Harold J. Stone
John Hoyt
Don Rickles
Leon Alton
Morris Ankrum
Benjie Bancroft
George DeNormand
John Dierkes
Bobby Gilbert
Stuart Hall
Kathryn Hart
Ed Haskett
Jonathan Haze
Vicki Lee

Inhalt

Der Wissenschaftler Dr. Xavier arbeitet an einem Mittel, das die Sehkraft des menschlichen Auges erhöhen soll. Zunächst von einer Stiftung finanziert, muss er bald ohne Unterstützung weiterarbeiten. Xavier entwickelt ein Serum, das er X nennt. Unter der Aufsicht seines Freundes Dr. Brant macht er einen Selbstversuch. Das Serum zeigt sofort Wirkung. Der begeisterte Xavier träufelt sich daraufhin immer wieder die Flüssigkeit in die Augen und kann bald darauf sogar durch Gegenstände sehen. Brant, der inzwischen von der Gefährlichkeit des Serums überzeugt ist, rät Xavier, mit den Versuchen aufzuhören. Xavier hört jedoch nicht auf ihn. Es kommt zum Streit, und während des Handgemenges stößt Xavier seinen Freund ungewollt durch ein Fenster. Xavier flüchtet, da er nun wegen Mordes von der Polizei gesucht wird.

Kritik

Zum Entstehungszeitpunkt von Der Mann mit den Röntgenaugen hatte die Karriere von Ray Milland sich schon längst im B-Movie- und vor allem TV-Sektor eingenistet. In den 40ern ein Superstar, Film Noir-Veteran und Oscar-Gewinner (für seine famose Leistung eines hoffnungslosen Trinkers in Billy Wilder’s Das verlorene Wochenende), war er auch Anfang der 50er noch sehr gefragt (u.a. in Hitchcock’s Bei Anruf: Mord). Nun schreiben wir die frühen 60er und die großen Rollenangebote blieben aus für den inzwischen Mitfünfziger. Da kam Roger Corman wie gerufen. Nach ihrer ersten Kooperation in Lebendig begraben verpflichtet dieser ihn prompt noch für diese Produktion, die seinerzeit äußerst positiv aufgenommen wurde und heute als (kleiner) Klassiker des Science Fiction-Kinos gilt.

Milland spielt Doktor James Xavier. Sein entwickeltes Serum soll die bisher ungenutzten 90% des menschlichen Auges zum Leben erwecken. Finanziell bald schon auf Eis gelegt läuft ihm die Zeit davon und somit wagt er voller Überzeugung den Selbstversuch. Mit Erfolg. Plötzlich sieht er mehr, als ihm manchmal lieb ist. Mit dieser Fähigkeit verwandelt sich nicht nur ein beschwingter Tanztee in eine freizügige Nackedei-Veranstaltung, sondern es lässt sich wirklich Gutes tun. So verhindert Dr. Xavier den Kunstfehler eines Kollegen in letzter Sekunde, da ein normales Röntgengerät gegen seinen gestochen scharfen Blick unter jedwede Oberfläche alt aussieht. Doch dann läuft alles schief. Im Streit tötet er unabsichtlich seinen Partner und muss fliehen. Auf einem Jahrmarkt taucht er als Hellseher unter, ist aber längst besessen wie abhängig von seiner Wunderdroge, deren große Möglichkeiten sich Stück für Stück in einen ausweglosen, persönlichen Albtraum verwandeln, aus dem es nur ein konsequentes Entrinne geben kann.

Der Mann mit den Röntgenaugen bedient den klassischen Stoff des brillanten Wissenschaftlers, der Opfer seines eigenen Ehrgeizes und der selbst kreierten Schöpfung wird. Oberflächlich zum Wohle der Menschheit gedacht, in Wahrheit jedoch hauptsächlich das eigene Ego streicheln und in göttliche Sphären vorstoßen soll. Thematisch somit grob vergleichbar mit Werken wie Frankenstein oder Die Fliege, wobei Corman diesmal das Horror-Genre nur minimal touchiert. Vielmehr soll der tragische Aspekt der Figur im Vordergrund stehen, zumindest scheint es so. Dafür fällt die Geschichte allerdings etwas zu dünn aus und ist eben nicht mehr als ein günstiges B-Movie, das angesprochene Mad Scientist-Inhalte mit Science Fiction und leichten Hitchcock-Anleihen (der – mehr oder weniger – Unschuldige auf der Flucht) vermengt. Das wirkt eher wie eine solide Folge Twilight Zone mit einigen guten Ansätzen, die aber selbst in seinen besten Momenten nicht mal in die Nähe des damals erstaunlichen hochwertigen Schaffens von Corman heranreicht. Verglichen mit seinem atmosphärisch wundervollen Edgar Allan Poe-Zyklus nur eine nette Beigabe. Daran ändert auch das angeblich so revolutionäre Spectarama-Verfahren nichts, welches nur eine spektakuläre Umschreibung für einen ziemlich unspektakulären Bildfilter ist. Naja. Ray Milland passt mit seinem von jeher mental derangierten Auftreten allerdings wunderbar auf die Rolle und das Finale ist im kleinen Rahmen durchaus erinnerungswürdig.  

Fazit

Zum Klassiker geschlagenes Sci-Fi-B-Movie vom Corman-Fließband. Wie immer (oder zumindest damals) für seine Verhältnisse sehr anständig und trotz der üblichen Hektik mit Herzblut inszeniert mangelt es dieser mehr auf das menschliche Drama fokussierten Geschichte jedoch eindeutig an inhaltlicher Substanz. Passable, kurzfristige Unterhaltung. Gibt aber eindeutig Besseres, auch in der Gewichtsklasse.

Autor: Jacko Kunze
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