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Inhalt

Bernadette Fox (Cate Blanchett) ist anders als die perfekt organisierten Mütter aus der Nachbarschaft. Sie ist chaotisch, exzentrisch, sensibel – und schläft schlecht. Bernadette braucht nach Jahren der Fürsorge für ihre Familie dringend mal wieder etwas Zeit für sich. Die einstige Stararchitektin hat Los Angeles den Rücken gekehrt und ist ihrem Mann Elgie (Billy Crudup), einem erfolgreichen IT-Manager, nach Seattle gefolgt. Dort leben die beiden mitsamt der 15jährigen Tochter Bee (Emma Nelson) in einer von Brombeerhecken umrankten alten Villa, die viel zu groß und obendrein sanierungsbedürftig ist. Als Bernadettes penible Nachbarin Audrey (Kristen Wiig) darum bittet, die wuchernden Brombeerbüsche an der Grundstücksgrenze zu entfernen, setzt das eine Kette von Missgeschicken in Gang, die Bernadettes Leben endgültig auf den Kopf stellen. Und plötzlich ist sie verschwunden. Elgie und Bee nehmen die Suche auf – und ihre Reise endet schließlich mitten in der Antarktis mit einer überraschenden Entdeckung...

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Was geschieht mit uns, wenn wir unsere Passionen aus den Augen verlieren, unsere Leidenschaften aus vergangen Tagen noch immer in uns pulsieren, doch nicht an die Oberfläche dringen? Das ist eine der Fragen, die Richard Linklater (Dazed and Confused, Boyhood) in seinem neuen Film Where’d You Go, Bernadette, der dem gleichnamigen Bestseller-Roman Maria Semples folgt, aufwirft. 

Im Zentrum steht die titelgebende Bernadette (Cate Blanchett, Carol), eine mit Stipendien und Preisen ausgezeichnete Ausnahmearchitektin, die mit ihrem für Microsoft arbeitenden Mann Elgie (Billy Crudup, Almost Famous) und ihrer Tochter Bee (Emma Nelson) in Seattle lebt. Seit dem Rückzug aus der eigenen Karriere hat sie eine Sozialphobie entwickelt. Die eigenen Nachbarn sind ihr zuwider und die Beziehung zum dauerarbeitenden Elgie entspricht kaum mehr als einer routinierten Performanz. Einzig ihre Tochter Bee schafft es bisweilen, sie aus dem Trott herauszuholen. So auch, als diese ihre Eltern eines Abends darauf hinweist, dass für ihre hervorragenden Noten in der 8. Klasse noch ein Geschenk ausstünde. Entgegen ursprünglicher Überlegungen interessiert sich Bee nun jedoch nicht mehr für ein Pferd; den Countdown der globalen Erwärmung im Hinterkopf wolle sie stattdessen mit ihren Eltern an die Antarktis fahren, um die Eislandschaften zu sehen, solang sie noch existieren. Was für Elgie und Bee ein großes Abenteuer verspricht, versetzt Bernadette zunehmend in Panik. Als sich Elgie bewusst wird, dass seine Frau regelmäßig Antipsychotika einnimmt wie andere Leute Tic Tacs und zunehmend die Realität aus den Augen verliert, organisiert er eine Intervention. Bei der Aussicht, sie solle sich in stationäre psychiatrische Behandlung begeben, ergreift sie die Flucht durchs Badezimmerfenster. Die Frage ist: Where’d you go, Bernadette? 

Verglichen mit Semples Vorlage inszeniert Linklater in einer für ihn typischen Art eine Geschichte mit weniger Konfliktlinien. Den Ärger und die Wut, die sich im Roman immer wieder Bahn brechen, übersetzt er in Melancholie und Ratlosigkeit. So zum Beispiel, wenn Elgie während der einberufenen Intervention daran scheitert, zu Bernadette durchzudringen. Auch der heranwachsenden Bee ist unklar, was im Kopf ihrer Mutter, ihrer “besten Freundin”, vor sich geht. Als beide im Auto lauthals mit Cindy Lauper zu “Time After Time” einstimmen, löst sich Bernadettes Gesicht immer mehr in Tränen auf. Manchmal, so entgegnet Bernadette dem ratlosen Blick Bees, wolle sie sich vom Alltag berühren lassen. Je mehr wir im Laufe des Filmes über Bernadette erfahren, desto mehr gewinnt diese Szene in ihrer Dimensionalität. Denn als sie später ihren ehemaligen Kollegen Paul Jellinek (Laurence Fishburne, The Matrix) trifft, wird deutlich, dass er es ist, der Bernadette am besten versteht. Weit davon entfernt, sich von den unübersehbaren Anzeichen ihres Wahnsinns beunruhigen zu lassen, erkennt er die grundlegende Natur Bernadettes.

“People like you must create. That's what you were brought into this world to do, Bernadette. If you don't, you become a menace to society.” 

Linklater greift hier einen Diskurs auf, der vermutlich fast soweit zurückdatiert wie die Kunst selbst. Die Stellung des Künstlers bzw. der Künstlerin in der Gesellschaft. Wenn Bernadette mit Bee im Auto zu Cindy Lauper singt und weint, so wird ihr auch bewusst, dass der Alltag, wie sie ihn gegenwärtig gestaltet, nicht der Alltag ist, der sie zu erfüllen mag. Das im Hinterkopf, gewinnt der Titel des Filmes eine weitere Ebene. Es ist so auffällig wie konsequent, dass “Where’d You Go, Bernadette” nicht mit einem Fragezeichen endet, denn es handelt sich um weit mehr als die Frage ihrer Tochter Bee und ihres Mannes Elgie, wohin sie denn verschwunden sein möge. Es nähert sich dem Moment der Selbsterkenntnis Bernadettes an; die Erhöhung der Stimme zum Satzende beweist sich als obsolet, denn die Antwort ist bereits da. Es wäre wohl nicht Linklater, würde er in der expliziten Frage nicht das Implizite erforschen (An dieser Stelle sei angemerkt, dass sich der deutsche Titel, "Bernadette", in seiner Schlichtheit dieser Auseinandersetzung verweigert). 

So positiv sich all das liest, so konventionell gerät das Endprodukt. Auch kleine Ideen wie jene, die “out-of-touch” lebende Bernadette all ihre Textnachrichten und E-Mails per Voice-Control formulieren zu lassen, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich der Film wie eine Studioproduktion anfühlt, die weder das Familiengefüge um Bernadette, Elgie und Bee noch jenes der Zuschauer stören möchte und die Auseinandersetzung mit realen Fragen verweigert. Dass Linklater als Mittel der Charakterisierung einen Youtube-Video-Essay benutzt, der sich mit der Protagonistin Bernadette Fox (‘eine der bedeutendstens Architekt*innen, deren Namen sie nicht kennen’) und ihrer Karriere befasst, ist spannend. Täglich erscheinen solche Blogs online, vielfach handeln sie von Filmen und Serien, häufig unter der reduktionistischen Überschrift, diesen Twist oder jenes Ende ‘erklären’ zu wollen. Gleichwohl handelt es sich hier um einen besonderen Wendepunkt in der Geschichte um Bernadette, der sie zur Abkehr von ihrer Karriere bewegt. Insofern ist es zu bedauern, dass Linklater nicht mehr Zeit mit diesem Initiationsmoment verbringen möchte, dass er letztendlich in die gleiche Falle tappt, in die so viele der aus dem Boden sprießenden Video-Essays tappen: Irgendetwas wird auf unterkomplexe Weise *explained*. Linklater, dessen Œuvre sich vor allem dadurch auszeichnet, charaktergetriebene Geschichten zu erzählen, gibt seine größte Stärke hier fahrlässig aus der Hand. 

Und so einleuchtend das obige Zitat sie auch als kreative Person definieren mag, um ihre Probleme zu beschreiben, so wenig berücksichtigt es all die anderen Umstände, die zu Bernadettes Leben in Abgeschiedenheit führen. Wenn zum Ende hin suggeriert wird, dass Bernadette nur ein paar Monate in Abgeschiedenheit leben muss, um dort ihrer Leidenschaft nachzugehen, dann ist das schlicht das Äquivalent zum fast schon systeminhärenten sabbatical, was man nur mal eben einlegen muss, um dann, ein Jahr später, mit frisch aufgeladenen Akkus, wieder in die kompetitive Leistungsgesellschaft zurückzukehren. Es passt ins Bild, dass Vater Elgie seiner Tochter zum Ende hin mit freudigem Lächeln verkündet, dass er nun Freelancer werde, um mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Nichts ist hier wirklich neu, nichts haben wir nicht schon in ähnlicher Form gesehen. Doch wenn der Abspann beginnt und wir zu Cindy Laupers Time After Time “A Richard Linklater Film” lesen, können wir diesem Mann nicht böse sein, der uns so viele Perlen des US-amerikanischen Indie-Kinos gebracht hat.

Fazit

Die Chancen stehen schlecht, dass “Where’d You Go, Bernadette” jene Popularität erreichen wird, wie sie die Romanvorlage erfahren hat. Dafür ist der Film schlicht zu durchschnittlich. Nur hin und wieder flackern die Momente auf, die uns daran erinnern, wozu Linklater doch eigentlich in der Lage ist. 

Kritik: Patrick Fey

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