MB-Kritik

Wo de peng you 2023

Drama, Short

Zhou Xun

Inhalt

China während der Asienspiele 1990. In einer Fabrik findet abends eine Kinovorführung statt. Die Pförtnerin verteilt die limitierten Tickets, während ein schüchterner Poet auf jemanden wartet. Ein behutsam erzähltes, nostalgisches Porträt.

Kritik

Unbenannte Gräben und unerwartete Gemeinsamkeiten zwischen den Angehörigen unterschiedlicher Generation, Gesellschaftsschichten und Gesinnung eröffnen sich als übergreifendes Motiv Dalei Zhangs filmischen Schaffens auch in seinem jüngsten Beitrag zu den Berlinale Shorts, deren Jury ihn 2021 für Day is Done mit dem Silbernen Bären auszeichnete. Wieder umgibt die Charaktere der melancholischen Momentaufnahme eine Aura unbestimmter Sehnsucht, verlorener Vertrautheit und ein Bedürfnis nach Nähe. Das zeigt sich mehr in Unterhaltungen als den ungesprochenen Worten und stillem Zuhören.

 und andere dezente Details etablieren die Dynamik zwischen der systemtreuen Ticket-Verkäuferin (Zhou Xun, The Yinyang Master), die ihre eigenen Bedürfnisse hinter gesellschaftlichen und familiären Verpflichtungen zurückgestellt hat, und dem jungen Reiserückkehrer Li Mo (Wang Yibo), der ziellos und fremd in seinem ehemaligen Umfeld wirkt. Das Kino wird für beide zum Fluchtraum vor einer Lebensrealität, die beide nicht an den gewünschten Ort geführt hat. Die als Hommage eingebunden Vorführung eines französischen Klassikers offenbart indes unwillkürlich die dramaturgische Kurzsichtigkeit.

Fazit

Mit einem hervorragenden Ensemble angeführt, von einer wunderbaren Zhou Xun, intuitivem Gespür für Atmosphäre und einem Blick für Alltagsszenen von leiser Ironie zieht Dalei Zhangs fiktive Episode aus dem Jahr 1990 das Publikum erneut in eine nostalgische Kurzgeschichte. Diese besticht nicht trotz, sondern gerade aufgrund ihrer Reduktion, die dennoch genügt, um hier eine unzureichende Differenzierung sozialer Möglichkeiten und vor allem Beschränkungen durchscheinen zu lassen. Die privilegierte Perspektive ist nur „universell“ für jene, die nie darüber hinausblicken.

Autor: Lida Bach
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