Inhalt
Aus einem Kurztrip wird ein blutiger Albtraum. Der Ort ist berühmt für seine rituellen Hexenverbrennungen. Jill und ihre Freunde sind hier, um zu Snowboarden. Durch einen Unfall bleibt ihr Auto liegen. Gefangen in der eisigen Kälte, in der Enge ihres Vans und weit von jeglicher Zivilisation, beginnt ein aussichtsloser Überlebenskampf. Denn die Hexen scheinen noch immer hier zu sein...
Kritik
Wer sich mit der Geschichte des Horrorfilms ein Stück weit vertraut gemacht hat, der weiß ganz genau, dass es nie gut enden wird, wenn eine Gruppe von Freunden / Studenten / Teenagern den Entschluss fasst, für einige Tage die Stadt zu verlassen, um etwas sorglosen Spaß in der Abgeschiedenheit der unberührten Natur zu verbringen. Beim Sterben ist jeder der Erste, Tanz der Teufel oder Wrong Turn sind unter diesem Gesichtspunkt nur eine Beispiele. Mit Witches in the Woods versucht sich Regisseur Jordan Barker nun am nächsten Eintrag in diesen erzählerische Sparte – und betreibt bereits beim Titel reinrassigen Etikettenschwindel. Wer sich nämlich vorfreudig ausmalt, hier mal wieder einen Genre-Film zu erleben, in dem einmal mehr die sinistre Bedrohung von Hexenwerk zum Ausdruck gebracht wird, der wird enttäuscht.
Dabei muss man Witches in the Woods durchaus zugute halten, dass er optisch überraschend hochwertig daherkommt. Allein die Eröffnung, in der uns Jordan Barker die Protagonisten im Zuge einer 360°-Kamerafahrt durch den Innenraum des Autos vorstellt, ist technisch nicht unbegabt bewerkstelligt worden. Wenn sich der Film dann noch in die raue Schönheit der ungezügelten Natur Kanadas begibt, weiß Barker auch vor allem in den ersten 30 Minuten durchaus solide, die Bilder für sich sprechen zu lassen. Die hiesige Waldlandschaft versprüht ohnehin bereits von ganz allein aus ein Klima des Unwohlseins. Leider gelingt es Witches in the Woods schlussendlich nicht, sein eisiges Setting wirklich stimmungsvoll umzusetzen, was sich vor allem ausgerechnet ab dem Moment verdeutlicht, wenn Jill (Hannah Kasulka, Was passiert, wenn's passiert ist) mit ihrem Geländewagen irgendwo im Nirgendwo liegenbleiben.
Was folgt, ist großes Gähnen. Witches in the Woods nämlich verwendet einen Großteil seiner Laufzeit letztlich darauf, die Hauptakteure dabei zu beobachten, wie sie sich innerhalb des SUVs ankeifen, um nach und nach der Überzeugung anheim zu fallen, draußen in den Wäldern lauert eine übernatürliche Gefahr (die eingangs durch einen – Obacht - Tankstellen-Flyer angedeutet wird). Das Problem an dieser Vorgehensweise ist, dass es Jordan Barker zu keiner Zeit gelingt, den Charakteren Kontur zu verleihen. Stattdessen sehen wir hier einen Haufen ätzender Unsympathen, die Witches in the Woods nutzt, um die älteste, aber prinzipiell legitime Allegorie der Welt auf denkbar uninspirierteste Art und Weise abzuspielen: Das Böse wartet nicht dort draußen, in einem angeblich verfluchten Wald, sondern entwächst letztlich unserem Inneren, der monströsen menschlichen Seele.
Fazit
Von wegen Hexenwerk. Mit "Witches in the Woods" reiht sich der nächste uninteressante Horror-Beitrag in die Regale der Videotheken ein. Optisch überraschend hochwertig und schauspielerisch durchaus solide, krankt der Film letztlich an dem fehlenden Vermögen seitens Regisseur Jordan Barker, den Charakteren Kontur zu verleihen. Was bleibt, ist eine Gruppe ätzender Unsympathen, die im Innenraum eines Geländewagens um ihr Leben tölpeln. Gähn.
Autor: Pascal Reis