MB-Kritik

Who Said Death Is Beautiful? 2023

Horror, Animation

Rika Mayama
Yurika Nakamura
Nagae Ryoki
Takeshi James Yamada

Inhalt

In einem von zombieversuechten Japan sucht Medizinerin Rika in einem abgeschotteten Hospital nach einem Heilmittel und kümmert sich zugleich um die wenigen überlebenden Infizierten, deren Mutation mit Hilfe eines seltenen Serums verlangsamt, aber nicht aufgehalten oder umgekehrt werde kann. Unter ihren Patienten sind der 17-jährige Dichter Rei und seine Schwester Yuna, die in ihrer Existenz keinen Sinn mehr sieht. Als das Hospital schließlich auch von aggressiven Zombies überlaufen wird, verschwindet Yuna. Rika flieht mit Rei, den nur die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit seiner Schwester antreibt. Doch als sie einander schließlich in der verwüsteten Außenwelt begegnen, scheint alle Hoffnung verloren.

Kritik

Das fatalistische Fazit und der kompromisslose Pessimismus Ryō Nakajimas (Samurai Rock) defätistischen Dramas erscheinen wie ein ironischer Kommentar zur Debatte um den nur knapp über eine Stunde langen Zombie-Anime. Die von Reiko Honjō in Zusammenarbeit mit Takahiro Tsuduki geskriptete Adaption seines gleichnamigen Mangas entstand als erster Film im Programm des angesehenen Annecy International Animation Film Festivals unter Einsatz von AI. Die diente angeblich nur den Lichteffekten des mit einer Mischung aus Motion Capture und VR entwickelten Animationsfilms.

Dessen Handlung ist nur das Fragment einer solchen. Dieses Bruchstückhafte ist seltsam passend für ein Szenario, in dem die untoten Antagonisten wankende Überreste sind und die mehr oder weniger lebendigen Hauptcharaktere ein Stück Menschlichkeit nach dem anderen verlieren (bevor dann Körperteile folgen). Ein aus einem Labor freigesetztes Virus droht ganz Japan zu zombifizieren. In einem abgeschotteten Hospital behandelt Medizinerin Rika (Stimme: Yurika Nakamura) ausgewählte Infizierte mit einem Gegenmittel, das die Mutation indes nur verzögern kann.

Der 17-jährige Dichter Rei (Ryōki Nagae) und seine Schwester Yuna (Rika Mayama), die ihrem Dasein ein Ende setzen will. Ihr komplett auf sie fixierter Bruder will sie daran hindern, obwohl sie ihn um Beihilfe bittet. Todessehnsucht und Suizidalität sind praktisch das einzige Gesprächsthema der zukünftigen Zombies, bis ihre aggressiven Artgenossen auch das Hospital einnehmen. Doch damit kommt noch lange nicht die Erlösung für die larmoyant leidenden Geschwister und das Publikum, das auf allen Ebenen mitleidet.

Die Farbpalette der mit synthetischer Sentimentalität aufgeladenen 3D-Bilder ist auf eine Handvoll Braun-, Orange- und Gelbtöne reduziert, ohne das daraus eine wirkungsvolle Farbdramaturgie entstünde. Noch beschränkter sind Mimik und Gestik der sich kantig, unnatürlich oder oft auch gar nicht bewegenden Figuren, die nichtmal ausreichend Profil für Stereotypen besitzen. Hintergrund und Kulissen sind bar jeglicher Details und wirken wie losgelöst von den Charakteren, die im Vordergrund agieren. Oder einfach ewig reden, ohne etwas Sinnvolles zu sagen.

Fazit

Mit seinen eindimensionalen Pappmaché-Protagonist*innen, skizzenhaften Szenarien und austauschbaren Anti-Ästhetik wirkt Ryō Nakajimas nihilistischer Nekrolog wie ein Pitch für ein antiquiertes PC-Spiel. Stumpf und seelenlos inszeniert, dient die unfertige Story des unter Einsatz der umstrittenen Open Source Technologie Stable Diffusion kreierten Endzeit-Horrors dient lediglich als Folie für fetischistische Faszination mit körperlichem Zerfall und theatralischem Tod. Letzter ist inmitten der morbiden Monotonie mit pseudo-poetischen Phrasen verbrämte Dekadenz-Dekoration. Niemand hat gesagt, es würde schön. Aber so schlimm …?

Autor: Lida Bach
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