MB-Kritik

When the Light Breaks 2024

Drama

Elín Hall
Katla Njálsdóttir
Mikael Kaaber
Ágúst Örn B. Wigum
Gunnar Hrafn Kristjánsson
Baldur Einarsson
Þorsteinn Bachmann
Einar Haraldsson

Inhalt

Ein einziger Tag birgt für die junge Una eine Flut aufwühlender Gefühle. Ein schmerzlicher Verlust, ein Geheimnis, Trauer, aber auch unerwarteter Trost, Freundschaft und Nähe verändern alles. 

Kritik

Die duale Deutungsmöglichkeit des Titels, der einen Tagesanbruch heraufbeschwört, aber vor dem bedrückenden Handlungshintergrund auch an das Erlöschen eines Lebenslichts denken lässt, ist zugleich ein dezenter Verweis auf das komplexe Kernthema Rúnar Rúnarssons (Echo) konzisen Charakter-Chronik. Diese entspinnt sich an nur einem Tag, an dem sich für die junge Una (Elín Hall) alles ändert. „Du musst es Klara sagen“, erinnert sie Diddi (Baldur Einarsson) in der vorherigen Nacht. Es ist die Letzte, die beide miteinander verbringen. 

Ein bizarres Unglück reißt Diddi aus dem Leben. Seine Freunde sind fassungslos. Auch Una, die offiziell eben nur das ist: eine gute Freundin, aber nicht seine Freundin. Das ist Klara (Katla Njálsdóttir). Sie ahnt nichts von der heimlichen Beziehung Unas mit ihrem Partner, dessen plötzlicher Tod die angestrebte Aussprache nun unmöglich macht. Die Flaggen hängen auf Halbmast; ein Zeichen der stummen Trauer, die für die Protagonistin eine ganz eigene ist, und auch ihres seelischen Rückzugs.

Ihr Geheimnis, das Klaras Anreise nach längere Abwesenheit noch greifbarer macht, steht wie eine unsichtbare Wand zwischen ihr und der in Schmerz, aber auch gemeinsamen Erinnerungen an den Verstorbenen vereinten Clique. Deren Fokus aus Klara, deren Trauer wie selbstverständlich als die schwerwiegendste aufgefasst wird, weckt in Una eine verwirrende Mischung aus Neid- und Schuld. Mit ergreifender Präzision vermittelt Elín Halls zurückgenommenes Schauspiel die widersprüchlichen Emotionen einer äußerlich fragilen Figur, die ihre psychische Stärke an unerwarteter Stelle findet.

Fazit

Klamme Temperaturen werden in den diesigen Bildern zum Sinnbild frostigen Kummers, aber auch dessen kollektiven Erlebens als Quelle eines tiefen Zusammenhalts. Diese gemeinschaftliche Verlusterfahrung und Unas Gefühl individueller Isolation sind die komplementären Motive des differenzierten Gruppenbilds. Rúnar Rúnarsson begreift Trauer als ein ebenso facettenreiches wie wandelbares Gefühl, das im selben Moment universell und zutiefst persönlich sein kann. In einer Gesellschaft, die Trauer pathologischer, ist der Verweis auf deren versöhnende Kraft nicht nur dramatisch essenziell.

Autor: Lida Bach
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