3.0

MB-Kritik

Voodoo Passion - Der Ruf der blonden Göttin 1977

Drama, Crime – Switzerland

3.0

Inhalt

Nach einer Zeit der räumlichen Trennung zieht die naive Susan endlich zu ihrem Gatten Jack nach Haiti. Fasziniert vom exotischen Flair der Insel gerät sie jedoch schnell in den Bann örtlicher Voodoo-Priester und wird von verstörenden Träumen geplagt. Daneben beschäftigt sie ebenfalls die Anwesenheit einiger hübscher Damen auf ihrem Anwesen, die nicht nur Jack schöne Augen machen. Als dann ein Mord geschieht droht die Situation zu eskalieren und bringt Susan an die Schwelle zum Wahnsinn.

Kritik

Der im April 2013 verstorbene Regisseur Jesús Franco Manera, bekannt als Jess Franco, hinterließ eine rein zahlenmäßig überwältigende Filmographie. Insgesamt wird er als Regisseur für mehr als 200 Filme geführt, darunter seine ersten Gehversuche Ende der 1950er mit diversen Kurzdokumentationen und natürlich seine zahlreichen Genre-Filme, die vor allem in den 1970ern erschienen. Hier lässt sich außerdem eine interessante Entwicklung seiner Filme erkennen, denn der frühe Fokus auf Thriller und Horror wich mehr und mehr erotischen Elementen, bis Franco schließlich ordinäre Pornofilme drehte. Der Streifen „Der Ruf der blonden Göttin“ aus dem Jahr 1977 ist ein Hybrid und ist eine Momentaufnahme eben dieser Entwicklung.

Einige Regisseure haben es bisher geschafft Thriller und Erotik gewinnbringend zusammenzubringen. Paul VerhoevensBasic Instinct“, Stanley KubricksEyes Wide Shut“, Roger KrumblesEiskalte Engel" oder auch „Wild Things“ von John McNaughton sind Beweise für gute Ergebnisse dieser Formel. Leider ist Jess Franco weder als Drehbuchautor, noch als Regisseur auch nur ansatzweise so begabt wie die Beteiligten der genannten Filme. Das gilt auch für seinen Schauspieler, die wohl nur wegen ihrer äußeren Erscheinung bzw. der Bereitschaft diese bei jeder Gelegenheit ungehemmt der Kamera zu präsentieren, gecastet wurden.

Die Geschichte ist gleichermaßen simpel und hirnrissig: Die frisch vermählte Susan (Ada Tauler) reist zu ihrem Mann Jack (Jack Taylor), der in Haiti als Konsul tätig ist. Vom Flughafen wird sie allerdings ganz unromantisch von der strengen Assistentin ihres Mannes, Inez (Muriel Montossé), abgeholt. Im Haus angekommen trifft Susan zudem auf Olga (Karine Gambier), die nymphomanische und zur Inzucht neigende Schwester ihres Mannes die passenderweise eine starke Ähnlichkeit zur Dschungelcamp-Bewohnerin Melanie Müller aufweist. Aus dieser merkwürdigen Pornokonstellation entwickelt Franco in der Folge eine Voodoo-Sex-Fantasie und verwischt bewusst die anfangs noch klare Trennlinie zwischen Traum und Realität. Damit verwirrt er aber nicht nur die arme Susan, sondern erschwert es in erster Linie dem Zuschauer der Handlung zwischen den hochfrequent eingestreuten erotischen Aufeinandertreffen der Personen zu folgen.

Natürlich ist dieser Genrebeitrag nicht für penible Filmkritiker gemacht, die sich an langen Kamerafahrten und raffinierten Schnitten erfreuen, doch selbst für einen bierseligen Abend in lockerer Runde taugt dieser Streifen eher wenig. Die komödiantischen Highlights, ob beabsichtigt oder nicht, sind nämlich die seltenen Dialoge. Da wäre zum Beispiel die wahnwitzige Erklärung für die Voodoo-Verschwörung („er (Jack) arbeitet halt für irgendeinen Geheimdienst“) oder die unreflektierte Darstellung von Voodoo und Zombies. Insgesamt wird jedoch zu wenig gesprochen und die ständigen Sexsegmente bremsen die Handlung zu sehr aus, um als Gesamtfilm zu unterhalten.

Selbst wenn man die Handlung komplett ausblendet und den Fokus auf besagte Sexsegmente richtet wird man schlussendlich enttäuscht die DVD aus dem Abspielgerät verbannen, es sei denn man erfreut sich an pickligen Hintern, dilettantisch inszenierten Nackttänzen und monotoner Trommelrhythmen. Franco setzt jedenfalls eher auf plumpe Fleischbeschau, möglichst maximal ausgeleuchtet, anstatt das Publikum mit seinen Figuren kunstvoll zu verführen.

Fazit

„Der Ruf der blonden Göttin“ steckt in ungünstiger Lage zwischen Thriller und Erotik fest. Die Mischung erinnert stark an Russ Meyer-Filme wie „Drunter, drüber und drauf“ oder Jonathan Yudis „Pervert!“, jedoch ohne deren Unterhaltungswert zu erreichen.

Autor: Fabian Speitkamp
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