Obwohl Regisseur Joe Begos (Almost Human) erst 1987 geboren wurde, lässt sich nicht bestreiten, dass der Filmemacher klar einen Hang zu dieser filmischen Dekade besitzt. Seine Kurz- soviel Langfilme huldigen diesem Jahrzehnt, durch ihre prägnante audiovisuelle Ästhetik, die mit Neonfarben und wummernden Synthie-Klängen klar Bezüge zu den Werken von John Carpenter und diversen Horrorfilmen der 1980er Jahre ziehen. Sein actionreicher VFW - Veterans of Foreign Wars macht da keine Ausnahme.
Das Werk erinnert wie eine Mischung aus Assault -Anschlag bei Nacht und From Dusk Till Dawn, allerdings ohne Road Movie und Vampire. Stattdessen sind es Junkies, die durch die Droge Hype quasi zu willenlosen Zombies des Kingpin Boz (Travis Hammer, Independence Day: Wiederkehr) werden. Dieser sendet seine Armee der tumben und wenig zimperlichen Totschläger zum Angriff auf die Bar des Kriegsveteranen Fred Paras (Stephen Lang, Don't Breathe). Dieser wollte mit seinen Kriegskumpeln eigentlich gemütlich seinen Geburtstag feiern, als die junge Lizard (Sierra McCormick, Some Kind of Hate) reingestürmt kommt. Nach dem Boz ihre Schwester in den Suizid trieb, stahl sie ihm seine Drogen und die will der gnadenlose Gangster-Punker natürlich zurück und das um jeden Preis.
Die Geschichte von VFW - Veterans of Foreign Wars ist also eher zweckmäßig und hält sich auch nicht lange mit Erklärungen auf. Die dargestellte Welt erscheint dabei wie ein Mysterium. Die Stadt hat keinen Namen und außer den Guten auf der einen und die Bösen auf der anderen Seite gibt es auch keine weiteren Figuren, die sich in die Handlung einmischen. Gut so. VFW - Veterans of Foreign Wars ist narrativ entschlackt und auf Funktionalität getrimmt. Es gibt auch keinerlei Graustufen und dass die niedergemetzelten Junkies ja eigentlich auch nur Opfer von Boz und seiner Entourage sind, wird auch zu keiner Zeit thematisiert. Moralisch fragwürdig? Absolut. Stört es den Film in seiner Absicht einfache, blutdurchtränkte Unterhaltung zu bieten. Nö, tut es nicht.
Womit Joe Begos seinem dritten Spielfilm aber ein Bein stellt, ist die Optik, bzw. das Licht. VFW - Veterans of Foreign Wars ist stellenweise so dunkel, dass man höchstens erahnen kann, was da gerade auf dem Bildschirm passiert. Vor allem, wenn innerhalb der Bar gleich mehrere Brandherde existieren und Begos und sein CutterJosh Ethier nicht so recht wissen, welchen Kampf sie jetzt eigentlich zeigen wollen, entpuppt sich der Indie-Film als eine schwarze Bildpampe. Hier blitzt mal eine Klinge oder zerbrochene Flasche auf, dort wird ein Gewehr nachgeladen, hier explodiert gerade ein Kopf – vermutlich. Es gibt auch immer wieder Momente, in der es Begos durchaus gelingt trotz dunkler Optik so viel zu zeigen, dass das Gleichgewicht aus düsterem Look und erkennbaren Inhalt gibt, aber leider Gottes sind es vor allem die Szenen, in denen viel und wahrscheinlich auch interessantes passiert, die fast schon an ein Schattentheater erinnern.
Wenn es Begos aber gelingt sichtbar zu zeigen, was das gerade in und um die Bar geschieht, dann kommt gewiss Freude auf, bei allen Anhängern nasser, rötlicher und spritzender Horrorkost: Gliedmaßen werden abgeschlagen, scharfe Gegenstände werden dutzende Male in Bäuche und Hälse gerammt und natürlich werden auch hin und wieder Körper in Gänze gesprengt. Ernst zu nehmen ist das alles nicht und soll es auch gar nicht. Übertreibung ist Trumpf. Zwar bietet VFW - Veterans of Foreign Wars kein allzu absichtliches Augenzwinkern, doch es ist zu jeder Zeit sehr deutlich, dass hier weder ein ernsthafter Horror- noch Actionfilm das Ziel der Macher war, sondern hauptsächlich eine bluttriefende Befriedigung niederer Genre-Gelüste. Schön übrigens, dass es der Film unbeschadet durch die FSK geschafft hat.
Das Herz und die Seele von VFW - Veterans of Foreign Wars sind aber nicht die Todesszenen oder die Ästhetik, sondern die Darsteller der wehrhaften Veteranen und Barhockerwarmhalter. Kenner des Genres bekommen hier ein schönes Wiedersehen mit in Ehre gealterten Mimen, die allesamt sichtbar Spaß beim Dreh hatten. Da ist es wirklich schade, dass wir wegen der Lichtgestaltung nicht immer so viel von William Sadler (Ritter der Dämonen), Martin Kove (Rambo II - Der Auftrag), David Patrick Kelly (Die Warriors), George Wendt (Cheers) und Fred Williamson (From Dusk Till Dawn) zu sehen bekommen.