6.6

MB-Kritik

Vesper Chronicles 2022

Sci-Fi, Adventure, Drama

6.6

Raffiella Chapman
Eddie Marsan
Rosy McEwen
Richard Brake
Melanie Gaydos
Edmund Dehn
Matvej Buravkov
Marijus Demiskis
Markas Eimontas
Titas Rukas
Markas Sagaitis

Inhalt

Das Ökosystem der Erde ist zusammengebrochen. Ein großer Teil der menschlichen Population wurde ausgelöscht. Während in den sogenannten „Zitadellen“ die Oligarchie gedeiht, kämpfen die junge Vesper (Raffiella Chapman) und ihr bettlägeriger Vater Darius (Richard Brake) im nahezu unbewohnbaren Ödland ums Überleben. Als die Zitadellen-Bewohnerin Camellia (Rosy McEwen) im naheliegenden Wald bruchlandet, gewährt Vesper ihr Unterschlupf und macht sich auf die Suche nach Camellias Vater. Ein Pakt wird geschlossen, der Vespers Leben für immer verändert. Denn Camellia hütet ein Geheimnis… Ein gefährliches Abenteuer nimmt seinen Lauf, das nicht nur über die Zukunft des willensstarken Mädchens, sondern der ganzen Erde entscheiden wird.

Kritik

Der neue Film des Regie-Duos und (Aurora, The ABCs of Death 2) ist wahrlich ein Kleinod im Genre des Sci-Fi: Denn im Film rund um eine märchenhafte Dystopie voller Schrecken, Ekel, Gefahren aber auch Hoffnung, geht es nicht um große Schlachten, große Bilder oder Effekte, sondern um den Menschen, seine Zukunft und einen Keim, der als Aufbruch und Warnung zu verstehen ist. So gelingt es Vesper Chronicles mit seiner fabelhaften Minimalistik, seiner gruseligen Ästhetik und seinen fabelhaften Figuren eine Geschichte zu erzählen, die gleichzeitig Kritik als auch Abenteuer ist. Eine Reise zu uns selbst, hervorragend begleitet von (Infinite - Lebe unendlich) die als Titelgebende Vesper einen sofort in den Bann zieht. Und auch wenn Vesper Chronicles mehr Fantasy denn Sci-Fi ist, kommen hier gerade Fans von philosophischen wie ruhigen Filmen voll auf ihr Kosten. Und dies hat gleich mehrere Gründe.

Der erste und offensichtlichste ist wohl das Budget: Denn trotz seiner wenigen Geldmittel, gelingt es Vesper fast schon nebenbei eine Welt zu offenbaren (die mit nur wenig CGI daherkommt), die nicht nur plausibel inszeniert wird, sondern mit seinen Schrecken – wie gefährlichen Pilzen oder tödlichen Organismen – auch zu faszinieren weiß. Nebelumfangende Wälder, geisterhafte Moore aber auch die farbenprächtigen Garten-Labore runden das Spektakel dabei angenehm ab. Abseits dessen, ist aber auch Vesper höchst relevant: Die Natur ist vernichtet, wendet sich gegen den Menschen selbst, während eine elitäre gesichtslose reiche Klasse sich von den Armen befreit hat. Doch nicht nur dies: Diese sind wiederrum abhängig von den Samen, die nicht reproduziert werden können. Diese Genmanipulation – um ein Monopol zu errichten, wo die Samen stets von einem Konzern gekauft werden müssen – findet bereits heute statt und findet hier ihre abschließende Reise. Doch im geht es Vesper gar nicht so sehr um ein Aufrütteln oder eine Botschaft, und wenn, dann lautet diese Hoffnung!

So erleben wir die Welt als eine, die bereits ihren Zenit weit überschritten hat und Hoffnung, Liebe und Solidarität nur noch am Rande stattfinden lässt. Genau hier kommt die mysteriöse Camellia () ins Spiel, die mit Vesper eine Freundschaft findet, an der sich beide festhalten können, während sie vor der Welt und ihrer Grausamkeit flüchten. Doch auch der Rest des Cast, hier unter anderem mit seiner Stimme als Darius oder als furchterregenden Jonas sind auf den Punkt gebracht und treiben die Geschichte voran. Und auch wenn Vesper zum Ende hin etwas von seinem Zauber verliert und der Fantasy-Sci-Fi-Aspekt etwas Genre-Generisch wird, so bleibt es doch eine Reise, die man zuletzt sehr selten gesehen hat. Es innert an Filme wie Stalker, Quiet Earth oder Brazil. An eine Kreativität, die viel zu selten zu sehen ist.

Fazit

"Vesper Chronicles" ist ein starkes wie kreatives Endzeit-Märchen geworden, welches nicht nur von seinem fabelhaften Cast lebt, seinem einmaligen wie atemberaubenden (ohne großes Budget versehenden) Look, sondern auch von seiner Botschaft rund um Freundschaft und Hoffnung. Ein Kleinod im Genre, welches nicht perfekt ist, aber gerade daher zum Schauen und Staunen einlädt. Ganz klar eines der Sci-Fi-Highlights des Jahres.

Autor: Thomas Repenning
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