Inhalt
Ein Wochenmarkt irgendwo in der französischen Provinz. Hinter ihrem Käsestand steht, wie jede Woche, die gesamte Familie Bélier. Während die Eltern Rodolphe und Gigi sowie Sohn Quentin zwar auffällig freundlich, aber sehr schweigsam sind, ist Tochter Paula umso gesprächiger. Die Kunden im Ort kennen das schon und wundern sich schon lange nicht mehr, dass Paula die Kundenwünsche für ihre Familie in Gebärdensprache übersetzt. Denn alle in der Familie sind gehörlos - bis auf Paula. Doch die Béliers sind ein munterer, verschworener Haufen und weit davon entfernt die Dinge so zu nehmen wie sind. Insbesondere hat sich Rodolphe in den Kopf gesetzt Bürgermeister zu werden, denn vom amtierenden hält er nichts. Rodolphe ist sich seines Erfolgs sicher, und mit Paulas geschickten Übersetzungskünsten wird er die Kampagne schon gewinnen. Doch dann tritt ein unerwartetes Hindernis auf! Paulas Musiklehrer entdeckt ihre wunderschöne Stimme und ermuntert sie in Paris Gesang zu studieren. Das stellt Paula vor Entscheidungen, die mit ein paar Gebärden nicht zu lösen sind. Dazu kommt, dass Paula sich zu allem Überfluss auch noch verliebt hat. Von diesem Zeitpunkt wissen alle am besten, was für Paula gut ist, die Eltern, der Musiklehrer und auch ihre beste Freundin Mathilde. Doch Paula wäre keine Bélier, wenn sie nicht ihren ganz eigenen Kopf hätte und das bringt so einiges durcheinander...
Kritik
Wenn ein deutscher Verleih hierzulande eine französische Komödie starten lässt, dann ist die Hoffnung des Verleihs natürlich groß, dass der Film bei uns ähnlich große Wellen schlägt wie „Ziemlich beste Freunde“ oder „Monsieur Claude und seine Töchter“. Auch bei „Verstehen Sie die Béliers?“ hatten gewiss einige gehofft, der Filme würde groß abräumen. Die Geschichte von einer Familie, voller Gehörloser, die sich damit abfinden muss, dass ihre einzige hörende Tochter eine Gesangskarriere startet. Der Disput zwischen den Eltern und der Tochter, die für ihre Eltern als Art Kontaktpunkt zu der Welt der Hörenden funktioniert, wird vom Film oftmals etwas zu überspitzt dargestellt. Aus komödiantischer Sicht keine schlechte Entscheidung, doch wenn „Verstehen Sie die Béliers?“ später versucht tragikomische oder gar reinrassig dramatische Bilder und Situationen für sich zu nutzen, wird dies irgendwie recht inkonsequent und vor allem äußerst beliebig.
Die Darsteller geben sich dabei aber keine wirkliche Blöße. Hauptdarstellerin Louane Emera, die in Frankreich durch die Castingshow „The Voice“ im Fernsehen entdeckt wurde und hier erstmals vor einer Kinokamera stand, besitzt wirklich eine überzeugende Ausstrahlung. Dass ihre Rolle den Zuschauer letztlich mehr aus der eigentlichen Lebenssituation der Familie herausbringt, statt sie wirklich damit bekannt zu machen, ist klar eine der ganz großen Schwächen von „Verstehen Sie die Béliers?“. Denn somit kommt keine wirkliche Inklusion zu Stande. Regisseur Eric Lartigau („Nachtblende“) ist mehr an einem gefälligen Rührstück statt an einer wirklich authentischen Behandlung der Thematik interessiert. Die dargereichten humoristischen Szenen und Momente erweisen sich darüber hinaus oftmals als eher geistlose Witzchen.
Richtig böse kann man Lartigaus Film aber selten sein. Dafür ist die Komödie dann doch zu herzlich. Allerdings auf eine recht synthetische Art und Weise. Denn die gesamte Inszenierung zielt fast schon mechanisch aufs Herz ab. Mit hellen, Licht durchfluteten Impressionen und schwelgerischen Bildern aus Frankreich, lädt „Verstehen Sie die Béliers?“ zum üppigen Träumen von einem französischen Landurlaub ein. Alles ist schön, alles sieht aus wie in einer Touristenbroschüre. Regisseur Lartigau füllt seinen Film mit Katalogbildern, an denen kein Krümelchen Dreck oder Staub haften bleibt. Sie scheinen sogar abwaschbar zu sein. Das erzeugt eine recht unschöne, artifizielle Note und macht deutlich dass „Verstehen Sie die Béliers?“ am Ende doch nicht mehr ist als statisches Erbauungskinos, welches dann doch recht wenig mit dem echten Alltag einer gehörlosen Familie gemein hat.
Fazit
Recht bieder auf Herzlichkeit gedrillte Tragikomödie, die ihr offensiv dargelegte Ziel, dem Zuschauer teilnehmen zu lassen am Familienleben einer gehörlosen Familie, ziemlich in den Sand setzt. „Verstehen Sie die Béliers?“ ist nicht mehr als ein zu sicher inszeniertes Feel Good-Movie, welches jedwede Risiken scheut, um auch ja keinen Zuschauer abzuschrecken.
Autor: Sebastian Groß