Inhalt
Schwer verletzt wird Lisbeth ins Krankenhaus gebracht und kann mit Glück überleben. Während sie allmählich wieder zu Kräften kommt, fasst die „Sektion“, eine Geheimorganisation unter staatlicher Schirmherrschaft, den Entschluss, sie zu töten bzw. als unglaubwürdig hinzustellen. Auch das „Millennium“-Magazin gerät in den Fokus, nachdem sich das Team dazu entschlossen hatte, Lisbeths Story in einer Sonderausgabe zu veröffentlichen. Trotz der Gefahren und Drohungen nimmt Mikael die Recherchen auf und bekommt bald unerwartet Unterstützung, so dass das Schicksal um Lisbeth zum offenen Schlagabtausch wird…
Kritik
Es ist soweit – die „Millennium“-Trilogie nähert sich dem Ende. „Vergebung“ markiert den dritten Teil der Saga um die Hackerin Lisbeth und ihrem Quasi-Freund Mikael Blomkvist und erzählt die Geschichte, die in „Verdammnis“ noch nicht beendet wurde, fertig. Nachdem nun der zweite Teil an Inszenierungsmacken krankte, war die Gefahr groß, dass sich das nun wiederholen sollte. Dasselbe Team brachte die Reihe zum Abschluss, und resümierend dürften durchwachsene Gefühle aufkommen, auch wenn Lisbeths Geschichte immer noch sehr faszinierend ist und nun endlich auch der Politthriller in ihm wieder erwachte.
Man könnte in inszenatorischer Sicht den Text aus „Verdammnis“ kopieren und hier hineinsetzen. Der Stil wurde konsequent weitergeführt und erbt somit all seine auffälligen Schwächen. Immer noch kann der TV-Charakter durch Schnitt- und Tempomacken nicht überzeugen, und dem Film sowie dem Team geht zum Schluss sogar noch mehr die Puste aus als befürchtet. Immer wieder hat man den Eindruck, dass eine Szene gut wirkt und schon im nächsten Schnitt absolut amateurhaft zusammengestückelt wurde. Als „Prunkstück“ wird dann das Finale als spannend verkauft, leiert aber derart vor sich hin, dass man fast erschrocken das Weite sucht.
Das ist insofern schade, als dass die Geschichte immer noch interessant geblieben ist. Lisbeth bleibt immer noch der Aufhänger der Story, wird hier aber um die Elemente des Politthrillers erweitert, die Fans nicht verpassen sollten. Nun bewegt sich „Vergebung“ endlich wieder im Fahrwasser von „JFK – Tatort Dallas“ oder „Akte X“, was vor allem auf persönlicher Ebene wieder mehr Inhalt anbietet. Dadurch wird dieser dritte Teil wieder etwas vielschichtiger und nicht so zweidimensional wie noch der Vorgänger. Leider wird eben durch die schwache Regie und das durchwachsene Drehbuch der Stoff regelrecht abgearbeitet, was in der Gerichtssequenz oder dem Finalkampf nach einem Ringen nach dem lange ersehnten Ende anmutet. Dabei hält man sich natürlich alle Optionen offen, die Geschichte weiter zu erzählen, sprich das Ende hat keinen befriedigenden Abschluss.
Wenig Neues auch von der Schauspielerfront. Immer noch im selben Muster können sich die Hauptpersonen gut behaupten, während sich ein paar Nebenfiguren etwas mehr in den Vordergrund spielen konnten. Neben positiven Begleiterscheinungen wie die des Staatsanwaltes oder Anders Ahlborn als Psychiater sorgen im Gegensatz Aussetzer wie Mikael Spreitz als hünenhafter Mörder oder Annika Hallin für gespaltene Reaktionen, die wegen der Inszenierung und einigen persönlichen Aussetzern für unfreiwillige Lacher sorgen dürften.Es ist einfach schade zu sehen, wie die Schauspieler in einer Minute sehr überzeugend wirken und in der nächsten eine Szene geradezu kaputtspielen können.
Letztlich bleibt ein Eindruck bestehen, der in zwei Lager spaltet. Einerseits kann man die Reihe als entlarvendes Werk ansehen, dass vor allem den Inhalt in den Mittelpunkt stellt, bewies aber vor allem mit Teil 1, dass Inszenierung viel wett bzw. kaputt machen kann. So schlingern nach starkem Beginn zwei Drittel der Trilogie in der Inkonsequenz des Regisseurs Daniel Alfredson und der sprichwörtlichen „Resteverwertung“ gedrehter Szenen. Neben Kinderkrankheiten wie Schnittfehler und Temposünden darf man gerne Teil 1 als Detektivstory mit verstörendem Charakter bezeichnen, während die starken Fortsetzungen an ihrem Eigengeruch ein wenig scheitern.
Fazit
Als Abschluss hätte man sich nach „Verdammnis“ etwas mehr Elan gewünscht, der vor allem im Timing mehr hätte sein können.Doch bleibt „Vergebung“ das, was sich sein Vorgänger aufgebaut hat. Die Story bleibt nach wie vor spannend, interessant und provokant, und das ist neben einer soliden Schauspielerleistung alter Bekannter der Fuß in der Tür des Zuschauers. Es bleibt trotzdem der schale Nachgeschmack hängen, dass man das Niveau von „Verblendung“ hätte beibehalten sollen.
Autor: Sascha Wuttke