Inhalt
Bei einer Reihe waghalsiger Abenteuer in der düsteren und gefährlichen kriminellen Unterwelt lernt Han Solo (Alden Ehrenreich) seinen späteren Co-Piloten Chewbacca (Joonas Suotamo) kennen und trifft auf den berüchtigten Glücksspieler Lando Calrissian (Donald Glover).
Kritik
Nach Rogue One: A Star Wars Story folgt mit Solo: A Star Wars Story nun der schon zweite Standalone-Film der Sternenkrieg-Saga innerhalb kurzer Zeit. Und es war definitiv kein einfacher Weg, denn die Produktion wurde überschattet von zahlreichen Problemen am Set. Phil Lord und Christopher Miller (22 Jump Street), die ursprünglich angeheuerten Regisseure des Films, wurden kurz vor dem Ende der Dreharbeiten vom Studio gefeuert, da es zu kreativen Differenzen mit den Verantwortlichen kam. Kurzerhand sprang Oscar-Gewinner Ron Howard (Frost/Nixon, A Beautiful Mind) ein und musste Berichten zufolge rund 70-80% des Films neu drehen. Auch der Cutter des Films, Chris Dickens (Slumdog Millionaire), verließ das Projekt, während Gerüchte aufkamen, dass Hauptdarsteller Alden Ehrenreich (Hail Caesar!) mit seiner Rolle überfordert sei.
Auch wenn vieles dafür sprach, ein Debakel ist Solo: A Star Wars Story keinesfalls geworden. Tatsächlich hat Ron Howard wirklich gute Arbeit darin geleistet, den hinterlassenen Scherbenhaufen zu einem homogenen Ganzen wieder zusammenzufügen, dem all seine Komplikationen gar nicht mehr anzumerken sind. Tonal unterscheidet sich Solo: A Star Wars Story von Rogue One, Star Wars: Episode VII - Das Erwachen der Macht und Star Wars: Die Letzten Jedi dahingehend, dass der Film nun weitaus lockerer daherkommt, ohne diese Schwere, die die letzten Filme durchzog. Solo inszeniert einfach ein spaßiges Weltraumabenteuer voller Elan und Energie, dessen Geschichte sich ohne des Aufkommens eines galaktischen Krieges, großen Weltraumschlachten oder dem Fehlen der Macht im Allgemeinen zwar nicht der vollen epischen Bandbreite eines gängigen Star Wars-Films bedient, gleichzeitig aber auch beweist, dass das gar nicht nötig ist. Seine Heist-Gangster-Story mag zwar einfacher Natur sein, sie passt aber auch zu einem Han Solo.
Solo steht zunächst vor der schwierigen Aufgabe, die Vorgeschichte einiger über die Jahre liebgewonnenen Charaktere sinnvoll aufzugreifen, wobei neue Akzente wünschenswert sind, ohne aber das Erbe der Originale zu beschmutzen. Insgesamt gelingt die Verknüpfung wirklich gut, vor allem das Zusammentreffen von Han und Chewie zeigt sich gelungen, resultiert in einer schönen Dynamik zwischen ihnen und ebnet auf nachvollziehbare Art ihr enges Band der Freundschaft. Und mit dem Aufkommen von Lando Calrissian wird auch das spätere, etwas schwierige Verhältnis zwischen ihm und Han ein Stück weit nachvollziehbarer. Darüber hinaus finden auch zahlreiche kleinere Details, mal mehr und mal weniger bedeutend, ihren Platz in der Handlung, die eine Brücke zu den anderen Filmen schlagen.
In die Fußstapfen der ikonischen Rolle von Harrison Ford (Blade Runner) zu treten ist eine wahrlich undankbare Aufgabe, die nahezu zum Scheitern verurteilt ist, doch Alden Ehrenreich schlägt sich überraschend gut als neuer Han Solo. Ziemlich schnell akzeptiert man das neue Gesicht hinter der Figur, da sie das Original mit einer Mischung aus leichter Überheblichkeit, Lockerheit und Gerissenheit glaubhaft imitiert. Ehrenreich ist also ein wirklich würdiger Ersatz für Ford. Und mit der charismatischen Performance von Donald Glover (Atlanta) leistet sich der Film mit der Besetzung von Lando Calrissian gleich den nächsten Glücksgriff.
Aber auch die neuen Charaktere wissen zu gefallen und erhalten ein wenig mehr Profil, als es noch bei der Truppe von Rogue One der Fall war. Woody Harrelson (True Detective) passt beispielsweise wunderbar in die Rolle des Mentors von Han, der als undurchsichtiger Outlaw ebenfalls ordentlich mitmischen darf. Mit dem Droiden L3-37, der sich stets über mangelnde Rechte für Roboter beklagt, kommt ein wenig gut platzierter Humor hinzu, während Emilia Clarke (Game of Thrones) auf eine Weitererzählung ihrer Geschichte im vermutlich noch kommenden Nachfolger besonders neugierig macht.
Während Rogue One noch unter dem Problem litt, als losgelöstes Spin-Off nicht die volle Star Wars-Atmosphäre aufbauen zu können, gelingt das Solo bei Weitem besser. Natürlich hat es der Film mit seinen bekannten Charakteren etwas einfacher, zu verdanken ist es aber auch John Powell (Green Zone), dessen Soundtrack dem eines John Williams (Die Geisha) stilistisch sehr viel näher kommt. Kein Vergleich zu den wenig eindringlichen Klängen von Michael Giacchino (Oben) aus Rogue One. Damit fühlt sich Solo, auch ohne die serientypische opening crawl, sehr viel mehr nach einem echten Star Wars an.
Abschließend bleibt nur noch zu sagen, dass Solo besser wurde als gedacht. Das Pacing mag zwar immer noch nicht ideal sein, ist aber deutlich gelungener als in Rogue One oder Die Letzten Jedi. Die Actionszenen sind unterhaltsam inszeniert und zeigen sich technisch erneut von ihrer besten Seite. Und auch der Humor ist diesmal weit weniger aufdringlich und fühlt sich stets wohldosiert und passend an. Im Zusammenspiel mit den sympathischen Charakteren ergibt sich so ein stimmiges Ergebnis, das mit mehr emotionaler Tiefe zwar noch einen bleibenderen Eindruck hätte hinterlassen können, doch in seinem jetzigen Zustand ebenfalls sehr zufriedenstellt.
Fazit
Auch wenn die Story von "Solo: A Star Wars Story" nicht das denkwürdigste Kapitel der Reihe darstellt, so handelt es sich dennoch um einen stimmungsvollen und auch spaßigen Film, der vor allem mit seinen starken Charakteren, ihrem gelungenen Zusammenspiel und dem passenden "Star Wars"-Feeling punkten kann.